Johann von Faltzburg

(Aus : „Johann von Faltzberg, der erste schwedisch-pommersche Staatssekretär, und sein Geschlecht“ von Robert Hasenjaeger in : Pommersche Jahrbücher XIII)

        Johann Faltz wurde am 13. Oktober 1609 in der freien Reichsstadt Kempten geboren als Sohn des aus Amberg in der Oberpfalz stammenden Recktors der städtischen Lateinschule zu St. Annen Jodokus Faltz und der Ursula Schlud, die einer angesehenen Familie zu Lindau im Bodensee angehörte.
        Der Rektor Jodokus Faltz scheint 1623 etwa im April gestorben zu sein. Die Witwe, die noch für sechs andere Kinder zu sorgen hatte, sah davon ab, den ältesten Sohn auf eine Universität zu schicken, sondern ließ ihn die Schule zu St.- Annen besuchen, die, wies ein im „Kemptischen Denckmahl“ von Jakob Kesel, Kempten 1727 heißt, “zu D. Zeämanns Zeiten vortrefflich bestellet war und den Preiß in dem gantzen Land hatte“.
        Von hier aus bereif ihn sein Oheim Sattler 1630 nach Pommern und verschaffte ihm einen Stelle in der Feldkanzlei des schwedischen Königs. Noch in demselben Jahre wurde Faltz zum Geheimsekretär ernannt und mit der Verwaltung des Königlichen Archivs betraut.
 In der Breitenfelder Schlacht gelang es seiner Umsicht, das Archiv, das infolge der Flucht des sächsischen Heeres fast in die Hände der Kaiserlichen gefallen wäre, in Sicherheit zu bringen. Nach des Königs Tode wandte ihm wegen seiner treuen und gewissenhaften Dienstführung auch Oxenstjerna seine Gunst zu und schickte ihn nach der unglücklichen Nördlinger Schlacht mit dem Archiv nach Straßburg, wo er gemeinsam mit dem schwedischen Residenten Mockel die geheime Korrespondenz zu bearbeiten hatte.
        Die Bündnisverhandlungen mit Frankreich, um derentwillen Oxenstjerna wohl die geheime Kriegskanzlei nach Straßburg verlegt hatte, machten aber die Erweiterung dieser Kanzlei, vornehmlich die Anstellung eines Geheimen Referendarius, nötig. Der Reichskanzler übertrug Faltz diese Stelle, und als der weitere Verlauf der Verhandlungen mit Frankreich Oxenstjernas Anwesenheit in Paris erforderlich machte, mußte ihn sein erprobter Referendarius auf dieser entscheidenden Reise begleiten.
        1636 kehrte er mit Oxenstjerna nach Pommern zurück und behielt, als dieser bald darauf zur Führung der gesamten Reichsgeschäfte nach Stockholm ging, bei dem neuen Legaten für Deutschland Steno Bjelke seinen verantwortungsvolle Stellung. Doch zuvor übertrug der Reichskanzler seinem bewährten, in seine Absichten eingeweihten Mitarbeiter die Ausführung einige geheimer Aufträge an gewisse deutsche Reichsfürsten und Generale, worüber Faltz in Stockholm mündlich zu berichten hatte.
        Bald nach seinen Wiedereintreffen in Stettin trat der Tod Bogislaws XIV. ein, und als nun einen provisorische schwedische Regierung eingesetzt wurde, ernannten ihn Bjelke und der Generalgouverneur Feldmarschall Baner zum Geheimen Staatsekretär für Pommern. In dieser Stellung protestierte er am 13. Juli 1637 gemeinsam mit den anderen schwedischen Beamten gegen den Beschluß der pommerschen Räte, nur als Beauftragte der Landstände weiter ihre Tätigkeit ausüben zu können, und fertigte am 27. Februar 1638 die Abschrift des Protestes an, den der Brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm als rechtmäßiger Erbe von Pommern gegen die schwedische Zwischenregierung einlegte. 1640 wohnte er als einer der schwedischen Kommissare der am 24. November gehaltenen Landtage bei, der die Einsetzung einer schwedischen Regierung in Pommern herbeiführen oder doch vorbereiten sollte.
        Anfang 1640 schloß er seinen erste Ehe mir Margarete Schlegel, einer Tochter des Königlichen Kammerrats Schlegel; Oxenstjerna war selbst als Freiwerber für seinen Günstling eingetreten. Doch schon im Winter des nächsten Jahres starb die junge Frau bei ihrer ersten Entbindung; in demselben Jahre hatte Faltz auch den Tod seines Oheims Sattler zu beklagen, der ihm ein ansehnliches Legat in seinem Testament ausgesetzt hatte. Seine zweite Gattin wurde 1643 Anna Eleonore Hagemeister, einen Tochter des auf Hohenselchow erbgesessenen Kammerrats Johann Hagemeister.
        Nach dem Friedensschlusse, als die Krone Schweden sich nun im sicheren Besitz eines Teils von Pommern sah, belohnte Königin Christina seinen treuen Dienste durch Erhebung in den Adelstand unter dem Namen von Faltzburg. Zugleich wurde ihm neben seinem früheren Amt die Stelle eines Ökonomierats für Schwedisch-Pommern und damit die Verwaltung des nunmehr königlichen Dominialbesitzes in Pommern übertragen. Für das große Vertrauen, das ihm allgemein entgegengebracht wurde, zeugt es, daß verschiedene Vornehme ihm die Verwaltung ihres Grundbesitzes anvertrauten: so der Feldmarschall Wittenberg die des Amtes Belgard, und die Königin Witwe Marie Elenore die des Amtes Wollin, das ihr zur Nutznießung überwiesen war. Nach Christinas Abdankung ernannte ihn Karl X. Gustav zum Königlichen Rat und verwendete ihn wieder auch im diplomatischen Dienst, indem er ihm die Führung der Geheimen Korrespondenz mit dem königlichen Gesandten Agenten und Residenten übertrug.
        Inzwischen hatte er erheblichen Grundbesitz zu erwerben gewußt und war der Erbherr auf Nadense und Kesow bei Penkun geworden. Die Mittel dazu stammten zum Teil wohl aus dem Vermögen seiner zweiten Gattin, zu einem anderen Teil aber sicherlich aus der Kriegsbeute, die ihm in den Jahren 1630 bis 1635 zugefallen war. Von seinem ersten „peculium“ hatte er, wie berichtet wird, seiner Mutter „zu ihrer Soulagierung einen ansehnlichen Wechsel übermacht“.
 Beim Ausbruch des ersten nordischen Krieges (1655 bis 1660) erlaubt ihm der König, in Rücksicht auf seinen in der Nähe von Stettin liegende Begüterung in dieser Stadt zu beleiben, wenn es wegen der Kriegunruhen nötig werden sollte, den Sitz der Regierung von Stettin an einen anderen Ort zu verlegen. Als diese Notwendigkeit 1657 eintrat und die Regierung nach Wolgast übersiedelte, was in den folgenden Jahren noch mehrmals geschah, verzichtete er jedesmal auf die ihm zustehende Vergünstigung, mußte es freilich auch erleben, daß bei einem polnischen Einfall fast alle seine Gutsgebäude in Asche gelegt wurden. Die Belagerung Stettins im Jahre 1659 brachte ihm viel Arbeit und verantwortungsvolle Geschäfte, denen er sich mit Geschick und Eifer unter ehrenvoller, lobender Anerkennung des Generalgouverneurs Baron Wütz entledigte.
        Das Friedensjahr 1660 berief ihn in einer diplomatischen Sendung nach Berlin, wo er wegen Räumung der von den brandenburgischen Truppen besetzten pommerschen Orte mit den kurfürstlichen Kommissarien zu verhandeln hatte. Von Berlin aus unternahm er einen Reise in die seit dreißig Jahren nicht gesehenen schwäbisch Heimat, um seine beiden ältesten Söhne Johann Philipp und Axel dem gymnasium illustre zu Schwäbisch-Hall anzuvertrauen. In demselben Jahre entriß ihm der Tod seine zweite Gattin, die im in sechzehnjähriger Ehe sechs Kinder geboren hatte. Im nächsten Jahre vermählte er sich zum dritten Male mit Christina Elisabeth von Lichtfuß, einer Tochter des ehemaligen Pommerschen Geheimen und Legationsrats Georg von Lichtfuß. Aus dieser Ehe gingen noch 3 Söhne hervor, von denen ihn indes nur einer überlebte.
        In den neun folgenden Friedensjahren war es eine seiner ständigen Obliegenheiten, an den Kreis- und Münztagen des obersächsischen Kreises teilzunehmen, dem der König von Schweden als Herzog von Pommern angehörte. Besonders wertvolle Dienste leistete er aber als Mitglied der 1662 eingesetzten Hauptkommission, da er ja auf eine fünfundzwanzigjährige Erfahrung im pommerschen Verwaltungsdienst zurückblicken konnte. Auf dem Landtage zu Wolgast, der 1663 die Einführung neuer Verwaltungsnormen für Schwedisch-Pommern beschloß, sprach ihm der Vizepräsident des Tribunals David Mevius für seine verdienstvolle Mitarbeit an dem Zustandekommen der „Regimentsform der Königlich Schwedisch-Vorpommerschen Regierung“ im Namen der Landstände volle Anerkennung aus, und der König verlieh im 1664 ein Kanonikat des Kamminer Domkapitels. Faltzburg blieb natürlich auch Mitglied der neuen Regierung und nahm unter anderem mit dem Prälaten Rüdiger von Owstin für Karl XI. den Huldigungseid in Kammin, Gollnow, Wollin und Usedom entgegen.
        Im Jahre 1668 wurde ihm auf seinen Wunsch sein ältester Sohn Johann Philipp als Stellvertreter zugeordnet mit der Aussicht, des Vaters Nachfolger zu werden.
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        Der Vater blieb, als beim Einrücken der brandenburgischen Truppen die schwedische Regierung sich nach Stralsund in Sicherheit brachte, auf Königsmarks Anordnung in Stettin zurück, um den Kommandanten, den Generalleutnant von Wulffen, bei dem bevorstehenden schweren Werk zu unterstützen. In der Tat hat Faltzburg die schwere Zeit der Belagerung ganz in Stettin durchleben müssen. Sein Lobredner, der schwedisch gesinnte Pastor Friedrich Fabricius an St. Nikolai zu Stettin, beklagt in einem Trauergedicht auf Faltzburgs Tod die bittere Enttäuschung, die dem alten verdienten Beamten das Hervortreten einer starben brandenburgischen Partei während der Belagerung bereitet hat.
        Das der ältere Faltzburg bald nach der Belagerung schwer erkrankte, so trat Johann Philipp ganz an seine Stelle. Mit Rüdiger von Owstin ging er 1679 nach dem Abschluß des Friedens- vertrages von St. Germain nach Pasewalk, wo mit den brandenburgischen Gesandten die Urkunden ausgewechselt wurden. Er überbrachte alsdann das Friedensinstrument nach Stockholm dem Könige, der ihn reich beschenkte, und hatte bald danach im Namen der schwedischen Regierung den Huldigungseid in Demmin entgegenzunehmen, nachdem die brandenburgische Besatzung von dort abgezogen war.
        Seit einiger Zeit war aber auch seine Gesundheit angegriffen; schon frühzeitig scheint ihn ein reumatisches Leiden befallen zu haben. Anfang April 1680 wohnte er noch der Beisetzung seiner Großmutter bei, der Witwe des ehemaligen Kammerrats Hagenmeister, die hochbetagt in Stettin gestorben war. Nach der Leichenfeier unternahm er einen Dienstreise die ihn nach Ückermünde führte, wo er schwer erkrankte; zwar ließ er sich, so gut es ging, weiterschaffen, doch in Anklam mußte er Halt machen und starb hier am 6. April.
        Etwa einen Monat vorher war auch sein jüngster, 1674 geborener Steifbruder Leonhard Jodokus gestorben.
        Am 22. Juni fand die Leichenfeier für die beiden Brüder und ihre Beisetzung in dem Erbbegräbnisse der Familie in der Marienstiftskirche statt.
        Schon am 2. Januar 1681 folgte der Vater den beiden Söhnen im Tode nach, und auch er fand seine letzte Ruhestätte am 22. August in der Familiengruft.

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