§ 62 Ulrich auf Gorschendorf
Als Bernd Christoph starb, zählte sein
Sohn Ulrich Christoph (getauft am 29. August 1665) erst 14 Jahre. Dieser
hatte damals seinen Aufenthalt in Dänemark, wahrscheinlich als Page.
Denn er erzählt später von sich, dass er als elternlose Waise
in der zarten Jugend anderen redlichen Leuten habe dienen und in fremder
Potentaten und Könige Kriegsdienste, sowohl in England als auch in
Brabant, sein Glück und Brot habe suchen müssen. Um das geringe
väterliche Vermögen dem jungen Ulrich zu erhalten, verpachtete
sein Vormund die Pfandgüter Markow und Tützen 1682 auf 12 Jahre.
Der dänische Oberst Johann von Zepelin merkt in seinem Tagebuche zum
29. Mai 1684 an, dass Ulrich Christoph von Blücher sich an diesem
Tage beide Beine abgeschossen habe; doch muss des Gerücht von diesem
Unfall sehr übertrieben sein, da Blücher durch diese Verletzung
nicht vom Kriegsdienste zu lassen genöthigt ward. Nach dem Ablauf
jener Pachtzeit übernahm Ulrich selbst die Verwaltung dieser Pfandgüter;
doch währte sein Aufenthalt hier nicht eben lange. Den die verwittwete
Herzogin Magdalena Sibylle von Mecklenburg-Güstrow löste 1699
jene Pfandgüter wieder ein. - Gern hätte Blücher nun Groß
Renzow wieder erstritten; aber es war, wie wir schon sahen, vergeblich.
Da erwarb er 1702 den Meierhof Karnitz (bei Neukalen), der zu seines Stiefvaters
von Möller Lehngute Teschow gehörte, aber an dessen Schwester
verpfändet gewesen war.
Obwohl Ulrich auch hier nur Pfandbesitzer war, nahm
er doch sehr eifrig an den Streitigkeiten der Ritterschaft mit dem Herzog
Karl Leopold Theil, erfuhr aber in Folge dessen auch allerlei Belästigungen.
Als im Frühling 1718 der General Weyde an alle seine russischen Officiere
den Befehl erlassen hatte, auf die Edelleute und Inhaber der Güter,
deren Bediente, Bauern usw. scharfe Acht zu haben und sie nicht mit ihrer
beweglichen Haben entkommen zu lassen, da entfloh Blücher, indem er
den ihm eingelegten russischen Leutnant überlistete, am 4. April nach
Demmin.
Uebrigens fans Ulrich auf Karnitz, wohin er 1719
zurückkehrte, auch keine Ruhe. er überliess seinen Pfandbesitz
wiederum einem Herrn v.d. Knesebeck auf Pohnstorf, als sich ihm in Folge
von Familienereignissen die Aussicht zu einem Lehnbesitz eröffnete.
Ulrich war nämlich am 8. Februar 1696 (zu Kirch-Mulsow)
copuliert mit Margarethe Barbara, der Tochter Gerhard Christophs von Moltke
auf Drüsewitz (aus seiner Ehe mit Adelheid Margarethe von Moltke);
doch hatte er diese Frau schon im August 1713 verloren und darauf am 10.
Februar 1714 eine neue Ehe geschlossen mit Sophie Hedwig, der Tochter Johann
Gabriels von Klitzing auf Gorschendorf (bei
Neukalen). Der einzige Bruder dieser zweiten Frau, der Besitzer von Gorschendorf,
starb nun unvermählt am 28. März 1723 und dessen Oheim und nächster
Lehnerbe, Hans Caspar von Klitzing auf Rehfeld in der Mark verspürte
keine Neigung zur Uebernahme des tief verschuldeten Gutes Gorschendorf,
aus welchem die Frau von Blücher allein mehr als 10000 Gulden zu fordern
hatte. So kaufte nun Blücher am 12. Mai 1724 das durch Eichenwaldungen
wertvolle und der schönen Jagd wegen sehr angenehme Gut von jenem
Oheim seiner Frau um den Preis von 15000 Rthlrn.
Hier verlebte Ulrich, seine letzten Jahre.
Er starb am 1. Februar 1732 und ward am 14. Februar "in der Kirchen zu
Gorzendorff an seine Ruhestätte gebracht".
Seine zweite Gemahlin war ihm schon vorangegangen.
Ihr hat der damalige Pastor Pauli zu Gorschendorf in seinem Todtenregister,
also an einem Orte. der den Verwandten nicht leicht zu
Gesichte kam, folgenden Nachruf gewidmet :" 1730, den 18. Dec. Abends
um 8 Uhr, ist hiesigen Gutsherrn H. Ulrich Christoph von Blüchern
sehr liebe Frau Liebste Sophia Hedwig von Klitzingen im 45sten Jahr ihres
Alters und beinahe 17. Jahr ihres sehr friedlichen und vergnügten
Ehestandes bei vollem Verstande und herzlichem Gebet selig im Herrn entschlafen,
an der ihm was Unschätzbares, dem ganzen Dorf ein grosser Verlust,
mir jetzt lebendem Pastori aber ihrer Lebensart nach ein Theures christliches
Schäflein und ihrer Gutheit nach eine rechte, liebreiche Mutter abgegangen,
dass ich sie lebenslang beklagen werde. Der Beweis ihres sehr schönen
Christenthums war, dass sie keine Predigt ohne Thränen angehört
und so auch nie ohne Thränen ihre Beichte verrichtet; ja was sonderlich
rühmlich, dass sie am Ende ihres Lebens im 14 Tagen zweimal communiciret
und also noch den letzten Tage ihres Lebens Morgens um 8 diesen schönen
Zehrpfenning zur Himmelsreise mitgenommen, da sie um 8 Uhr Abends und also
12 Stunden nachher selig verschieden. Gott tröste ihren alten Eheherrn,
versorge väterliche ihre beiden nachgebliebenen jungen Waiselein und
erfreue ihre theuer erlöste Seele ewig für seinem Throne, auch
für die mir herzlich erwiesene Liebe und Gutheit, und gönne ihr
am jüngsten Tage einen freudenvolle Auferstehung zum ewigen Leben
durch Christum ! Amen."
In der ersten Ehe waren Ulrich Christoph sicher
2 Söhne und 1 Tochter geboren :
1) Bernhard Joachim
2) Caspar Otto, der in das hannoversche Militär
eintrat, 1752 im Herbste mit seinem älteren Bruder gemeinschaftlich
das Gut Gorschendorf muthete, hernach aber von demselben abgefunden war
und schon 1739 verstorben ist.
3) Sophie Margarete, von der wir jedoch aud der
um 1740 geschriebenen Genealogie v. Hoinkhusens nur das Eine wissen, dass
sie mit "Bogislav von Bohl" verheirathet war. Weiteres hat sich trotz aller
Erkundigungen nicht ermitteln lassen.
Ueber die Kinder der zweiten Ehe giebt das Gorschendorfer
Kirchenbuch die erwünschten Nachrichten. Es waren folgende :
4) Friedrich Sigismund, geb. zu Gorschendorf am
30. December 1723, + daselbst am
21. Januar 1724
5) Dorothea Margarete, geb. zu Gorschendorf am 8.
März 1725 und am 25. Juni desselben Jahres verstorben.
6) Anna Elisabeth Margarete, zu Gorschendorf am
3. März 1726 geboren, ist nach von Pentz unvermählt geblieben.
Ihren Todestag haben wir nicht ermitteln können.
7) Charlotte Sophie, geb. am 7. Juni 1727, erreichte
nur ein Alter von 8 Tagen.
8) Benedicta Katharina, geboren zu Gorschendorf
am 30. August 1729, war im November 1755 copuliert mit dem preussischen
Dragoner-Leutnant Hans Christoph Friedrich von Rieben
auf Rey, Sie starb am 26. Juni 1765.
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