Übersicht

I) Leobschütz

1) Geschichte der Stadt Leobschütz
2) Bedeutung des Namens der Stadt
3) Geographische Gegebenheiten
4) Bevölkerung
5) Landwirtschaft
6) Gewerbe
7) Handel
8) Kirchen- und Schulwesen

II) Andere Orte

9) Kaltenhausen
10) Schlegenberg
11) Thröm

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Geschichte

    Leobschütz muß schon vor dem Jahre 1000 Stadtrechte besessen haben (1). Dies ergeben unzweifelhaft die Urkunde König Ottokars von Böhmen, betreffend die Schenkung des Buchwaldes, vom 7. April 1265, und die vom 3. September 1270, betreffend die Bestätigung eines alten und durch die Länge der Zeit vermorschten Privilegiums.
    Wahrscheinlich ist Leobschütz durch Slawen begründet worden und gehörte ursprünglich zu Mähren. Die Slawen wurden jedoch durch den großen Brand von 1225 (der 160 Häuser vernichtete) und durch die mongolischen Herden, welche 1241 die schon wüst liegende Stadt noch mehr zerstörten, vertrieben und durch deutsche Einwanderer ersetzt, so daß der Ort im dreizehnten Jahrhundert vollständig deutsch war.
    Auf Grund eines von Miesko Kasimirdes 1246 hinterlassenes Testaments, welches den König von Böhmen zum Erben von Troppau, Jägerndorf und Leobschütz einsetzte, wurde es von Böhmen in Anspruch genommen. Die in Folge dieser Erbansprüche entstandenen Kämpfe zwischen Böhmen und den Piastischen Herzögen erhielten erst 1270 durch einen Vergleich zu Troppau ihren Abschluß, wonach Böhmen im Besitze dieser drei Städte und ihrer Zubehörungen verblieb. Der König von Böhmen, Przemysl Ottokar II. half der arg verwüsteten Stadt 1265 durch Schenkung des damals "Troppowitz" benannten Stadtwaldes von 20 Huben (ungefähr 3930 Magdeburger Morgen) gegen Empfang von 4 Mark Goldes. Er bestätigte am 3. September 1270 die alten Stadtprivilegien, welche das älteste einer schlesischen Stadt gegebenen deutsche Recht enthielten (2). Ferner verlieh er den zehnten Teil des Zoll- und Marktzehnten der Stadtpfarrkirche, welche seine zweite Gemahlin Kunigunde v. Masowien erbauen ließ; das Kirchenlehn dem mit den Gütern von Gröbnig damals bereits beschenkten Johanniterrittern übertrug und das reich dotierte Johannis-Hospital für arme und kranke Leobschützer Bürger begründete.
    König Ottokar, welchem Leobschütz seinen Wohlstand verdankte, überließ 1273 unter Vorbehalt der böhmischen Hoheitsrechte das Land Troppau, Jägerndorf und Leobschütz seinem außerehelichen Sohne Nikolaus Nothus (1273 bis 1318). Dieser erteilte während seiner bestrittenen und unruhvollen Regierung den Städten Troppau, Leobschütz und Freudenthal urkundlich die Zusicherung, daß fortan kein Bürger dieser Städte ohne vorgängige richterliche Untersuchung verhaftet oder gefangen gehalten werden solle und führte das Magdeburger Stadtrecht für die richterlichen Entscheidungen ein. Auch erlangte die Stadt laut Urkunde vom 16. Mail 1298 das Recht adlige Güter, welche keine Lehen sind, zu kaufen, eine Tuchniederlage zu errichten, sowie Zins dafür und für ihre Rechtssprüche zu erheben. Sein Sohn und unbestrittener Besitznachfolger Nikolaus II., Herzog von Troppau und Ratibor (1318-1366), schenkte 1332 der Stadt alle Zinsen von Gebäuden, Stiftungen, von Kaufhäusern, Gewandkammern, Kramen, Schuhbänken und Phragner Kammern; und Herzog Nikolaus III. (1377-1394) verkaufte ihr 1383 zwölf Gewand- kammern und den ausschließlichen Tuchverkauf in denselben, sowie das Dorf Heinzendorf.
    Unter Przemko, Herzog zu Troppau und Leobschütz (1394-1433) erlangte die Stadt 1416 durch Kauf die Vogtei nebst zugehörigen Gebäuden und Zinsungen und das Recht, jährlich vier Jahrmärkte zu halten. Im Jahre 1426 drangen Hussitenschaaren bis vor die Tore von Leobschütz, wurden aber ebenso wie 1431 durch die belagerte Bürgerschaft zurückgeschlagen. Im Jahre 1433 überfiel Herzog Boleslav von Oppeln die Stadt, plünderte sie aus und beraubte sie der Kirchenschätze und des großen Glockengeläutes.
    Unter Herzog Wenzeslaus II. (1433-1452) wurde den Städten Leobschütz, Troppau und Zuckmantel gemeinschaftlich da Münzrecht gegen einen jährlichen Zins von 100 Mark verliehen und 1441 die bisherige herzögliche Steuer (in Folge der in den vorherhegangenen vier Jahren durch Krieg erlittenen Drangsale und der Schulden, welche die Stadt sich aufgebürdet) auf jährlich 100 schwere Mark herabgesetzt. Auch verzichtete dieser Fürst auf die von der Stadt zu gewährenden fürstlichen Zehrungskosten und schenkte ihr alles wüste Erbe innerhalb der Stadtgrenzen.
    Nach dem 1478 erfolgten Tode des letzten Ottokariden, Herzogs Johannes pius (1452-1478), setzte sich einer der Hauptleute des Königs Matthias, Peter von Haubitz oder Haugwitz, in den Besitz von Leobschütz, welches die an den Kanzler Johann von Schellenberg wieder verheiratete Schwester des verstorbenen Herzogs Johann durch Tausch von Peter von Haugwitz erwarb, es aber bald für 8000 Goldgulden wieder an Hans von Plankner (1513-1524) verpfändete. Durch Kauf kam 1524 Leobschütz und Jägerndorf endlich in Besitz des Markgrafen Georg von Anspach-Brandenburg (1524-1845) und verblieb bei seinen Besitznachfolgern aus demselben Hause, Georg Friedrich (1543-1603), Joachim Friedrich (1603-1607) und Johann Georg bis 1624.
    Unter ihnen fans die Reformation auch in Leobschütz Eingang. Die Bürger traten bis 1541 zum evangelischen Glaubensbekenntnisse über und wiesen die Franziskaner-Ordensbrüder aus der Stadt.
    Der Wohlstand der Stadt unter den Markgrafen ergibt sich daraus, daß die Kämmereigüter Blümsdorf (1577), Kittelwitz (1599) und das alte herzögliche Schloß am Obertore der Pfarrkirche gegenüber - wahrscheinlich an der Stell, wo gegenwärtig die katholische Pfarrei sich befindet - erkauft, das verpfändete Königsdorf wieder eingelöst und Taumlitz für Roden 1609 eingetauscht werden konnte.
    Unter mehreren Bränden, welche die Stadt während dieser Stadt betrafen, war der vom 28. Mai 1603 der bedeutendste, indem 390 Bürgerhäuser und der 1570 erbaute Ratsturm (1606 durch Nicodem Hoffmann aus Schweidnitz wieder hergestellt) in Asche gelegt wurden.
    Durch Kaiser Ferdinand II., welcher den Markgrafen Johann Georg von Jägerndorf in die Acht und seiner Besitzungen verlustig erklärt hatte, wurden Jägerndorf und Leobschütz laut Urkunde vom 15. März 1612 dem Fürsten Karl von Liechtenstein geschenkt, welchem 1623 die Abgeordneten von Jägerndorf und Leobschütz nach Bestätigung ihrer Privilegien zu Troppau huldigen mußten.
    Die Verheerungen des dreißigjährigen Krieges erstreckten sich auch auf Leobschütz. Die Stadt wurde mehrfach erobert, geplündert, mit fast unerschwinglichen Kontributionen belegt; 1627 wurden 12.000 Thaler und 1642 durch Torstenson 9000 Thaler beigetrieben. Unter Vertreibung der Prediger und der evangelisch gebliebenen Bürger wurde der evangelische Kultus gewaltsam unterdrückt. Die Folge davon war eine solche Entvölkerung (1684 waren von 384 Häusern innerhalb der Ringmauern nur noch 240 vorhanden), Verarmungen und Entwertung der verlassenen Häuser und Grundstücke, daß trotz der Fürsorge insbesondere des Johann Adam Andreas, Fürsten von Liechtenstein (1684-1712) Leobschütz sich zu dem früheren Wohlstande nicht mehr erheben konnte.
    Am 8. September 1672 warf ein Orkan die Giebel und das Spitzdach des Rathauses herunter und beschädigte außerdem etwa 40 Häuser am Marktplatze. 1738 wurde die Marienstatue am Ringe durch den Ratsverwandten Anton Hanne errichtet.
    Leobschütz kam 1741 mit Schlesien unter preußische Oberhoheit. Der durch feindliche Invasionen während des siebenjährigen Krieges verursachte Kostenaufwand betrug über 6000 Thlr. Seit dieser Zeit war der Einfluß der Fürsten von Liechtenstein, welcher mittelbare Besitzer der Stadt blieben, das Fürstentums- und Land- und Stadtgericht besetzten und Zinsen erhoben, nur noch ein unerheblicher, da die preußische Gesetzgebungen für alle Verwaltungszweige Norm wurde.
    Auf Bitten der Stadtgemeinde genehmigte König Friedrich der Große am 4. Oktober 1751 die Errichtung eines katholischen Gymnasiums, welches die Stadt erbaute und errichtete.
    Am 16. August 1807 rückte das 13. französische Dragoner-Regiment unter dem Obersten Laroche und am 13. Oktober 1807 das 22. Dragoner-Regiment unter Oberst Froissard hier ein und blieb bis 9. Juli 1808 hier. Vom 14. Juli bis 19. November 1808 besetzte das 5. französische Husaren-Regiment die Stadt. Außer der Verpflegung der Truppen durch die arg mit Einquartierung belegte Bürgerschaft hatte die Stadt während dieser Zeit an Kriegkontributionen 63.268 Thlr. aufzubringen.
    Bei der Erhebung des preußischen Volks 1813 blieb auch Leobschütz nicht zurück. Es stellte 4 freiwillige Jäger und zur Landwehr 10 Offiziere und 62 Mann, von denen 2 Offiziere und 11 Mann fielen - An freiwilligen Beiträgen wurden 558 Thlr. und an Naturalien 4232 Scheffel Breslauer Maß abgeliefert. - Im ehemaligen Franziskanerkloster wurde 1812 ein Lazarett eingerichtet, in welchem 1200 Verwundete verpflegt wurden, von denen 122 starben. - Das entstandene Lazarettfieber erforderte auch in der Stadt viele Opfer.

(1) Vgl. Ferdinand Minsberg, Geschichte der Stadt Leobschütz, Beitrag zur Kunde oberschlesischer Städte, Neiße 1828
(2) Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte von Tschoppe und Stenzel S. 371 - Diplomatische Beiträge zur Untersuchung der schlesischen echte und Geschichte I., Berlin 1770, II. Berlin 1771, wo sich ein Abdruck der vom Herzog Nikolaus zu Troppau bestätigten Willkür der Stadt Leobschütz in deutscher Sprache aus dem Stadtarchiv befindet.

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Namen der Stadt

    Der Name Leobschütz ist wahrscheinlich von Lub oder Hlub = tannenreich (von der Nähe des Stadtwaldes) abzuleiten. In den Urkunden wird des Hlubschütz, Lubsitz, Lubschitz, Lobszyc, erst von 1551 ab Leobschütz genannt; mährisch Hlubcice, lateinisch Leobsitium.

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Geographische Gegebenheiten

    Leobschütz liegt 857 Pariser Fuß über der Meeresfläche, 50° 11' 45'' nördlicher Breite und 35° 30' von der Insel Ferro. Die bei Kreuzendorf in der Nähe von Leobschütz entspringende Zinna fließt zwischen der Stadt und der Niedervorstadt durch und ergießt sich bei Ratibor in die Oder. Die Stadt enthält 552 Häuser und zerfällt in vier innere und zwei äußere Stadtbezirke. Letztere bilden die
Ober- und Niedervorstadt. Die Stadtmauern sind zum großen Teil noch erhalten, ebenso einige Türme an derselben. Der Wallgraben selbst ist längst trocken gelegt und größtenteils in Privateigentum übergegangen.

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Bevölkerung

    Die Einwohnerzahl muß vor dem 30jährigen Kriege schon eine ziemlich erhebliche gewesen sein, nahm dann aber bei Vertreibung der Evangelischen sehr ab. Leobschütz hatte

1781 : 2637
1803 : 3391
1817 : 3287
1825 : 4565
1834 : 5491
1843 : 6469
1852 : 7397
1861 : 8598

Einwohner ohne Militär. Hieraus ergibt sich eine konstante Vermehrung von 1000 Seelen je 10 Jahre. In den letzten Jahren ist die Zunahme der Bevölkerung eine noch größere geworden. Die deutsche Sprache ist die herrschende.

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Landwirtschaft

    Bei der günstigen Bodenbeschaffenheit, welche den Anbau von Weizen und allen anderen Getreidearten begünstigt, wird Ackerbau und Viehzucht in ziemlich ausgedehntem Umfange und mit besonderem Erfolge betrieben. Es sind vorhanden 63 Besitzungen zu 30 bis 300 Morgen, 93 von 5 bis 30 Morgen und 28 unter 5 Morgen, und betreiben 76 Eigentümer die Landwirtschaft als Hauptgewerbe und 15 Eigentümer als Nebengewerbe. Der Viehbestand betrug 1862 : 298 Stück Pferde, 657 Stück Rindvieh, 65 Schafe, 144 Schweine und 124 Ziegen.

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Gewerbe

    Nach den Gewerbesteuerrollen pro 1863 sind Kaufleute lit. A. I. 3, lit. A. II. 75, Händler 135, Gast- und Schankwirte 50, Bäcker 23, Fleischer 21, Brauer 2, Handwerker 488, Müller 5, Fuhrleute 14, und Hausierer 16 hier vorhanden. Vom Jahre 1864 ab ist Leobschütz aus der Bisherigen 3. Gewerbesteuerklasse in die 2te erhoben worden. Innungen bestehen hier für Brauer, Bäcker, Konditoren und Pfefferküchler; Böttcher und Stellmacher, Fleischer, Kürschner, Mauerer, Schieferdecker, Zimmerer und Schornsteinfeger, Müller, Schmiede, Schuhmacher, Schneider, Tuchmacher und Stricker, Töpfer, Tischler, Weber, Weißgerber und Handschuhmacher, Seiler, Klempner, Güttler, Gelbgießer und Kupferschmiede, Schlosser, Sattler und Riemer, sowie für Rotgerber. In der Stadt befinden sich zwei Apotheken mit zwei Anstalten für Erzeugung künstlicher Mineralwässer, von denen die eine mittelst Dampfmaschine betrieben wird. Seit 1857 ist eine Glashütte und seit Oktober 1863 eine Dampfmahlmühle in Betrieb gesetzt.

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Handel

    Der Getreidehandel ist in Leobschütz bedeutend und der Sonnabends stattfindende Wochenmarkt deshalb, insbesondere auch von Österreichern sehr besucht und mit Getreide überführt. Am Anfange der 1850er Jahre begann M. Teichmann und bald darauf H. Holländer die bis dahin hauptsächlich in Apolda gefertigten wollenen Hauben, Schals, Spenzer, Mützen, Ärmel und Tücher, wozu hauptsächlich in Berlin gefärbte Zephirgarne benutzt werden, hier fertigen zu lassen und immer mehr zu vervollkommnen. Gegenwärtig beschäftigen die hier bestehenden vier Wollknüpffabriken gegen tausend Arbeiterinnen und betreiben mit ihren beliebten Waren einen nicht unerheblichen Handel im Großen und nach Außen. Ebenso haben die hier erbauten Wagen einen ziemlich ausgebreiteten Absatz.

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Kirchen- und Schulwesen

    An katholischen Kirchen ist zunächst die, wie bereits oben erwähnt, durch die zweite Gemahlin König Ottokars II., Kunigunde von Masowien, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts massiv, im gotischen Stile erbaute und mit zwei Türmen versehene Stadtpfarrkirche zu erwähnen. Dieselbe stand in alter Zeit unter dem Patronat der unmittelbar daneben wohnenden Johanniter-Komture, von welchen der Platz (Kreuzplatz) und die Kreuzenstraße noch jetzt den Namen tragen. Seit Aufhebung diese Ordens in Preußen steht sie unter Königlichem Patronat. Im Jahre 1826 wurden die drei getrennten Kirchendächer in eins vereinigt und mit Schiefer bedacht. Am 9. Juni 1827 schlug der Blitz durch den Glockenturm in die Orgel. Letztere wurde 1860 mit einem Kostenaufwande von 2250 Thlr. neu hergestellt und die angeblich 1807 zersprungene große Glocke 1850 für 589 Thlr. umgossen (sie wiegt 37 Zentner). Der Hauptaltar ist 1658 erbaut. Im Inneren ward die Kirche 1861 renoviert.
    Die in der Obervorstadt neben dem Gottesacker belegenen Begräbniskirche ad St. Trinitatem, während des 30jährigen Krieges bis auf die Grundmauern zerstört, wurde durch freiwillige Beiträge und Unterstützung seitens der Stadtgemeinde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wieder erbaut, mit einem Türmchen versehen und 1778 zum öffentlichen Gottesdienste wieder eingeweiht. 1804 erhielt diese Kirche einen besonderen Geistlichen und ein besonderes Wohnhaus für denselben.
    Die Gymnasial- oder Klosterkirche as St. Ägidium wurde in Folge der hier durch Johann von Capistrano 1453 gehaltenen Predigten mit dem zugehörigen Kloster von der Bürgerschaft erbaut und durch Capistrano 1454 dem Franziskanerorden übergeben. In Folge der Reformation aus derselben vertrieben, wurden die Franziskaner 1666 wieder eingeführt. Als nach der preußischen Besitznahme der Besuch auswärtiger Schulen verboten wurde, beantragten 1750 Bürgerschaft und Magistrat die Errichtung eines Gymnasiums beim Franziskanerkloster, führten mit einem Geldaufwande von 5175 Fl., Holz aus dem Stadtwalde und verschiedenen Leistungen den Bau aus und dotierten die Anstalt mit 240 Fl. bar und freiem Holz, worauf sie im Oktober 1752 mit vier Lehrern und 122 Schülern eröffnet wurde und gar bald zu einer hohen Blüte gelangte. Nach der Aufhebung des Ordens im Jahre 1810 gingen die Gebäulichkeiten des Klosters selbst an das Gymnasium, die Kirche aber 1811 in das Eigentum der Stadt über (1) und wird seitdem für den Gottesdienst des Gymnasiums benutzt. 1863 wurde sie im Inneren, insbesondere der Hochaltar renoviert.
    An der südlichen Seite der Pfarrkirche befindet sich endlich noch eine alte gotisch gebaute Kapelle, die sogenannte Heidekirche, in der früher die Gebeine Verstorbener aufgesammelt wurden. Sie soll 1501 erbaut worden sein, ist dem St. Johann und Sebastian geweiht und 1858 renoviert worden.
    Die evangelische Gemeinde, bei deren Gründung Graf Geßler auf Dirschel und Odersch, sowie Kreislandrat v. Haugwitz eifrig mitwirkten und für welche 1787 die Anstellung des ersten evangelischen Pfarrers erfolgte, beendete 1792 die Erbauung ihrer, der katholischen gegenüber, auf dem Kreuzplatze liegende Kirche, welche 1862 mit einem Turm versehen wurde.
    Die jüdische Synagogen-Gemeinde hält in einem Privathause ihren Gottesdienst, ist aber jetzt mit Erbauung einer besonderen Synagoge beschäftigt.
    An Schulen hat zunächst das Königliche katholische Gymnasium, begründet 1752, 14 Lehrer mit 1 Direktor und 416 Schüler in sechs Klassen. Der Stadtkommune liegen außer Reparaturen und Unterhaltungskosten bestimmte Leistungen an Geld und Holz ob. Die katholische Elementarschule mit einer gehobenen Knaben-, 6 Knaben- und 6 Mädchenklassen und 13 Lehrern, einschließlich eines Rektors, hat 1863 608 Schüler und 644 Schülerinnen. Die evangelische Elementarschule hat zwei Lehrer mit zwei Klassen und 119 Schülern. Eine höhere Töchterschule mit 53 Schülerinnen hat eine Vorsteherin und einige Hilfslehrer. Die durch den St. Vinzenz-Verein hierselbst gestiftete und unterhaltene Kleinkinderbewahr-Anstalt steht unter der Leitung Grauer Schwestern und zählt 105 Kinder.
    In dem wohlerhaltenen städtischen Archiv befindet sich ein reicher Urkundenschatz, dessen für die Stadt wichtigste Dokumente Minsbergs Stadtgeschichte in mitunter etwas ungenauer Übersetzung abgedruckt enthält; außerdem eine sehr schöner, während der Zeit der Hussitenkriege geschriebener Codex mit schön gemalten Initialen, worin die Willkür der Stadt und die Decisionen des sächsischen Rechts.

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Kaltenhausen

    1/2 Meile von Leobschütz entfernt, grenzt südlich an die Leobschützer, westlich an die Schlegenberger, nördlich an die Königsdorfer und östlich an die Sabschützer Feldmark und wird von dem Straduna-Fluß durchflossen. Das Rittergut Kaltenhausen mit dem zugehörigen Dorfe wurde von der Stadtgemeinde Leobschütz mittelst Vertrages vom 6. Juni 1684 von Caspar Heinrich von Tauer für 1850 Thlr. schlesisch erkauft. Dasselbe enthält außer den Hof- und Wirthschaftsgebäuden 226 Morgen Acker, 46 Morgen Wiese, 15 Morgen Hutung und Gräferei und ist parzellenweise auf zwölf Jahre für 1189 Thlr. jährlich verpachtet. An Steuern zahlt das Dominium Kaltenhausen jährlich 60 Thlr. Grundsteuer, 2 Thlr. Kreis-Communal- und 7 Thlr. Kreis-Chausseebeiträge. Die Rusticalgrundstücke umfassen 86 preuß. Morgen Acker. Der Boden ist ein mittelmäßiger Kornboden. In Kaltenhausen, welches zum Schulverbande von Sabschütz gehört, sind nur 1 Wassermühle, 5 Gärtner- und 7 Häuslerstellen vorhanden. Die Gemeinde bringt jährlich 10 Thlr. grund-, 9 Thlr. Haus-, 39 Thlr. Klassen- und 16 Thlr. Gewerbesteuer auf.

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Schlegenberg

1/2 Meile von Leobschütz entfernt, grenz gegen Morgen an die Oberglogauer Poststraße, gegen Mittag an die Leobschützer Feldmark und gegen Abend und Mitternacht an den Leobschützer Stadtwald. Das Rittergut Schlegenberg umfaßt außer den Dominialgebäuden 560 Morgen Acker, 62 Morgen Wiesen und 33 Morgen Gräferei, Garten und Unland und ist auf 12 Jahre parzellenweise für 3803 Thlr. jährlich verpachtet. An Steuern zahlt das Dominium 162 Thlr. Grundsteuer, 7 Thlr. Communal- und 20 Thlr. Chausseebeitrag. Die Rustical-Grundstücke der aus 11 Gärtner- und 21 Häuslerstellen bestehenden Gemeinde betragen 65 Morgen mittleren Lehmboden. Ackerbau und Viehzucht ist die Hauptbeschäftigung der Einwohner. Absatz- und Bezugsort ist Leobschütz, zu dessen Schulverbande Schlegenberg gehört. Die Einwohner von Schlegenberg zahlen jährlich 40 Thlr. Grund- und Haus, 116 Thlr. Klassen- und 4 Thlr. Gewerbesteuer.

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Thröm

Das Kirchdorf Thröm (Throemium, Skrbon) besteht aus 39 Bauernhöfen, incl. 1 Erbrichterei und 1 Mühle, 2 Halbbauern, 16 Gärtnern und 80 Häuslerstellen, welche 3296 Morgen Acker, 144 Morgen Wiesen, 79 Morgen Gärten und 22 Morgen Unland, guten Boden besitzen. Vermöge der vom Hochmeister Karl von Lothringen am 6. April 1773 zu Brüssel ausgestellten, vom Hochmeister Anton Victor 1820 bestätigten Urkunde ist dem Erbrichter das Bier- und Branntweinurbar überlassen. Inhaltlich de am 26. September 1840 von der Generalkommission bestätigten Recesses hat die Gutsherrschaft die Bauergutsbesitzer von allen Spann- und Handdiensten gegen Abtretung von 234 Morgen im Nieder-Thrömer Felde entbunden. Die Robotgärtner, Robothäusler und Zinshäusler wurden schon durch Receß vom 19. Juli 1839 von ihren Robotverpflichtungen gegen Entsagung auf die dafür gewährten Emolumente befreit. Es werden 179 Pferde, 3 Stiere, 271 Kühe, 135 Schweine, 26 Ziegen gehalten. Die 1858 errichtete Weberinnung hat 12 Meister; außerdem einige Schmiede, Tischler, Schneider, Schuhmacher. Es werden 1064 Thlr. Grund-, 52 Thlr. Haus-, 900 Thlr. Klassen-, 63 Thlr. Gewerbesteuer gezahlt. Die 1781 erbauter Pfarrkirche ist in gutem Zustand; auch die Schule, in derer beiden Klassen 197 Schüler sind.

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Quelle : Felix Triest, Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864/65