§14  - Basedow
       
        Basedow, am Malchiner See, in einer der schönsten und reichsten Gegenden des Landes gelegen und sicher über 500 Jahre ins ununterbrochenen Besitze der Hahn, ist zu allen Zeiten der Sitz eines reichen Geschlechts gewesen, welches stets die Künste des Friedens geliebt und gepflegt hat, ein Juwel in der Landeskrone.  War das Geschlecht der Hahn auch schon in den frühesten Zeiten angesehen und einflussreich, so beginnt sein bedeutender Güterbesitz doch erst mit der folgenreichen Erwerbung von Basedow am 3. Mai 1337.  Seit dieser Zeit werden, je nach dem jedesmaligen Bildungszustande der Zeiten, die Verhältnisse zu Basedow ungefähr immer dieselben gewesen sein.  Schon am 16.  Juni 1474 wird der Wohnsitz der Hahn zu Basedow "das Schloss zu Basedow" (up dem slate to Basedow) genannt und am 13.  Juni 1479 hatte der Ritter Lüdeke Hahn zu Basedow ein Gestüt (stud). Im J. 1481 dienten Söhne aus edlen Geschlechtern, z. B. Heinrich Babzin und Claus Barrnekow, als Knappen der Hahn auf dem Schlosse Basedow, wahrscheinlich weil diese, z. B. im J. 1506, 15 Rossdienste von ihren Gütern zu leisten hatten, am meisten von allen Rittersitzen in Meklenburg.  Ist aber Basedow immer mit Theilnahme genannt, so wird das Ansehen noch vergrössert, wenn man einen tiefern Blick in die bisher unbekannte historische Bedeutung der Gegend thut, in welcher der Vaterlandsfreund eine Quelle der deutschen und christlichen Cultur der Heimath erkennen wird.
       Die jetzige umfangreiche Feldmark Basedow besteht au der alten Feldmark Basedow und den Feldmarken einiger untergegangener Dörfer, von denen Wargentin, am Malchiner See, zwischen diesem und Basedow, das bedeutendste war. Und in eben diesem Wargentin, und von hier weiter in den umliegenden Dörfern, beginnt die Morgenröthe der Cultur in dem östlichen Theile des Vaterlandes.
        Der letzte Aufstand der Wenden, welcher gleich nach dem Tode Pribslavs mit dem Anfange der J. 1179 begann und an 40 Jahre dauertze, vernichtete im östlichen Meklenburg alle Keime der jungen Saat, und fast ein halbes Jahrhundert hindruch hwerrschte hier eine zügellosere Wildheit, als je zuvor, da es an einer kräftigen und einflussreichen Regierung im Ganzen und im Einzelnen fehlte; die im J. 1172 vom Bischofe Berno von Schwerin gestiftete Cistercienser-Mönchs-Abtei Dargun, in fast unmittelbarer Nähe der Fürsten-Residenz Demmin, war eine Räuber- und Wildhöhle geworden und konnte erst im J. 1216 wieder aufgerichtet werden, und das Prämostratenser Chorherren-Stift zu Broda bei Neubrandenburg erlitt ein ähnliches Schicksal. In dieser Verwirrung hatten die leutizischen oder vorpommerschen Herzöge zu Demmin auch das Land Circipanien an sich gerissen, welches sich von der Trebel hier gegen Westen hin in einem Dreieck zwischen den Recknitz- und Peene Gewässern bis über Güstrow hinaus an die Nebel-Gewässer erstreckte. Dem Streben der Herzöge folgten die pommerschen Bischöfe von Cammin, welche neuen
Samen der Bildung in diesen Ländern zu streuen suchten.  Dabei kamen sie aber mit den Bischöfen von Schwerin in Streit, welche im Gegensatze und von Rechts, wegen die geistliche Herrschaft über Vorpommern behaupteten; der Streit ward erst im J. 1263 völlig beigelegt und zwar zu Gunsten des Bischofes von Cammin, zu dessen Sprengel fortan das Land Circipanien und mit ihm noch die Stadt und die Umgegend von Güstrow gehörte.  Die weltliche Herrschaft gewannen die heimischen Fürsten seit dem J. 1219 wieder, nachdem der Fürst Borwin I. seinen Söhnen die Mitregierung des Landes eingeräumt hatte.
       
Die christliche Geschichte des östlichen Meklenburgs beginnt mit der Germanisirung des Dorfes Wargentin.  Am 26.  Juni 1215 nämlich schenkte der pommersche Herzog Kasimir, Fürst der Leutizen zu Demmin, unter Zustimmung seines Sohnes Wartislav und in Gegenwart mehrerer hochgestellter Geistlichen und wendischen Edlen, dem Cistercienser-Jungfrauen-Kloster zu Arndsee bei Salzwedel in der Altmark das Dorf Wargentin und den halben wargentiner (oder malchiner) See; die darüber ausgestellte Urkunde gehört zu den theuersten Kleinodien des Vaterlandes und des hahnschen Geschlechtes.  Das Dorf lag zwischen dem See Wargentin, dem Flusse Zuziza und dem Eichenwalde zwischen Wargentin und Malchin, welches damals schon als wendisches Dorf bestand. Der Fluss Zuziza ist wohl ohne Zweifel der von Lupendorf herabkommende Fluss zwischen Basedow und Rothenmoor, welcher in der Urkunde vom 6. Jan. 1404 die Lubenbêk genannt wird, als Lüdeke Hahn den Besitz des halben wargentiner Sees von der Lubenbêk bis an die Peene versichert erhielt. Der Eichenwald zwischen Wargentin und Malchin ist die alte Landwehr vom Malchin mit ihrem noch stehenden, hohen, noch mit einzelnen Eichen besetzten Walle.
    Diese Verleihung von Wargentin an das entfernte Kloster Arndsee ist für die Landesgeschichte von der höchsten Bedeutssamkeit uind muss einen tiefen Grund haben. Eine grosse Rolle in der Gesichte Meklenburgs spielen die zahlreichen Cistercienser-Nonnenklöster, welche die ältesten Nonnenkläster im Lande waren: Neukloster oder Sonnenkamp, Rühn, Eldena, Dobbertin, Zarrentin, Ivenack, Wanzka. Das Cistercienser-Mönchs-Kloster Doberan war im J. 1170 von dem Kloster Amelungsborn im Bisthume Hildesheim, dessen Einrichtung auch auf den Dom zu Güstrow übertragen ward, gestiftet und Doberan war wieder das Mutterkloster anderer Mönchskloster, zunächst des Klosters Dargun, geworden. Es ist aber bisher nicht bekannt woher die Nonnenklöster des Landes gestiftet seien. Der Bischof Berno hatte zwar schon vor dem  J. 1178 einen Nonnnenkoster zu Bützow, seit 1233 wieder zu Rühn, gestiftet und nicht lange darnach war zu Parkow, d.h. Sonnenfeld oder Sonnenkamp, bei Bukow, ein Nonnenkloster gegründet; beide aber wurden durch den Aufstand der Wenden wieder zerstört. Im J. 1219 stellten die Landesfürsten und der Bischof Brunward auf dem fürstlichen Gute Kussin, jetzt Neukloster, das Nonnenkloster von Parkow wieder her, welches, unter dem Namen des Neuen Klosters Sonnenkamp, das angesehnste und reichste Nonnenkloster des Landes und als das älteste zuverlässig Mutterkloster der übrigen Nonnenklöster ward. Ohne Zweifel ist
nun das Neue Kloster Sonnenkamp von dem Kloster Arendsee gestiftet; Arendsee im Bisthume Verden war um das J. 1184 gegründet, und ist das älteste Nonnenkloster der Mark Brandenburg und wohl der wendischen Ostseeländer überhaupt. Einen Fingerzeig zur Begründung dieser Annahme giebt der Umstand, dass eines der ältesten Güter des Klosters Sonnenkamp, an der Ostsee bei Bukow, zwischen dem Gebiete der Abtei Doberan und dem Dorfe Ketelhotsdorf, den Namen Arendsee führte.  Wie gewöhnlich die Mutterklöster in den Ländern, in welchen sie Tochterklöter stifteten, Besitzungen geschenkt erhielten, z.B. das Kloster Amelungsborn, Mutterkloster von Doberan, mehrere Güter mit den Haupthöfen Satow und Dranse, so erhielt, ohne Zweifel das Kloster Arendsee das Dorf Wargentin für die Stiftung und die fortwährende Beaufsichtigung des Klosters Sonnenkamp und anderer Tochterklöster in den wendischen Landen.     
        Nachdem die Söhne Borwins im J. 1218 den östlichen Landestheil zur eigenen Regierung in Rostock angetreten und das Land Circipanien von den Leutizenfürsten wiedergewonnen hatten, bestätigten sie am 20. Juni 1219 zu Güstrow in denselben Ausdrücken, mit welchen der Herzog Kasimir die Schenkung vollzogen hatte, und bald darauf der Bischof Conrad I. von Cammin (1217-1233) die Schenkung des Dorfes Wargentin an das Kloster Arendsee. Das Kloster Arendsee erbaute ohne Zweifel schon früh eine Kirche zu Wargentin, welche eine selbstständige Pfarrkirche ward, und hielt hier wahrscheinlich, wie die Cistercienser-Klöster zu thun pflegten, einen Klosterbrude als Hofmeister zur Verwaltung des Gutes.
   
   Als die Landescultur durch Lichtung der Wälder und Urbarmachung der Gelder sich hob, vergrösserte sich die Feldmark und es entstanden mehrere Landgüter unter dem Namen Wargentin nebeneinander. Die nordischen Landesfürsten wurden mit der Vergrösserung ihrer Macht und ihrer Bedürfnisse hülfsbedürftiger und sahen oft wohl scheel auf die ungemessenen Reichthümer der Klöster, welcher meist von sächsischen Mönchen verwaltet und genossen wurden. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts häuften sich schon die Landesschulden und die Fürsten griffen zur Kehrung ihrer Noth auch zu dem Mittel, die Landgüter nachmessen zu lassen, theils um das, was über die Summe aller ursprünglichen Verleihungen hinaus durch die Cultur von den Besitzern gewonnen war, einzuziehen, theils um das Hufenmaß für eine richtige Besteuerung zu gewinnen. Dabei mochten oft die allein stehenden Güter ferner geistlicher Stiftungen schlecht weg kommen. Waren die Verleihungsurkunde nicht ganz klar und im Einzelnen ganz bestimmt abgefasst, so nahmen die Landesherren allerlei Rechte, wie das Eigenthumsrecht, und eine grosse Menge von Abgeben und Diensten in Anspruch, deren Leistung den Ertrag der Güter sehr schmälerten. So geschah es auch mit Wargentin, welches das Kloster nur in sehr kurzen, unbestimmten und allgemeinen Ausdrücken geschenkt erhalten hatte.
       Schon früh waren die Wenden aus Wargentin verdrängt und in ein eigenes Dorf, Wendisch-Wargentin, übersiedelt. Das dem Kloster Arendsee gehörende Dorf hiess Deutsch-Wargentin, am rechten Peene- und Seeufer bei Basedow. Dieses hatte der Fürst Heinrich von Werle am Ende des 13.  Jahrhunderts wohl aus den angeführten Veranlassungen an den Bitter, Johann von Geetz verpfändet.  Erst als das Kloster Arendsee es mit seinem eigenen Gelde wieder eingelöset hatte, verliehen die Neffen des Fürsten am 2. Oct. 1314 dem Kloster das Gut mit allen Rechten, Gerichtsbarkeiten, Abgaben, Diensten und Freiheiten, mit denen die Klöster ins Lande ihre Güter zu besitzen pflegten. 
        Die Kirche zu Wargentin war in ihrem ersten Jahrhundert eine eigene Pfarrkirche gewesen, zu welcher das Kloster Arendsee einen Pfarrer präsentirte.  Als aber die Einkünfte des Klosters am Anfange des 14.  Jahrhunderts zur Erhaltung des Convents nicht mehr ausreichen wollten, half der Bischof Friederich von Cammin an seinem Theile dadurch, dass er am 10. Mai 1335 die Kirche dem Kloster einverleibte, wodurch die Einkünfte der Pfarre dem Kloster zu Gute kamen, welches nun die Freiheit hatte, durch einen Klosterbruder oder einen Vikar nach Gefallen die Pfarre verwalten zu lassen.

        Das Dorf Wendisch-Wargentin lag mehr abwärts, wahrscheinlich am linken Ufer der Peene, und kommt beständig mit Wendisch-Hagen in Verbindung (Wendeschen Wargentin mit deme Haghene) und in der Nähe von Lilienberg und Remplin vor.  Wendisch-Hagen war wahrscheinlich eine sächsische Colonie, welche sich bei Urbarmachung der wargentiner Wälder angesiedelt hatte. Das Dorf Wendisch-Wargentin kam früh aus dem Besitze des  Klosters.  Am 6. Jan. 1404 erneuerten die Fürsten Nicolaus und Christoph von Werle dem Lüdeke Hahn von Basedow den verloren gegangenen Lehnbrief, welchen ihr Urgrossvater Johann dem Nicolaus Hahn d.A. auf Deutsch-Wargentin gegeben hatte; dies muss im J. 1337 geschehen sein, zu der Zeit, als die Hahn die basedowschen Güter erwarben. Zugleich versprachen die Fürsten, den Hahn Gewähr gegen das Kloster Arendsee zu leisten und, wenn sie die wargentiner Güter ganz von dem Kloster kaufen würden, sie mit diesen in der Weise zu belehnen, wie sie mit Basedow belehnt seien. Am 24. April 1372 besass Deutsch-Wargentin Lüdeke Hahn. An Ende des 14. Jahrhunderts entstand aus dem Haus Basedow eine eigene wargentiner Linie, welche jedoch schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts wieder ausstarb. Diese Linie besass einen Hof bei Wendisch-Wargentin, das Dorf Wendisch-Wargentin mit der Knipenburg und überhaupt die Güter an der linken Seite der Peene, wie Wendisch-Hagen, Remplin, Bristow, Jahmen, Wotzeten usw.

        Die Hahn sahen immer mit Verlangen nach dem schönen Deutsch-Wargentin und setzten schon in einem Theilungsvertrage vom 4. Juli (1405) den Fall des Ankaufes dieses Gutes voraus, der jedoch erst über hundert Jahre später eintrat. Das Kloster konnte das Gut bei der grossen Entfernung nur mit Nachtheil und Kosten bewirtschaften; als nun beim Hereinbrechen der Reformation die Gefahr des gänzlichen Verlustes ziemlich nahe kam, so verkaufte das Kloster im J. 1532 das Gut an die Hahn auf Basedow für den Preis von 800 Gulden.
       
Seitdem ward Wargentin nach und nach immer mehr ein Bestandtheil von Basedow, bis es im vorigen Jahrhunderte allmählig ganz einging. Im siebenjährigen Kriege wurden zuerst durch das Gefecht bei Basedow am 24.  Dec. 1761 einige und in den nächsten Zeiten mehrere Häuser von fremden Truppen zerstört, bis der Ort immer mehr verödete.  Die Kirche hatte dabei auch so sehr gelitten, dass sie abgebrochen werden musste. Ungefähr um das J. 1788 ging das Dorf ganz ein und die Feldmark ward der Feldmark Basedow einverleibt.
        Die Bedeutung des Dorfes Wargentin ist noch aus mehreren Erinnerungen zu entnehmen. Das der basedowschen Seite zugewandte Thor der im J. 1236 gegründeten Stadt Malchin heisst das Wargentiner Thor, die Strasse an demselben die Wargentiner Strasse. Der reizende Malchiner See heisst bis ins 16. Jahrhundert der Wargentiner See und der jetzige basedowsche Thiergarten noch bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts das Wargentiner Holz.  Noch heute ist der Kirchhof von Deutsch-Wargentin in dem Ackerschlage am See an Dornengebüsch auf erhöhtem und mit einem Graben umzogenen Boden erkennbar.
        Die Gegend von Basedow trägt aber noch mehr Spuren uralter Cultur.  Auch der Bischof von Cammin selbst fand die Gegend reizend und fruchtbar und liess sich hier Tafelgüter schenken.  So gehörte ihm seit uralter Zeit, ohne Zweifel seit dem J. 1311, Remplin, welches ebenfalls in mehrere Dörfer, Hohen und Siden-Remplin, geschieden war.  Im Anfange des 15.  Jahrh. gehörten ihm noch 15 Hufen in Siden-Remplin und mehrere Besitzungen in Hohen-Remplin, welche der Bischof Sigfried am 21.  Jan. 1425 dem Eckhard Hahn zu Wendisch-Wargentin zu Lehn gab. So wurden die Hahn auch Vasallen des Bischofs von Cammin. - Die, übrigen Güter in Remplin trugen von dem Bischofe die Wotzenitz oder Wusten zu Lehn, von denen sie die Hahn erwarben. Auch Raden im Kirchspiel Wattmannshagen bei Teterow (villa Radem, jacens in terra Teterow) war ein Gut des Camminer Bischofs; auch von diesem Gute waren die Wotzenitz auf Teschow Lehnleute der Bischöfe von Cammin und im J. 1456 gab der Bischof Henning dem Heyne Wotzenitz einen neuen Lehnbrief über das alte bischöfliche Lehn Raden (dorp Raden vunder vnser kerken van Camin belegen), wie seine Vorfahren es seit alten Zeiten besessen (sine vorolderen to langen tiden van vnsen vorfarden zeilger dechtnisse to Camin bischoppen to rechtem lengude vnde erue beseten hebben). In frühen Zeiten, am 30. Mai 1278, hatten die Ketelhot in Raden Besitzungen; im J. 1505 ging das Gut durch Kauf an die Maltzan über.
       
Von der andern Seite war die Gegend von Basedow, ebenfalls früh cultivirt. Im J. 1226 war das Dom-Colegiat-Stift zu Güstrow gegründet, welches die Haupt- und Lieblingsstiftung der Fürsten von Werle und von diesen reich mit Gütern beschenkt ward; der Bischof Brunward von Schwerin hatte es als Vormauer des Christenthums im Lande Circipanien, auch wohl gegen den Bischof von Cammin, gestiftet, und einige Jahrzehnte später bildete es die westlichste Vormauer des Bisthums Cammin gegen den Bischof von Schwerin, der nun wieder im J. 1248 ein gleiches Stift in seiner nahen Residenz Bützow gründete. Im J. 1240 verlieh der Fürst Nicolaus I. von Werle den Domherren des Domstifts Güstrow 40 Hägerhufen in dem spätern, an Basedow grenzenden Kirchspiel Rambow, von denen sie 20 Hufen kauften und 20 Hufen geschenkt erhielten, und 4 Hufen zur Pfarre; wahrscheinlich wurden diese Güter aus Wald urbar gemacht da, sie Hägerhufen (mansi indaginenses, von indago = Hagen, Wald,) genannt werden.  Die güstrowschen Domherren erbaueten auf diesen Hufen zwei Dörfer: Domherrenhagen und Marquardshagen, und zu Domherrenhagen eine Pfarrkirche.  Domherrenhagen ward im 15.  Jahrhundert, da (las Wort Pape (Pfaffe) im Mittelalter ein Ehrentitel der Geistlichkeit war (Dompfaffe), Papenhagen genannt.  Im J. 1458 waren beide, angrenzende Feldmarken Papenhagen und Marxhagen schon wüste, als sie Ulrich Maltzan auf Grubenhagen vom Dom-Capitel zu Güstrow an sich brachte.
        Das nahe hahnsche Gut Schwinkendorf stammt ebenfalls; aus der Zeit der Einführung des Christenthums in diesen Gegenden.  Wahrscheinlich hat es (Suinekendorf) seinen Namen von dem alten Geschlechte der Suinge, deren Stammvater Conrad mit den Stammvätern der ältesten Geschlechter am Hofe des Fürsten Johann von Meklenburg lebte; in den frühesten Zeiten besass das Geschlecht auch das spätere neuklostersche Dorf Arendsee. In der Gegend des Dorfes hört man es noch oft Swingendorf nennen.  Die Kirche ist ein alter, seltener Bau, dessen schöne Gewölbe von einer Reihe zierlicher Säulen getragen werden, welche in der Mitte der Kirche stehen; ähnliche Kirchen aus der ersten Hälfte des 13.  Jahrh. sind bisher nur zu Ankershagen und zu Schlagsdorf bei Ratzeburg beobachtet worden.  In alten Zeiten gehörte das Dorf Rambow zur Kirche in Schwinkendorf; im J. 1271 aber bestimmte der Bischof von Cammin, dass die Bewohner des Dorfes Rambow fortan nach Domherrenhagen zur Kirche gehen sollten. Jetzt ist Domherrenhagen oder Papenhagen längst verschwunden. Aber die malerischen Ruinen der Papenhäger Kirche stehen noch in den freien Seitenwänden aus Feldsteinen mit einer halbkreisförmigen Altartribüne, welche auf einen alten Rundbogenbau deutet, auf dem Pfarracker der jetzigen Mutterkirche zu Rambow, in der Nähe des jetzigen hahnschen Gutes Ulrichshusen, welches nach dem Untergange von Papenhagen von einem Ulrich Maltzan wahrscheinlich auf einem Theile der Feldmark erbauet ist.
        
Schon im J. 14228 hatte der Ritter Janich von Verchen dem Kloster Dargun zum Seelenheil seiner in dem Kloster begrabenen Mutter das Dorf Gilow geschenkt. Von der Feldmark dieses Dorfes hatten die Vormünder der Kinder Borwins II. während der Minderjährigkeit derselben ein Stück abgerissen und auf diesem eine Meierei Moizle oder Moizlitz gebauet, um die Kirche zu Malchin damit zu bereichern. Nachdem der Fprst sein männliches Alter erreicht und das Unrecht eingesehen hatte, gab er am 22. Februar 1261 das Dörfchen Moizle dem Kloster zurück, welches das Feld wieder zu Gilow legte, und bestimmte in der Folge (1274) die Trennung desselben von der malchiner Kirche.
        In der Mitte dieser alten Pfarren Wargentin, Malchin, Gilow, Schwinkendorf, Domherrenhagen und Rambow liegt nun das Kirchspiel Basedow. Alle diese Kirchen und deren Pfarrer und Patrone hatte ohne Zweifel einen grossen Einfluss auf die Gegend ausgeübt. Die Stadt Malchin war im J. 1236 gegründet; am 14. Jan. 1247 weihte der Bischof Wilhelm von Cammin, in Begleitung seines Propstes Conrad und seines Scholasticus Heinrich, so wie des Dechanten Reyner und des Domherren Wasmod von Güstrow, die dem Evangelisten Johannes geweihte Kirche, welche jedoch kurz vor 1397 abgebrannt ist und einer grösseren Platz gemacht hat. Bei dieser Feier ordnete der Bischof auch alle die kirchlichen und Pfarrverhältnisse an, und bestimmte das Kirchengut und die Grenzen des Sprengels der Kirche. Wahrscheinlich hatte das alte Dorf Malchin zur Pfarre Wargentin gehört; jetzt trennte der Bischof die malchiner Pfarre von den benachbarten Pfarren und bestimmte ihr als Grenze das Dorf Moizlitz.
        Zugleich ordnete der Bischof die Verhältnisse (Kirche und Pfarre zu Basedow; er bestätigte ihr, als Pfarrgut, 4 Hufen, nämlich 2 Hufen in Basedow und 2 Hufen in Lipen, machte sie zur Tochter der Kirche zu Malchin und bestimmte ihre Grenzen indem er ihr die Dörfer Basedow, Gessin, (Holz-) Lipen, (Sand-) Lipen, Sagel (Zawal), Gutisdorf und Nicauizdorf oder Nicasiusdorf einpfarrte. Jetzt ist die Pfarre als Mutterpfarre viel kleiner; zwar ist die verschwundene Pfarre Wargentin in ihrem Bereich, aber Lipen ist zu Rittermanshagen und Sagel zu Rambow gekommen; die Dörfer Gutisdorf und Nicawizdorf sind ohne alle geschichtliche Spur verschwunden: wahrscheinlich werden sie in der Gegend von Neu-Basedow gelegen haben. Ohne Zweifel stand nach dieser interessanten Nachricht die alte Kirche zu Basedow, welche ungefähr im 15.  Jahrhundert durch eine neue ersetzt sein wird, schon früher, als die malchiner Kirche.
        Am 11. Juli 1296 bestätigte der Fürst Nicolaus von Werle die stiftungsmässige Bewidmung und Abgrenzung der Kirchen und Pfarren zu Malchin und Basedow. Bald darauf wird die basedower Pfarrer aus der Abhängigkeit von der Kirche zu Malchin getreten sein. Am 4. Sept. 1301 war nämlich durch den Fürsten Nicolaus von Werle die Kirche zu Malchin mit derjenigen güstrowschen Domherrenstelle vereinigt, welche mit dem jetzt untergegangenen Dorfe Kotekendorf bei Badendiek bewidmet war, ohne dass dabei in mehreren Urkunden der Kirche zu Basedow gedacht wird, wahrscheinlich war die völlige Trennung beider Kirchen vor dieser Vereinigung vorgenommen.
        Bei der Feier der Bewidmung der Kirche zu Basedow im J. 1247 schenkte auch der Ritter Dietrich Luch für die Zeit seines Lebens der Kirche zu Basedow zum Besten ihres Pfarrers die Einkünfte einer Hufe zu Basedow. Es hatte die Kirche zu Basedow also doch einen eigenen Pfarrer, welcher aber in Filialverhältnissen zu dem Pfarrer von Malchin stand.
        Aus dieser Schenkung werden zugleich die frühesten Besitzer von Basedow bekannt. Der Stammvater der Hahn, Eckhard I., lebte noch beim Fürsten Johann von Meklenburg im Landes Gadebusch und starb wahrscheinlich früh. Sein Sohn Nicolaus I. erscheint erst seit dem J. 1266 im Gefolge des Fürsten Nicolaus I. von Werle, er war der erste des Geschlechts, welcher gegen Osten in das Land Werle zog. Nicolaus I. Hahn erwarb überall in den Gegenden, wo später die Hahn grosse Besitzungen gewannen, die ersten Güter; in der Gegend von Basedow besass er schon früh das Gut Lupendorf, von welchem er am 25. Mai 1287 und am 13. Juni 1288 einzelnen Theile an das Domstift Güstrow und das Kloster Dobbertin veräusserte. Aber in den Besitz von Basedow kamen erst seine Enkel im J. 1337. Nach der Pfarrbewidmungs-Urkunde vom J. 1247 besass ohne Zweifel der Ritter Dietrich Luch oder Luche damals Basedow.  Die Luch bildeten ein eigenes Rittergeschlecht, welches im 13.  Jahrhundert in Meklenburg ansässig war und weder mit den von Lühe, noch den von Loo, noch den von Lukow, noch den von Lüchow, noch den von Lücken zusammenhing, obgleich in Urkundendrucken der Namen Luche oft fälschlich in den Namen eines dieser Geschlechter umgewandelt ist, namentlich in von der Luehe, statt Luche; die Luche aber haben kein "von" vor ihrem Zunamen.. Der Stammvater des Geschlechts. scheint der Wohthäter der Pfarre Basedow, Dietrich Luch, zu sein; nach ihm kommen zwei Brüder, die Ritter Heinrich (1261-1278) und Gottfried oder Godeke (1261-1289), wahrscheinlich Dietrichs Söhne, vor. Beide treten vorherrschend nur im Lande Werle auf und zwar häufig in der Gegend von Malchin, und dies scheint ganz darauf hinzudeuten, dass auch sie noch im Besitze von Basedow waren.  Als der letzte dieses Geschlechts mit grössern erblichen Güterbesitze in Meklenburg erscheint im J.1304 ein Johannes Luche.  Seit dem J. 1304 kommen dagegen in Pommern Luche vor, gewöhnlich mit der Schreibart Luchte z.B. 1304 ein Dietrich Luche, 1305 ein Marschall Luchte ohne Vornamen.  Ob die pommerschen Luchte mit den werleschen Luche gleich sind, kann nur fortgesetzte Forschung in den pommerschen Urkunden lehren. - Im 14.  Jahrh. kommen, in Meklenburg die Luche, nur vereinzelt vor, z. B. im J. 1358 der Priester Dietrich Luche, im J. 1361 am Hofe des Fürsten Johann von Werle zu Goldberg dessen Capellan und vertrauter Geheimschreiber Rudolph Luche und im J. 1377 derselbe als Priester Rolef Luche neben seinem Collegen Meinhard von Hagen.
       
Das Geschlecht der Luche starb ungefähr am Ende des 15. Jahrhundert aus, und zwar mit Liburge Luche, welche an Ewald von Kamptz, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. lebte und vor 1506 starb, verheiratet war; sie hatte einen blödsinnigen Bruder gehabt, mit welchen der Mannesstamm erloschen war. Die letzte Aebtissin des Klosters Ivenack, Anna von Kamptz, sagt in einem Schreiben vom J. 1570 : "Vnse grottmoder hefft Liburgen Luchen geheten; das Geschlechte ist all bereid thodt vnndt thom ende gekommen, hefft einen Broder gehadt, de iss nicht all tho sinnreich gewesen, vnndt iss midt öhme wy midt allen schlechten, wen sie thom ende willen gerathen; ehre guder sollen ahn die Holtzen vnd Bardeflethen gekommen sin".
        
Mag nun auch der Güterbesitz der Luche sehr im Dunkeln liegen, so ist doch so viel ausser Zweifel, dass ungefähr mit dem Verschwinden der Luche aus Meklenburg und namentlich aus der Gegend von Malchin die Hahn im Besitze von Basedow erscheinen, welches vom J. 1337 an als Hahnsches Hauptgut und seit dem J. 1347 als völlig freies Eigenthum der basedowschen Linie der Hahn mit Uebergewicht in die Geschichte tritt.

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