Aus der Familiengeschichte von Knuth

(Quelle : Bülow, Bertha von, geb. von Schulze, Geschichte der Familie von Knuth in Mecklenburg, Band 1, Schwerin 1911)
 

Übersicht

1) Ursprung des Geschlechts
2) Wappen und Abzweigungen
3) Die mecklenburgischen Knuth von 1289 bis 1699
4) Stammlinie meiner Knuth-Ahnen
5) Abbildung des Wappens der v. Knuth

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Ursprung des Geschlechtes

    Über den Ursprung des Geschlechtes verlautet nichts Sicheres.
Es teilt darin das Schicksal vieler uralter Häuser, selbst fürstlichen Standes, deren Anfänge in unserem Lande und weiter im hohen Norden gesucht werden, wo soviel länger als anderswo eine wilde Natur und barbarische Völkerschaften dem Vordringen des Lichtes wehrten.
    Der Geheime Archivrat Lisch, dem die mecklenburgische Altertumskunde so viel verdankt, spricht in einem Briefe aus, daß nach seinem Erachten der Anfang des Geschlechtes in Dänemark gesucht werden müßte, ein anderes Mal will er in den Knuths Gefolgsmänner Heinrichs des Löwen sehen.  In Dänemark hat sich kein fester Anhalt für die frühesten Zeiten finden lassen.  Daß die Familie wendischen Stammes sei, ist in keiner Weise wahrscheinlich.  Der Konsistorialpräsident von Knuth hegt eine entschiedene Abneigung, die Knuth zu denjenigen Geschlechtern zu rechnen, die mit Heinrich dem Löwen ins Land kamen.  Fr hielte gerne, wie auch einmal Lisch, an ihrem nordischen Ursprung fest.  Aus den Forschungen und Aufzeichnungen des Professor Haenselmann mein Wissen schöpfend, möchte ich folgendes schließen:
    Zur Zeit jenes K n u d , der eine kurze Zeit das Oboritenland als König beherrschte, können Edle aus seinem Gefolge sich in Mecklenburg angesiedelt und Familien gegründet haben.  Daß König Kanut selber der Stammvater des Geschlechtes gewesen sei, ist eine Vermutung ohne Beweise, aber keine Unmöglichkeit.  Professor Haenselmann schreibt: "In dieser Zeit, zu welcher sich mit unglaublicher Schnelligkeit das Hin- und Herwandern ritterlicher Mannen vollzog, mögen die K n u t h nach Mitteldeutschland gezogen sein, während das Obotritenland dem Slaven- und Heidentum wieder verfiel, denn nach Mitteldeutschland weisen voll hoher Wahrscheinlichkeit Nachrichten aus dem zwölften Jahrhundert." (1130 wurde König Knut ermordet.) 1140 begegnet uns zu Lanibach an der Traun im Reisegefolge Bischof Emmerichs von Würzburg ein H e i n r i c h mit dem Zunamen
K n o t. Der Ablaut des Vokales kann kein Bedenken erregen, wie der in K n a u t ist er idiomatischer Färbung.  In Mitteldeutschland drängen beide Formen sich auch später, bei Benennung ganz zweifellos identischer Personen, mit Knuth wechselnd häufig in die Schrift ein.  Mag man aber auch zweifeln, ob der Heinrich von 1140 für die Sippe seiner jüngeren Stammesverwandten in Anspruch zu nehmen sei, 1174 taucht abermals ein H e i n r i c h K n u t h auf.  Er überließ dem Kloster Pegau bei Leipzig den Zehnt des Dorfes Hilpertitz und wurde zum Entgelt von Bischof Eberhard zu Merseburg mit einer nicht näher bezeichneten Hufe belehnt.  Wenn nicht schon in jenem älteren Heinrich, so tritt doch ohne Zweifel in diesem der Urahn eines Adelsgeschlechtes auf die Bühne, das hernachmals im sächsischen Kurkreise, in den anhaltischen Landen, im Bistum Merseburg, im nördlichen Thüringen, am Südharz weit ausgebreitet saß und hier erst nach Mitte des siebzehnten Jahrhunderts erlosch.  Von diesem Stamme war sehr wahrscheinlich auch der Dritte gleichen Tauf- und Familiennamens entsprossen, der um 1230 an der unteren Elbe im Wehninger Lande seine Spur hinterließ.  Dieser R i t t e r Heinrich Knuth ist der Erste seines Namens, von dem man in Mecklenburg weiß.  Ein Ritter Hermann Knuth tritt 10 Jahre später, 1240, mit zwei anderen seinesgleichen, Arnold von der Mühlen und Nenno von Lenzen, als Zeuge der Bestätigung der Parchimer an ihrem erkauften Dorfe Büher durch Fürst Pribislav auf und nach aber 4 Jahren wieder, am 7. April 1244, im Gefolge dieses Fürsten bei Verleihung des Dorfes Slapsow an seine Stadt Plan.  Daß er mit Heinrich Knuth blutsverwandt, etwa dessen Sohn oder Bruder war, legt nicht nur die Gemeinschaft des seltenen Geschlechtsnamens, sondern auch der Taufname nahe, der ebenso wie Heinrich auf die mitteldeutsche Sippe zurückweist.
    40 Jahre hindurch verschwindet der Name dann in der Überlieferung; erst 1284, am 12. September, tritt wiederum ein Heinrich Knuth auf: mit Nikolaus Hahn und Johannes von Tessin (Dessin?); wie diese als Herr, d. h. Ritter, bezeichnet, war er Zeuge der fürstlichen Brüder von Werle bei der Verpfändung von Pachten aus der Mühle zu Plan an einen dortigen Bürger.  Die hiervon berichtende Urkunde ist auf der neuen Burg Wenden gegeben, die nachmals Wredenhagen benannt worden ist.  Ebendort verkaufte Fürst Nikolaus am 12.  November den Bürgern der Neustadt Roebel das Dorf Kuskow zu Stadtrecht, und auch diesmal wird Heinrich Knuth mit Nikolaus Hahn und Johannes von Tessin unter 10 Pitterzeugen namhaft gemacht.  Die anderen waren: S i e f r i e d v o n K a r d o r f f, die Brüder Bernhard und Johannes von Bellin, Vollrath von Dargatz, ein Pritzbuer, Bernhard von Hakenstaedt und Matthias Ketelhut (ein Bernhard von Hakenstaedt wird schon um 1196-1200 in der Umgebung Bischof Isfrieds von Ratzeburg genannt).  Im folgenden Jahre versammelte sich um Fürst Nikolaus zu Hohensprenz im Amte Güstrow eine zahlreiche Schar von Vasallen der Lande Roebel, Wredenhagen und Malchow.  Sie hatten ein Drittel seiner Schulden, 2000 Mark, auf sich genommen und empfingen zum Entgelt nun reiche Gnadenerweisung: zuerst die Bestätigung aller ihrer von den Zeiten der ersten Besiedelung dieser Gegenden hergebrachten Freiheiten, dann die Zusage, daß zur Vermeidung von Zwietracht zwischen ihnen und den Bürgern die Landdinge nicht mehr wie vordem in Roebel, Wredenhagen und Malchow, sondern erstens zu Priborn, des andern zu Zepkow, des dritten in Alt-Malchow abgehalten, kein Vasall in seinen Städten angehalten und, falls dies geschähe, hinwiederum von ihm die Bürger der sachfallsigen Stadt bis zur völligen Genugtuung in Gewahrsam genommen werden sollten, endlich ewige Befreiung der Bauern dieser Lande von jeglicher Steuer, die die Herren nicht bewilligen würden, ausgenommen eine Beisteuer von 2 Schillingen von der Hufe zu den Hochzeits- und Ritterschlagssfesten der Fürsten, von
4 Schillingen zu der ehelichen Ausstattung der fürstlichen Töchter.  Zeugen waren 11 Ritter und 21 Knappen; unter den ersteren wieder Heinrich Knuth neben sieben von denen, die im Jahre zuvor die Verleihung an Roebel bezeugten.
    Am 5. Juli 1285 eigneten die Herren N i k o 1 a u s und Heinrich v o n W e r 1 e zu Rostock dem Kloster Dobbertin 30 Hufen im Dorfe Tralow, die Heinrich Knuth dem Kloster verkauft hatte.  Das Dorf Tralow ist untergegangen, seine Feldmark mit der von Lärz (südöstlich von Roebel) vereinigt worden, sein Name lebt im Tralowsee fort, einer östlichen Bucht der Müritz, eine Stunde von Krümmel.
    Am 29.  August 1289 eignete Fürst Nikolaus dem Kloster Dobbertin 4 Hufen in Burow (bei Lübz), die Ritter H e i n r i c h v o n K r a m o n zur Besserung der Pfründen seiner Tochter dem Kloster geschenkt hatte.  Zeugen: die Ritter Arnold Brusehaver, Nikolaus Hahn, Johannes von Tessin, die Brüder von Bellin und Heinrich von Kramon. (Urkunde von 1289, in der unter den Zeugen neben Pritzbuer auch Christopherus Cnuth genannt wird, Nr. 2002).
(Christopherus ward Stammvater der pommerschen Linie.)

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Wappen und Abzweigungen

    Daß keine Wappengleichheit des t h ü r i n g e r G e s c h 1 e c h t s d e r K n u t h mit dem mecklenburgischen desselben Namens besteht, hat vordem manchen Forscher stutzig gemacht und starke Zweifel erweckt, ob der Stamm beider der gleiche sei.  Die Thüringer führten im roten Felde
Wappen der thüringischen Knuth drei weiße goldbeschlagene an den Mundstücken zusammenlaufende Jagdhörner und ein ebensolches mit goldener Lilie am Mundstück geschlossen als Helmzier.  Die Mecklenburger haben das Wappen von altersher, und so oft es nur vorkommt, so geführt: Einen Kesselhaken mit drei Kleeblättern im silbernen Felde, die Helmdecken schwarz, grün und silbern.  Es sind also die beiden Wappen ganz verschieden.
    "Wo aber, darf mit Fug gefragt werden, ist der Beweis, daß an der Scheide des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts, der Zeit, da sich mutmaßlich jene Abzweigungen vollzogen haben, die Schildzeichen des niederen Adels bereits so fest ausgeprägt waren, daß die Ausgewanderten sie nicht unabhängig von den in den alten Sitzen Verbliebenen gewählt haben können?"
    Zu Ausgang des siebzehnten Jahrhunderts hat der König Christian V. von Dänemark seinem Günstling, dem Ober-Kammerjunker und Geheimrat Adam Levin von Knuth, dem Erbauer des noch jetzt stehenden Ludorffer Hauses, der als Jüngling, fast noch als Kind, an den dänischen Hof kam, über den auf dem Helm befindlichen drei Kleeblättern noch drei rote Fähnlein hinzugetan, und diese Zugabe wurde in der Folge von der ganzen Familie in Mecklenburg und Dänemark angenommen.
    Die pommerschen Knuth, deren Linie durch den vorher genannten Christopherus begründet sein dürfte (nach dem Stammbaum war er der Bruder des zweiten Heinrich), haben sich, wie der Konsistorialpräsident von Knuth in seinen Aufzeichnungen annimmt, wieder in zwei Linien geteilt.  Der eine Zweig, Afterlehnleute der Bork, führte ein von dein eigentlichen Knuthschen ganz verschiedenes Wappen: es ergibt sich aus der Wappenzeichnung Nr. 2, welche sich unter den hierauf bezüglichen Abbildungen befindet.  Die andere pommersche Linie führte in einem silbernen Felde zwei kreuzweis gelegte Kesselhaken, auf dem Helm drei mit Schlangen umwundene Spieße, die Helmdecken schwarz und silbern.  Diese pommersche Linie erlosch Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts.  Von einem jüngeren Sohn des Ludorffer Hauses war um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts durch Ankauf eines Gutes in Pommern eine neue Linie in diesem Lande begründet, diese führte dasselbe Wappen wie die mecklenburger Knuth. Jedoch ist sie bereits im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts erloschen. Auch in Holland begründete ein Knuth aus dem Leizener Hause ein sehr kurzlebiges neues Haus, das sein ursprüngliches Wappen beibehielt.
    Von diesen Familien wird noch in der Folge die Rede sein.  Die dänische Linie löste sich Ende des siebzehnten Jahrhunderts von den Stammhäusern Leizen und Priborn ab, siedelte indessen erst in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts nach dem Verkauf von Melz an die Herren von Ferber endgültig nach Dänemark über.  Bald darauf wurde auch Leizen an die Herren von Gundlach verkauft.  Nicht lange, nachdem dies Gut in andere Hände übergegangen war, starb der letzte Knuth aus diesem Hause, und es waren nur noch die Nachkommen eines jüngeren Sohnes aus dem Leizener Hause in Mecklenburg angemessen.  Sie besaßen die Güter Ludorff, Gneve und Zielow.  Als meine Mutter, die letzte Repräsentantin des Ludorffer Hauses, im Jahre 1901 verstarb, war das alte Geschlecht der Knuth auch in der weiblichen Linie in Deutschland erloschen.  Es blüht aber noch heute der dänische Zweig.  Sein Wappen unterscheidet sich von dem des mecklenburgischen Stammhauses dadurch, daß es quadriert ist und im Mittelschilde das ursprüngliche Familienwappen enthält. (Kesselhaken und Kleeblätter) Die Zeichen in den übrigen Feldern sind dem Familienwappen der Lerche entlehnt.  Es hatte nämlich der aus Mecklenburg in Dänemark eingewanderte Sohn des Leizener Hauses, Besitzer der Güter Melz, Priborn, Solzow usw., eine Erbtochter des Hauses Lerche in Dänemark geheiratet, einer sehr reichen Familie.  Sein Sohn gründete die Grafschaft Ansmark, welche er in "Knuthenborg" umtaufte.  Er war bei dieser Gelegenheit in den Grafenstand erhoben worden und wurde so der erste Graf Knuth auf Knuthenborg.  Er ist der Stammvater aller noch sehr zahlreichen dänischen Knuth.  Anfänglich wurde nur dem ältesten Sohn, dem Besitzer der Grafschaft, der Grafentitel zuteil, die übrigen blieben Barone.  Indessen ist durch königliche Verfügung schon seit längerer Zeit allen Söhnen und Töchtern der Grafentitel zugesprochen worden.  Lehnsgraf aber, und das macht in Dänemark einen großen Unterschied, ist nur der Besitzer von Knuthenborg.

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Die mecklenburgischen Knuth von 1289 bis 1699

Es hat dem Professor Haenselmann nicht geringe Mühe gekostet, ,den Stammbaum der Knuth in der älteren Zeit zusammenzufinden.  Für völlige Richtigkeit ist auch jetzt noch trotz aller Forschungen nicht einzustehen.  Nach der wohl unumstößlichen Gewißheit, daß Heinrich II. 1289 im Lande Roebel der Stammvater der mecklenburgischen Linie ist, .ebenso wie sein Bruder Christopherus der des pommerschen Hauses, findet sich gleich eine Lücke.  Mutmaßung bleibt deshalb auch nur, daß Heinrichs II. Gemahlin eine Tochter des alten wendischen Geschlechts der Retzow gewesen ist, das im 17.  Jahrhundert erlosch und von dem jetzt noch existierenden Gute Retzow seinen Namen entlehnte.  Verschwägert sind die Retzow ebenso wie die Pritzbuer: gleichfalls alten wendischen Stammes, mit den Knuths jedenfalls gewesen.  Von dieser Zeit an lösen wendische Vornamen vielfach die deutschen ab.  Die Namen der Söhne Heinrichs sind nirgends authentisch festgestellt.  Dies ist eben die erwähnte Lücke im Stammbaum; jedoch ist .anzunehmen daß der ältere Wentzlav hieß, während der Name des jüngeren völlig dahingestellt bleiben muß.  Der jüngere Sohn hatte nur in zwei Generationen Nachkommen, nämlich in T h i e d e k e 1361, seinem Sohn, und in .D e t h 1 e v , seinem Enkel, dessen Spur um 1386 in Dänemark gefunden wird.  Doch von Wentzlavs 1. Söhnen, nämlich von Heinrich III. und Henning, reden schon mancherlei Urkunden und von da ab von den weiteren Nachkommen.  H e i n r i c h III., Knappe im Lande Wredenhagen, 1351 Zeuge bei einem Verkauf der von Pritzbuer auf Kelle. 1366 verpfändet Vicke Bune 4 Mark Pacht für 280 Mark Kapital an Heinrich Knuth und die Kinder seines verstorbenen Bruders und gelobt die Erfüllung des Vertrages dem Heinrich Knuth zu dessen Hand, seinem Vetter Thiedeke Knuth, Hermann Brusewitz und anderen.
    1370 redet des Heinrich III. und seiner Gemahlin Margarethe Spegelberg
Leichenstein (Abbildung) zu Leizen von ihm und nennt ihn Herrn auf Priborn.  Nach der
Inschrift scheint es, als seien beide Ehegatten am gleichen Tage verstorben: 30.  September 1370.
    H e n n i n g , Knappe wie sein Bruder H e i n r i c h und wie dieser Vasall des Fürsten Nikolaus von Werle, ist 1353 Zeuge dieses Pürsten Unter den Zeugen kommen sonst noch vor:
Thiedeke u. Matthias Spegelberg und andere. Unter den 29 jetzt zum Teil zerbröckelten und gänzlich abgefallenen Siegeln ist auch das des Henneke Knuth, das älteste der Familie, schildförmig mit dem Kesselhaken und der Umschrift Shenning K. (Im Urkundenbuch abgebildet.)
    T h i e d e k e , des Heinrich und des Henneke Vetter, 1361.
    D e t h 1 e f f  K n u t h , 1386, Sohn des Thiedeke, Führer eines Kaperschiffes.
    W e n t z 1 a v  II., einer der Söhne Hennekes, befindet sich 1386 in Dänemark. Er und sein Vetter Dethleff sind in die Händel der Seeräuber mit der Königin Margarethe von Dänemark und den Hansestädten verwickelt, wovon eine im Urkundenbuch abschriftlich befindliche Akte d. d. Werdingborg vom 27.  September 1386 Kunde gibt.
    H e i n r i c h , ein zweiter Sohn des Henneke, ist Priester.  Dieser ist der einzige der Familie, der damals, wie es scheint, ständig in Mecklenburg verblieb.
    I w a n K n u t h , auch Henneke II. genannt, des Wentzlav II.  Sohn, ist 1420 zu Leizen, 1445 zu Priborn und inzwischen in Dänemark.
    I w a n K n u t h und Boban Flotow fangen 1422 Bürger von Ruppin und führen sie: "in ere Stocke tho Letzen." (Leizen.) lwan Knuth wird auch 1417 im Testament des Herzogs Ulrich als dessen Gläubiger anerkannt.  Der eigentliche Name des Boban war Thiedeke und Boban ("Rind") nur ein Beiname.  Als Christoph, Herr von Werle, 1415 am 15.  Januar den treuen Mannen: Thiedeken, Drewes, Mauritius Brüdern und Ahrend, ihrem Vetter, alle geheißen Flotowe, den Pfandbesitz des Landes Malchow bestätigte, waren zugegen als Zeugen: "der Marschall Heinrich Maltzan, Achim Barnevleth, Ulrich Maltzan zu Grubenhagen, der Probst Hermann Konynck zu Malchow lind Thiedeke Vlotow, anders gebeten Boban." (Wenn die in der Schadenerweisung 1426 genannten 68 Vasallen einigermaßen nach dem Alter geordnet sind und man annehmen darf, daß dieselben zwischen 20 und 60 Jahre alt waren, so wird Boban Flotow damals ein Alter von zirka 41 Jahren gehabt haben.)
    Es scheint, daß Leizen im Anfang des 15.  Jahrhunderts, obwohl ein altes Knuthsches Lehn, in fremdem Pfandbesitz war, und zwar in dem der Flotow.  Boban Flotow und sein Bruder Ernst saßen darauf, und von Leizen aus unternahm Boban mit Iwan Knuth, der wahrscheinlich auf kurze Zeit aus Dänemark heimgekehrt war, den Raubzug gegen Ruppin.
    Die Dauer der Verpfändung von Leizen dürfte sich von Ende des vierzehnten Jahrhunderts bis über Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts erstreckt haben, und zwar die des ganzen Gutes etwa bis 1401.  Den einen Teil hatten die Retzow als Pfand inne, deren Nachfolger wurden die Wulffe; der andere Teil war zunächst den Pritzbuer verpfändet, dann den Flotow.  1417-1421 besaß Iwan Knuth die Hälfte wieder selbst, die andere Hälfte aber- hatte Boban Flotow noch inne und nach seinem Tode Ernst Flotow bis nach 1463.
    Da doch einmal von Boban Flotow die Rede gewesen ist, so mag es für die Kenntnis jener Zeit noch interessieren, daß auch 1419 mehrere Ritter, Vasallen aus dem Lande Roebel, darunter Boban, einen Raubzug nach Wittstock unternahmen und gegen den Bischof von Havelberg. Der Schadenerweisung von 1426 ist schon Erwähnung geschehen: sie bezieht sich auf einen Raubzug, den eine Anzahl Ritter Montag nach Martini genannten Jahres ins Werk setzten.  Boban Flotow, obwohl damals Vogt des Amtes Wredenhagen, befand sich unter ihnen.  Ihr Führer war der Marschall Heinrich Maltzan.  Es galt der Raubzug dem Gebiet der Herzogin Katharina von Brandenburg. - 1427, Dienstag nach Laurentius, fand ein neuer Raubzug statt, auch diesmal war Boban Flotow dabei, Iwan wird nicht genannt.  Aber damals wird Boban nicht mehr als Vogt bezeichnet.
    Iwan Knuth kehrte erst am Abend seines Lebens ständig nach Mecklenburg zurück, und zwar nach Priborn um das Jahr 1445.  Er hatte drei Söhne: Wentzlav, Heinrich und Hans (Olde Hans).
    W e n t z 1 a v hat in Dänemark gelebt.
    H e i n r i c h wird bereits 1443 als Ritter des Schwanenordens erwähnt und von 1468-1472 als auf Leizen sitzend angeführt.
    Die Statuten des Schwanenordens befinden sich in dem Urkundenbuche.  Dieser Orden war am 15. August 1443 vom Kurfürsten Friedrich, Markgrafen zu Brandenburg, gestiftet und hatte zum Zweck, dem verderbten Wesen zu steuern, welches in den deutschen Landen immer mehr und immer besorglicher um sich zu greifen begann.  Es konnte nur aufgenommen werden: wer vier Ahnen, zu Schild und Helm geboren, aufzuweisen hatte, untadelhaft mußte der Lebenswandel des Gesellen sein, seine Ehre fleckenlos bleiben.  Wurde er angeklagt und konnte sich nicht rechtfertigen vor seinen Mitgesellen, so wurden ihm unter Ausstoßung die Zeichen des Ordens abgenommen. und dem Propste der Kirche "auf dem Berge zu Brandenburg" übersandt.  Diese Kirche. der Jungfrau Maria geweiht, hatte einst Pribislav, der Wendenkönig, erbaut, und sie war die Stätte des Schwanenordens.  Die Namen der Gesellen sind:

Otte Wilhelm dy Olde }
                                  }    Herzogen to Brunswik und Lüneburg.
Wilhelm dy jung,         }
Frederick,
Hendrik Hertoge to Mecklenborch.
Adolph     }
                }     Grafen to Anhalt.
Albrecht   }
Bernde Graf to Pezenstein.
Gunther to Barby.
Frederick here to Bebirstein.
Hans von Torgau, here to Crossen.
Wentzloff here to Bebirstein.
Regnard here to Kotbuse.
Vicke von Bülow, ridder.
Johann Vieregghe, ridder.
Heinrich Knuth, ridder.
Ludolff von Veltheim.
Gerard von Wussow.
Aluerik von Bodendik.

    Bis 1468 wohnte Heinrich Knuth in Priborn; erst von da ab wird seiner wieder als Herr auf Leizen erwähnt.  Der dritte Sohn Iwans, Hans I. oder Olde Hans, wohnte auf Karchow.  Nach dem Tode seines Bruders Heinrich. übersiedelte er nach Leizen.  Hans II., Hans I. Sohn, blieb bis 1476 in Priborn. Inzwischen kehrten auch die Söhne des ältesten Bruders, des Wentzlav, aus.  Dänemark nach Mecklenburg zurück; es waren dies I w a n II. und A c h i m. Wir finden von da ab Iwan Il. und seinen Vetter Hans II. auf Leizen, während Achim die frühere Wohnung Hans' II. in Priborn bezog.  Damals bestanden schon längst zwei Rittersitze in Leizen. (In Bleckingen und Holland, hier und da auch in Schonen wußten drei bis sechs Familien sich mit getrennten.  Hauswohnungen auf einem Tofte, der Hausstelle, welche Haus, Wirtschaftsgebäude, Hof und Garten, alles befriedigt, umfaßte, einzurichten.  Diese altgermanischen Bauernweise scheinen ' die getrennten, oft drei Rittersitz auf einem Edelhofe zu entsprechen, die in Mecklenburg eine nicht seltene Einrichtung waren.)
    O l d e  H a n s K n u t h versetzt 1470, am 30.  November, an Achim Hahn auf Solzow für 20 Mark eine halbe Hufe zu Priborn: darin "Pacht und Pflege".  Die Hufe lag zu Achims eigenem Hof in Priborn.  Mitbesitzer zwei Brüder: Vedemer und Lütke Ketelhut.
    Lütke Ketelhut auf Cambs verschreibt dem Juden Nazam in Roebel fünf rheinische Gulden.  Bürgen: Heinrich Knuth zu Leizen, junge Hans Knuth, "der da nu is mit Achim Hauen", am 15.  Juni 1472.
    Olde Hans Knuth zu Leizen verschreibt dem Juden Nazam zu Roebel 15 rheinische Gulden am 8. Juli 1473.  Bürgen: Achim Hahn zu Solzow, Gerke Freiberg zu Karchow, Fredemer und Lütke Ketelhut zu Cambs.
    1474 verpfändet der alte Hans Knuth zu Leizen den nachgelassenen Söhnen Achim Hahns zu Solzow einen Hof mit der Wurt und zwei Hufen zu Priborn für 50 Mark lüb.  Tietke Klowetzow baut sie: verpfändet wird Pacht und Pflege, alle Zubehör mit aller Herrengerechtigkeit.  Mitbesitzer: der Bürgermeister Hans Krage und Achim Kroger zu Roebel.
    1477-1490: Hans Knuthen und Achim Knuths Pergamentverschreibung, eine jede auf 100 Mark lüb., die eine datiert anno 1477, die andere sub dato 1490.
    1476: Fredemer Ketelhut auf Cambs verschreibt Meineken Rohr zwei Mark Hebung aus einem Hofe daselbst für eine Schuld von 20 Mark.  Bürgen: Lütke Ketelhut zu Cambs, der junge Hans Knuth zu Priborn, Hans Ketelhut zu Karbow.
    1487, am 11. November, verschreibt Achim Knuth zu Priborn den Priestern U. l. F. in der Nikolaikirche zu Roebel zwei Mark Pacht aus einem Höfe zu Priborn.
    1489, am 11.  November, verschreibt Achim Knuth dem Prior derselben Kirche eine Mark Geldes vom andern Hofe in Priborn.
    1489, am 28.  Dezember: eine Mark Geldes vom dritten Hofe daselbst. 1492, am 6. Februar, verschreibt Iwan Knuth II. zu Leizen eine Mark Geldes vom vierten Hofe daselbst.
    Am 29. November 1492 verkauft Hans Knuth zu Leizen dem Propste zu Neu-Roebel zwei Mark Pacht aus einem fünften Hofe zu Priborn.  Nikolaus Knuth zu Parchim, "Herr Nicol", am 25.  Februar 1495.  Er wird im Stammbaum nicht aufgeführt, ebensowenig wie Werner Knuth, von dem eine Urkunde redet.  Beide dürften zu den "Ratleuten" in Parchim gehören, deren Stammvater ein Sohn des Ritters Hermann Knuth gewesen sein soll.
    Hans Knuth zu Leizen verkauft zwei Priestern in Roebel 24 Schillinge lüb.  Pacht.  Wo? am 30.  September 1500.
    Iwan Knuth zu Leizen verkauft dem Vikar Gerhard Unverwerth in Roebel bei St. Nicolai für 50 Mark lüb. 4 Mark Geldes aus Claus Munts Hof zu Karchow.
    lwan Knuth zu Leizen verkauft 1503, am 11.  November, der Peterund Paul-Brüderschaft in Roebel für 12 Mark lüb. eine Mark Pacht aus Ahrend Wolfs Hofe in Priborn.
    1506: die Knuthsche. (Abschrift der Collectenen.)
    1505: Hans und Iwen, die Knuthe, to Lesten (II Pferde), die Grambow zu Solzow und die Priegnitz zu Finken haben mit drei, die Morin mit vier Pferden aufzureiten. (Anschlag der Roßdienste im Lande Mecklenburg, Wenden und Stargard wegen der lübeckischen Händel.)
    1507, am 30. November, Iwan Knuth zu Leizen verkauft den Herren der Marienkirche zu Roebel für 20 Mark lüb. zwei Mark aus Achim Bratherings Hof zu Priborn.
    1515 wird Achim Knuth, doch, wie sich später erweist, fälschlich, der Straßenräuberei bezichtigt.  Schon früher war Iwan Knuth verstorben.  Seine Gattin war Sophia Lepel.
    15. .? Irrungen zwischen den Flotowen von Stuer und Joachin Knuth sel. über ihre beiderseitigen Güter.  Iwan Knuths unmündige Kinder haben den Herzog ersucht, ihnen Vormünder zu ihrer Vertretung zu bestellen.  Bis dahin wird die Vollstreckung des Urteils verschoben.
    Achim Knuth war ohne Kinder, Hans der jüngere ohne Söhne verstorben, so wird das gesamte Stammgut in den Händen von Iwan Knuths beiden Söhnen Wentzloff und Matthias vereinigt.
    Zwar hinterließ Hans der jüngere eine Tochter, Anna, die dem Lütke Ketelhut vermählt war.  Sie dürfte ihr Erbtochterreclit, das ihr den lebenslänglichen Genuß von ihres Vaters Gut gewährleistete, ausgenutzt haben, da sie mit ihrem Gatten auf dem einen Rittersitz in Leizen wohnte.  Aus dieser Ehe war ein Sohn hervorgegangen, der 1523 außer Landes zog und damals seine ihm vom Vater überkommenen Güter zu Cambs seinem Vetter, einem andern Lütke Ketelhut, überließ.
    Die Gebrüder W e n t z 1 o f f und M a t t h i a s K n u t h treffen wir von 1529 ab mit Sicherheit im Besitz von Leizen.
    Wentzloff, der im Anfang seines Jahrhunderts geboren war (1564 gibt er sich als bei 60 Jahren an), hat die Union mit unterzeichnet.
    Matthias war io Jahre jünger als sein Bruder, wenigstens nach der Angabe von 1564, wo er sein Alter auf 50 Jahre schätzt. In einer Akte von 1576, die Irrungen zwischen den Pregnitz und Rohr über gewisse Güter zu Below betrifft, sagt er aber, er sei bei 70 Jahr. Die letztere Angabe dürfte die wahrscheinlichere sein, teils, weil die große Ungleichheit des Alters der beiden Brüder bei der ersten Angabe ungewöhnlich ist, teils und besonders, weil der Vater nach dieser Angabe noch 1514 gelebt haben müßte, was den bekannten Verhältnissen zu widersprechen scheint.
    Nach dem Stammbaum hatten Wentzloff und Matthias eine Schwester, Sophia, die mit Thiedeke Grambow zu Wildkuhl vermählt war (1500 - 54).
    Matthias Knuth zu Leizen verpfändet am 1. Januar 1529 den Vikaren U. 1. F. bei St. Nicolai in Roebel 50 Mark lüb. auf Heinrich Vickens Hof.  Wo?
    1529, am 28.  Oktober, Schuldbrief Lucas Wutzkes auf Herzfelde in der Mark für die Klosterfrauen zum Heiligen Grabe.  Eigentliche Gläubigerinnen waren die dortigen Konventualinnen Elisabeth Wutzke und Miege Bismarken, "meine lieben Sustern".  Er verschreibt ihnen fünf Mark jährliche Rente aus seinem Hofe und Hufe zu Herzfelde zur Besserung einer von Gertrud Grabow gestifteten Spende Essens und Trinkens für Pfingsten.  Schuldsumme 100 fl., die er Wentzloff Knuth zu Leizen, seinem lieben Schwager, an dem Ehegelde, das er ihm wegen seiner Schwester Anna schuldete, verzinst hat.
    Es war also, wie auch der Stammbaum besagt, Wentzloff Knuth mit Anna Wutzke aus dem märkischen Hause Herzfelde vermählt, und sind die Knuth dadurch, wie vielleicht schon früher, vielfach mit Familien vom auswärtigen Adel verschwägert.  Unter diesen nenne ich die Möllendorf, die Moltke, die Rieben, die Klitzing.
    Wentzloff Knuth zu Leizen verpfändet 1530, am 30.  November, dem Claus Wademeister zu Roebel für 25 flor. 6 Schilling Pacht aus Achim Stöffels Hofe zu Priborn.  Mitbesitzer: Philippus Priegnitz und Lütke Ketelhut.
    1532.  Klage der Bauerschaft zu Minzow.  Eine fürstliche Kommission war verordnet, die Scheide zwischen dem Minzower Felde und Leizen zu besichtigen.  Vordem hatten die Flotowen zu Stuer die Feldmark. innegehabt.  Kommissare waren: der Comtur zu Mirow und Claus Below.  Sie gestanden den Bauern die alte von den Flotowen überkommene Scheide nicht zu.  Die Knuth behaupteten, die Bauern hätten auf dem streitigen Felde nur die Hütung.  Die andere Nutznießung, Holz und Fischerei, nahmen sie für sich in Anspruch, ließen die Bauern, die darin Eingriffe taten, pfänden.  Die Bauern klagten: das Dorf müsse wüst werden, wenn dies so fortginge; sie bitten, die Flotowen zu Kommissaren zu setzen.
    1533, am 3. März, geloben Wentzloff und Matthias mit Lütke Ketelhut zu Cambs als Selbstschuldner für 25 fl., die Constantinus Freiberg an Propst Henricus Matthäi schuldet, verzinslich mit 3 Mark lüb.
    1535, am 6. Juli, Wentzel Knuth stellte in Gemeinschaft mit Adam Lücken zu Massow und Lütke Ketelhut zu Cambs einen berittenen Knecht.  Musterzettel d. d. Rostock 1535, am 6. Juli, des Aufgebots zur Erledigung des Königs Christian von Dänemark.1535
    1535 am Mittwoch in den Osterfeyertagen zu Schwerin:
    "Neuer Anschlag etzlicher Reuter......"
    II Pferde alle Knuthe zu Leizen.
    Mit den gleichen Roßdiensten sind sie 1545 eingesetzt,
    1535: Wentzloff Knuth verpfändet dem Priester Dietrich Weltzin zu Neu Roebel für 50 Mark lüb. ein Fl. 6 ß. Geldes an Achim Stoffels Hofe zu Priborn.
    1535 Juni 24.: Wentzloff Knuth und Peter Morin geloben "auf Einreiten für Constantinus Freyberg zu Karchow 50 rh. fl., für die dieser den Vorstehern von St. Nikolai in Roebel 6 Mark lüb. Pacht, nämlichl 3 aus Heinrich Vossens Hofe verpfändet hat."
    1535 sandte Herzog Heinrich Visitatoren aus, welche der neuen Lehre mit Gewalt die Wege bahnen sollten.  Seine Abgeordneten mußten in Städten und Dörfern verkünden, daß die Priester, welche sich in einer bestimmten Frist nicht zu der neuen Lehre begehrten, den Ehestand, welchen diese forderte, verweigerten, das lateinische Wesen nicht abtaten usw., abgesetzt und des Landes verwiesen werden sollten.  Wer aber den zur neuen Lehre übergegangenen Geistlichen Schaden zufügte, der sollte von den beiden Fürsten des Landes bestraft werden.
    So berichtet ein Zeitgenosse aus dem mecklenburgischen Teil der Havelberger Diözese.  Aber es fehlte viel, daß die Maßregeln der Landesfürsten in volle Kraft gesetzt wurden.
    Der Bischof von Havelberg unterließ es nicht, die Verkündigung der Herzöge zu beantworten, sich dagegen zu verwahren:
    "Wir wissen nicht, wer die Geschickten sind, denn wir wollen bei unserem Regiment unser Stift gerne selbst verwalten und versehen.  Daß aber unsere Geistlichen und Priester den Ehestand anzunehmen gezwungen werden sollen und die lateinischen Messen und, was dessen mehr sei, abzustellen bedrängt werden -- wollen wir uns in keiner Weise verholfen."
    Dergestalt ergab sich der Bischof nicht sogleich, diese nahen Gebiete seines geistlichen Regiments zu entlassen, und wie die Edikte von Augsburg und Regensburg den Rechtsvorwand boten, so eigneten sich die Formen, des kleinen Krieges der Zugriffe und Vergewaltigungen, welche noch immer geläufig waren, vortrefflich, im einzelnen Falle geltend zu machen, was im Prinzip verloren war.  Man erkennt dies an Tatsachen wie die, welche sich am Sonntag nach Viti des Jahres 1535 zutrug.  Als an diesem Tage der Kirchherr zu Vinken, Martin Voß, sich zur Ausübung des Gottesdienstes nach Dammwolde begab, ließ der Havelberger ihn auf freier Straße abgreifen und nach Wittstock führen, wo er in harter Haft gehalten wurde "wo ick vermerke", schreibt Philippus Priegnitz, der Patron des Gefangenen, "allene darum, dat he Gades Worth synes Vormogens und Vorstandes reyn und klar geprediget heft."
    Und unter dem Adel des Amtes Wredenhagen fehlte es da und dort mit nichten an Conivenzen für solches Vorgehen.  Bei den mannigfachen und alten Beziehungen zu den geistlichen Herrn zu Wittstock wußte der und jener sich in den Bruch nicht sofort zu finden.  Wie wenig evangelischer Selbstgewißheit offenbart sich, wenn bei der Verwendung für seinen Prediger Philippus Priegnitz entschuldigend vorbringt: "Wo ick still dar tho dethe, fürchte ick, ick muchte derhalben in grote Ungnade myner Landesfürsten fallen,ock vom Adell und jedermahn darumme voreachtet werden.  Gnädiger Her wil myn gnediger Her syn und my das nicht verdenken, dath ick mynen Landesfürsten, Hertich Hinrike, im Afferstande syner Gnaden Hern Broders derhalben befolge, dath ick sust doch ungehrne dede." Und wenn dann vollends gelang, zu demonstrieren, daß das neue Wesen den Landadel und die römische Kirche gleichermaßen gefährdete, so mochten die herzoglichen Visitatoren und Hauptleute immerhin heischen, laden und verhören.  Es verlautet sonst nichts, daß die neue Predigt auch in diesen Gegenden Brandfunken gegen die bestehende Ordnung entzündete.  Arge Verkommenheit, mag, wie wir gleich aus dem Beispiel des Thomas Lampertus sehen werden, auch hier an Repräsentanten des katholischen Klerus zu tadeln gewesen sein was denn nur geeignet sein konnte, die Reformation zu fördern.
    1541/42.  Netebow gehört den Priegnitz.  Klassen (Leizen) gehört den Knuthen zu Urlehn.  Thomas Lamperten, Prior zu Roebel, hat diese beiden Pfarren, ist ein ungelehriger, unanständiger, arger Papist, verstehst die Heilige Schrift selber nicht, führet ein unehrlich Leben: XXVI Scheffel Roggen aus Leizen, 1 flor. Pacht, 32 Fuder Holz, von jedem Bauer 11 Fuder.  Visitationsprotokoll von 1541/42
    1542, Beilegung eines Streites zwischen Roebel und den Bauern von Naetebow.  Die von Roebel haben am Finkener See Heu gemäht, die Bauern es bei Nacht weggeführt.  Die Roebeler klagen es Philippus Priegnitzen zu Finken.  Er gibt ihnen Recht; sie erlassen den Bauern die verwirkte Strafe. Zeugen: Philipp Priegnitz mit den Seinen zu Finken, Christoph Bülow zu Cambs, Wentzel und Matthias, die Knuthe zu Leizen, die St. und die Älter- und Viertelsleute, die Bauernschaft zu Netebow.
    1543 verpfändet Matthias Knuth den Vorstehern zu St. Nicolai in Roebel für 50 flor. 5 Mark lüb.  Pacht: erst 6 Schilling von Achim Vickes, 6 Schilling von Heinrich Vickes Hofe zu Leizen. Wentzel Knuth, Christoph Bülow und Peter Morin geloben auf ein Einreiten für Constantinus Freiberg wegen 100 fl. Schulden, wofür er den Vorstehern von St. Nicolai zu Roebet 5 fl.  Pacht aus dem Dorfe Karchow versetzt.
    1548 klagen Wentzel und Matthias von Knuth über Gewalttätigkeiten, der Flotowen- zu Stuer.  Die Klage vielfach wiederholt.  Auf dem neulichen Landtage zu Wismar haben die Knuthe ihren Beweis eingebracht.  Trotzdem. sind die Flotowe neulich zugefahren und haben von dem althergebrachten Hofschlag der Knuth 36 Wagen Buchweizen und Hafer gewaltsam weggeführt, Bitte um Restitution an Herzog Heinrich von Mecklenburg (auch Holz war genommen). 1548, Herzog Johann Albrecht an Herzog Heinrich: Auf dem Landtage zu Wismar haben die Knuth geklagt, die Flotowen Antwort erbracht.  Seitdem ist keine weitere Klageschrift der Knuth erfolgt.  Verspricht eventuelle Rechtshülfe.
    1558, Wredenhagen.  Heinrich Kerberg gelobt, sich Herzog Johann Albrecht zur Verantwortung auf eine wider ihn vorgebrachte Klage zu stellen, Er war gefänglich eingezogen; auf Fürbitte seiner Freunde war er entlassen. Seine Bürgen: Wentzlav und Matthias von Knuth zu Leizen, Kurt Morin
zu Kelle, Constantinus Freiberg zu Karchow, die Brüder Balzer und Georg Priegnitz zu Finken, Vincenz Kerberg zu Possow, Arendt Kamps zu Tradow, bei Strafe von 1000 Gulden.
    1564 wird Matthias Knuth in einem Rechtshandel zwischen den Priegnitz und Freiberg verhört am Tage nach Bartholomäi: "er sei dem einen sowohl gewogen wie dem andern, Gott helfe dem, der recht habe!" - "Mit den Priegnitz sei er nicht verwandt, sei ungefähr 50 Jahre alt, einer vom Adel und ziemlichen Vermögens.  Von den Priegnitzen glaube er, daß sie nichts mögen von sich geben oder geschrieben haben, denn es wahr sei.  Mit den Freibergen ist er etzlichermaßen verwandt, mit den Priegnitzen sind die Knuthen der Grenzen wegen einig."
    Wentzloff, welcher gleichfalls zum Zeugen bestellt war, ist mit Leibesschwachheit befallen und bettlägerig.  Er ist deswegen nicht zum Verhör erschienen, und der Notarius mit seinem Adjunkten ist nachmittags gen Leizen nach dem Edelmannssitz von Wentzloff gefahren, und wie Wentzloff allda in seiner gewöhnlichen Stuben im Bette gelegen, wurde er über das Fragestück verhört: "Sind mit den Priegnitzen gute Nachbarn und Gevattern und keine Besippte.  Ist bei 60 Jahre alt, einer vom Adel, habe seine Edelmannsnahrung, geschätzt es auf 300 fl.  Weiß von keiner Feindschaft mit den Freibergen." Leizen erscheint als beiden Brüdern gemeinsam gehörig sein und seines Bruders Grund und Boden; die Untertanen jedoch sind, wie es scheint, geteilt.
    Abweichend vom Stammbaum muß Wentzloff Knuth 1570 nicht mehr gelebt haben, denn in einer Klageschrift der Knuth wider die Flotow wird bereits Wentzloffs Sohn Moritz im Verein mit seinem Vetter (Onkel) Matthias genannt.
    Matthias Knuth war vermählt mit Anna von Freiberg
    Wentzloffs Söhne waren M o r i t z , J o a c h i m und J a k o b; dieselben, welche auf ihrem Rittersitz in Leizen ein neues Haus erbauten und ihm einen Balken einfügten, der neben ihren Namen die Jahreszahl 1576 trägt.  Dieser Balken befindet sich jetzt oberhalb des Haupteinganges des Ludorffer Herrenhauses, ein Geschenk des Herrn Hans von Gundlach, jetzigen Besitzers von Leizen, an meine Mutter.  Die Inschrift auf dem Balken lautet: "Moritz, Jakob, Joachim, Gebroder de Knuth, 1576."
    1570, Herzoglicher Befehl an die Flotow zu Stuer, der Schwester des Moritz Knuth, Ursula, die Aufnahme in das Kloster zu Malchow nicht zu wehren, "weil denn vornehmlich solche Klöster darum gestiftet und fundiret, daß darin zu ewigen Zeiten armen von Adel Kinder auf- und angenommen werden sollen, in maßen denn hie bevor gemeiner Landschaft ist zugesagt worden, daß solch Kloster dazu in esse bleiben soll, und ihnen auch außerdem zu bescheiden, daß das Land zu Malchow nicht Euer, sondern Unser Erb- und Eigentum ist, welches Uns jederzeit abzulösen freisteht."
    1570, Moritz und Matthias, Gevettern von Knuth, klagen wegen einer ihnen vorenthaltenen verpfändeten Hufe durch Roebel auf der Feldmark Spitzkuhn.  Herzogliches Schreiben deswegen an Roebel. Roebel antwortet am 26.  Januar : "Achim Knuth hätte der Stadt vor 88 Jahren die zwei Hufen verpfändet, seit Menschengedenken habe sie aber nur eine genutzt und hat von zweien nichts mehr verlautet.  Die Stadt besitzt auch nach Rückgabe jener einen zu Spitzkuhn nur noch eine, die sie von den Grambow auf Wildkuhl laut Siegel und Brief bekommen.  Die Knuth können mit anderen Briefen und lebendigen Zeugen beweisen, daß die von Roebel zwei Hufen von ihrem seligen Vetter bekommen; maß eine, wie die Knuth behaupten, von der Stadt an andere veräußert ist, so können wir es dulden und leiden." Die Knuth haben noch mehr Hufen auf dem Velde von Spitzkuhn, vermuten also, "daß unsere Vorfahren bei ihren Zeiten keine Hufen dort gehabt, von den Knuth nur eine bekommen, ungeachtet ihrer zwei verschrieben gewesen, wovon denn das arme Rathaus, das nichts als den Schoß einzunehmen hat, keine geringe Verkürzung an der achtundachtzigjährigen Pacht erlitten hat.  Zu hoffen, daß die Knuth, wenn sie mit Siegel und Brief und mit lebendigen Zeugen erweisen, zu wieviel Hufen sie auf dem Spitkuhner Felde berechtigt, die richtige Anzahl in ihrem Besitz finden würden."
    1570, am 30.  März, Schreiben der Vettern Matthias und Moritz.  Ihr seliger Vetter hat in der Tat zwei Hufen für 40 Mark lüb. versetzt, wie die Originalverschreibung ergibt, die die Roebeler letztens suchen und den Knuths zu lesen geben müssen.  Sie haben den Pfandschilling erlegt.  Daß die jetzigen Roebeler nichts. davon wissen, ist wohl möglich; wahrscheinlich haben ihre Vorgänger die Hufe anderweitig versetzt.
    1570, Klage der Knuth zu Leizen gegen die Kaplane zu Roebel wegen nochmaliger Forderung einer bereits geleisteten Zahlung.  Der Herzog hatte an sie geschrieben.  Die Vettern Knuth bemerken: "alle Zinsen und Hebungen von unterschiedlichen Hauptsummen anlangend, so unsere seligen Eltern in der Kirche zu Roebel aufgenommen und zu Zins sich verschrieben, welche Zinsen aber in etlichen Jahren nicht entrichtet sein sollen." Die Knuth werden darum anfänglich belangt, Wentzel war der Kirche 25 Mark schuldig, er hatte sie aber vor 15 oder 16 Jahren abgetragen an den Pastor Dietrich Weltzin in Gegenwart des Bürgermeisters Thomas Simons, sowie des Matthias Knuth und anderer schon verstorbener Leute.  Es blieben damals noch einjährige Zinsen streitig, weswegen der Pastor die Verschreibung nicht herausgeben wollen, worüber denn beide Teile verstorben.  Moritz und seine Brüder haben die Kaplane mehrmals, einmal in Gegenwart des Superintendenten in Güstrow darum angesprochen, vergeblich unter dem Vorwande, Wentzel habe dem Pastor Geld gezahlt.  Die Kaplane behaupten, es werde nicht dem von Knuth, sondern dem Pastor gehört haben noch außer den Zinsen.  Darauf haben Matthias und sein Vetter den Neffen und Erben des Verstorbenen, den Pastor Dietrich Weltzin, gebeten, unter den Papieren seines Oheims nach der Bewandtnis zu forschen, sich eventuell auch erboten, die Kirche.zu befriedigen, wenn nämlich Wentzloff dem alten Pastor mit Schuld verhaftet gewesen.  Der Pastor hat nur Nachrichten von den 25 fl. gefunden; die Verschreibung wird aber dennoch vorenthalten.  Die Knuth bitten um Abweisung des Kaplans.
    1576, am 22. Februar, im Zeugenverhör in Sachen der Priegnitz gegen die Rohr wegen der Belower Horst, eines Grenzgebietes zwischen Below und Grabow, wurde unter anderen auch Matthias Knuth vernommen.  Er sagt aus, daß er bei siebenzig Jahren und einer vom Adel sei und Edelmannsnahrung habe. Schwerer Sünde weiß er sich nicht schuldig.
    Dem Zeugenführer sei er nicht mit Freundschaft, Schwägerschaft oder sonsten in anderem Wege mit Diensten oder Pflichten verwandt oder zugetan, so wenig wie er den Widerpart, Joachim Rohr und Hans Rohrs unmündigen Töchtern Vormünder, Feindschaft oder ungeneigtes Gemüt trage.  Gefragt, ob nicht das Eigentum der Veldmarken Below den Herzogen zu Mecklenburg als den Überherrn und Landesfürsten und nicht den Priegnitzen zuständig, erwidert er das ganze Land Mecklenburg gehöre den Landesfürsten, es haben aber die vom Adel ein jeder das Seine mit davon.
    Matthias war mit seinem Bruder Wentzloff als geborene Freunde zugegen, als vor 14 Jahren vor dem fürstlichen Kommissar Chr.  Linstow mit .Zutun und Unterhandlung der beiderseitigen niedergesetzten Freunde, nämlich Albrecht von Quitzow und Jochim Kossebade, Curt und Ciliacus Rohr mit den Priegnitzen sich über die Grenzen vertrugen, "also daß ihrer allerseits Freunde dessen einen gutten gefallen gedragen." - "Es wären aber gewesen die Grabower Pauern hart dawider, hatten dasselbige nicht gerne eingehen wollen und gesaget: sie müßten den Rohren dienen und Pacht geben, derowegen könnten sie in die jetzt gezogene und gemittelte Scheide nicht willigen darauf Curt Rohr sel. ganz zornig worden und sich fürnehmen lassen, sie sollten's also halten und ihn und seinen Vetter Ciliacus Rohre nicht unmündig machen, hatte auch zum Wahrzeichen Albrecht von Quitzow einen Spieß gelanget, welchen er einem Pauersmann aus der Handt genommen und gesaget: "Sieh, Albrecht, do hastee einen Spieß, wollen dich die Pauern nicht folgen, so schlage doruff, denn die Bösewichter sagen woll, daß ich nummermehr mit den Priegnitzen vertragen wurde; es ist jho mein Guth und nicht das ihre, ich mag jo damit thun und lassen, was mir gefellig." Und dieweil er besser zu Fuß als er, Curt Rohr, so möchte er die gemittelte Scheide ausschelmen.
    Es hatten auch die Priegnitzen Curt und Ciliacus Rohre danach mit sich auf ihren Hof Below gebeten, welches die Rohre ihnen abgeschlagen mit .Anzeigen, daß sie fast müde, doch sich erboten, im Felde einen Drunk mit ihnen zu tun.  Darauf die Priegnitz einen Thunn Bier und kalte Kuchen von dem Hof Below holen lassen, und hatten die Rohre samt den andern gebeten Freunden sich im Velde an einem Ort am großen Dornbusch niedergesetzt, gegessen und die Thunn Bier austrinken helfen, und alda einen guden Rausch gedrunken.  Danach ein jeder seiner Wege nach Haus gerichtet.
    1577, Jakob Knuth war auf dem Landtag zu Schwerin erschienen, um mit anderen vom Adel Herzog Ulrich den Lehnseid zu schwören.  Entschuldigt seine zwei Brüder: einer stehe in Diensten Herzog Carls, der andere sei außer Landes.
    1586, am 12.Juli, Fiskalis contra die säumigen Restanten Matthias und Jacob Knuth zu Leizen von anno 79. jeder 20 fl.
    1587: Nach tödlichem Abgang des Matthias Knuth mutheten dessen Vetter Jakob und seine Schwäger, die Brüder Freiberg, das Lehn für seinen unmündigen Sohn Adam.
    1587: Jakob Knuth borgt 50 fl. von Hans Holstein und seiner Hausfrau Anna Meinekens. Siegel des Jakob Knuth abgebildet im Urkundenbuch.
    Wie sich aus vorstehendem ergibt, hatte Wentzloff drei Söhne: Moritz, Jacob und Joachim, hinterlassen, die gemeinschaftlich den einen Rittersitz in Leizen nebst
Zubehör besaßen.
    Matthias, der zirka 17 Jahre später als sein Bruder Wentzloff verstarb, scheint erst in reiferem Alter zur Ehe mit einer von Freiberg geschritten zu sein. Er hinterließ nur einen Sohn, Adam, der noch unmündig war, als der Vater starb, und diesem auf den andern Rittersitz zu Leizen folgte.  Von diesen vier Knuths, Moritz, Jakob, Joachim und Adam, sowie auch von Wentzloffs Tochter Ursula soll nun ausführlicher die Rede sein.
    Moritz Knuth war bereits 1570 Amtmann des Herzogs Ulrich zu Neukloster.  Am 18. September genannten Jahres wird ihm liebst zwei anderen ein Kommissorium erteilt zur Untersuchung einer wider den herzogliehen Schäfer in Modentin und dessen Mitschuldige erhobene Anklage.  Ein gleiches zur Untersuchung der Irrungen, die sich zwischen Joachim Stralendorf zu Gamehl und Daniel Plessen zu Steinhaus wegen Stauung und Damm an .der Mühlscheide erhoben hatten.  Bereits 1574, im Mai, ist Moritz nicht mehr Amtmann zu Neukloster.  Ihm war Achim Sperling im Amte gefolgt.  Moritz Knuth soll, wie die Chronik besagt, ein Gelehrter gewesen sein und sein .Andenken in Schriften hinterlassen haben, die wohl schon längst verschollen sind; er hat (1590) ein Schrankenwerk um den Altar zu Neukloster gestiftet. Sein Name und Wappen stand ehemals auf dem Rittersaal zu Rehna.
    Sein Todesjahr dürfte in das Ende des scheidenden Jahrhunderts fallen. Er hinterließ fünf Kinder: einen schwachsinnigen Sohn mit Namen Wentzloff und vier Töchter, Maria, Dorothea, Engel und Lucia.  Seine Gattin ist wahrscheinlich eine Freiberg gewesen.  Auf dem Wohnhofe zu Priborn wird er in der letzten Zeit gelebt haben; wir finden dort außer seinen fünf Kindern auch seine Witwe.  Um Moritz Knuths guten Namen zu erhalten und sämtlichen Kindern zum Besten auch das Gut, hatten Adam, des Verstorbenen Vetter, und Joachim Freiberg Priborn zu verwalten unternommen, ihre Absicht aber nur "kümmerlich" durchsetzen können; die Unterhaltung dei: Familie forderte ein ansehnliches Deputat, kaum konnten von Jahr zu Jahr die anfliegenden Zinsen abgetragen werden.  Als dann, es wird um das Jahr 1608 gewesen sein, auch die Witwe mit Tode abging, ergaben sich neue Ungelegenheiten.  Es war nicht das einzige, daß auch sie "über Verhoffen" viele Schulden hinterließ: von den Töchtern hatten nur Lucia und Engel gleichder Tante Ursel eine Versorgung im Kloster Malchow gefunden, die beiden anderen konnten unmöglich mit ihrem Bruder sich selbst überlassen bleiben.  Die Agnaten: Adam Knuth, ebenso wie der andere Wentzloff, Jabobs Sohn in Leizen, trugen Bedenken, das Gut verschuldet, wie es war, für die drei Waisen anzunehmen.
    So lagen die Sachen, als um Maria Knuth, die älteste der Schwestern, ein Freiersmann sich einstellte, der zugleich die Vormünder in ihren Obliegenheiten abzulösen erbötig war.  Joachim Alert war Hauptmann zu Stepenitz: in einem Verzeichnis der Lehnskanzlei findet man zu seinem Namen angemerkt, daß er bürgerlichen Standes.  Galt er den Knuthen nicht dafür, oder wurden seine Anerbietungen überwiegend gefunden: er war willkommen.  Am 14. September 1609 wurden die Verabredungen kontraktlich geordnet.  An sich erschienen die Bedingungen, unter denen das Gut Priborn samt den dazu gelegten Vipperower Anteilen, auf 4500 Gulden angeschlagen, an Joachim Alert wiederkäuflich auf 25 Jahre überlassen wurde, nicht unbillig.  Er übernahm die Schulden, die sich auf 1376 fl. beliefen: der Rest der Kaufsumme, der den Kindern zu gleichen Teilen zuerkannt wurde, blieb im Gut, verzinslich jedoch nur 1624 fl., indem die beiden Klosterjungfrauen ihrer Schwester Maria die 289 Gulden schenkten, welche ihre zwei Fünfteile über das runde Tausend hinausgingen, und als Verzinsung von Wentzloffs Fünftel dessen Verpflegung gelten sollte.  Der noch unbegebenen Dorothea, die inzwischenwie ihr Bruder bei dem Schwager ihre Heimat fand, waren ihre 620 fl. auszuzahlen, sobald sie zu fraulichen Ehren gelangte.  An. sie auch begaben sich Lucia und Engel, wenn Wentzel starb, ihres Frbanspruches, die Hälfte von dessen Anteil. Indem man der Verlobten noch 1000 Gulden Ehegeld aussetzte, was überraschend ist, da der augenblickliche Wert des Gutes nicht ausreichte, rechnete man wohl darauf, daß derselbe unter einer sorgfältigeren Bewirtschaftung steigen würde.  Doch w ar vereinbart, daß Meliorationen mit Wissen und Willen der Vormünder und Agnaten vorgenommen und beim Rückkaufe ersetzt werden müßten.
    Gewiß ist, daß Joachim Alert vor Ablauf der verabredeten 25 Jahre von Priborn geschieden ist: 1620 bereits läßt W e n t z 1 o f f   K n u t h zu Leizen verlauten, "daß er das Gut von seinem Vetterken übernommen." Dies ist von Engel abgesehen, die letzte Spur von Moritz Knuths Nachkommen.
    Eine Nachricht aus dem Jahre 1612 berichtet, daß Jochim Alert sich ganz hoch beschwert, 4500 Gulden seien gar zuviel, und Wentzloff hat auch nur 4000 bezahlt; indessen muß doch dahingestellt bleiben, ob jener etwa der ungünstigen Beschaffenheit der Güter gewichen, oder ob er über seinen
Kontrakt verstorben ist.
    Joachim Knuth war Amtmann in Wredenhagen. Die Stadt Roebel beklagt sich 1581, daß in den Dörfern Minzow, Leizen, Rezow und Rechelin gewisse Untertanen allerlei Produkte auf- und verkaufen, Handel damit treiben und Preise steigern. In Roebel sind viele arme Leute, "so bereits längst neben ihrem Acker gebowete Brotkorn kaufen müssen." Es erging demnach unterm 5. Februar 1581 an Jochim Knuthen, Amtmann, und Michael Schullern, Küchenmeister, zu Wredenhagen, der herzogliclie Befehl, auf Grund  der allgemeinen Polizeiordnung diesem Unwesen zu steuern. Jochim Knuth, Hauptmann zu Wredenhagen, erscheint als solcher noch in einem anderen,
den 22. September 1584 an Christoph Rohr zu Bollewik gerichteten Schreiben.  Er redet denselben darin als seinen Schwager an.
    Da nun Achim Knuth nur eine Schwester, Ursula, spätere Domina des Klosters Malchow, besaß, so muß man annehmen, daß Achim eine Rohr zur Frau gehabt. Jedenfalls aber scheint die Ehe kinderlos gewesen zu sein.
    Jacob Knuth.  Ob er dauernd auf Leizen gewohnt hat oder auch eine Zeitlang in fürstlichem Dienst stand, ist nicht ganz aufgeklärt.  Irgendwo fand ich eine Notiz, daß er Amtmann in Plan gewesen; der Stammbaum sagt davon aber nichts.  Wahrscheinlich wohnte er dauernd auf Leizen.  Seine Gattin war Anna Kruse aus altem mecklenburgischem Geschlecht.  Sein einziges Kind, ein Sohn, erhielt den alten Familiennamen Wentzloff.  1577 war Jacob, wie bereits erwähnt, auf dem Landtage zu Schwerin erschienen, um mit anderen vom Adel Herzog Ulrich den Lehnseid zu schwören.  Er entschuldigt seine zwei Brüder wegen ihres Nichterscheinens: der eine sei in Diensten Herzog Carls, der andere außer Landes.
    1591, am 12. April, werden Jacob Knuth und Joachim Freiberg zu Dambeck zu Kommissarien in der Klage der Priegnitz gegen die Rohr ernannt.  Am 16. Juli wird das Kommissarium des Erstgenannten Christoph Kerberg zu Göhren übertragen.  Unter den Klagepunkten: "item wenn sie und die Bauern zu Grabow Fastelabend und andere Zechen halten, fertigen. sie ihre Kinder und Knechte ab, etzliches Holz zu hauen, in der Meinung, so meine Knechte ankommen, sie zu erworgen."
    Ursula Knuth, Schwester der Gebrüder Moritz, Joachim und Jacob. Es ist dieselbe, der die Flotow zu Stuer die Aufnahme in das Kloster Malchow wehren wollten.  Durch herzoglichen Befehl wurde der Jungfrau ihr Recht. Sie beschloß als Domina des Stiftes daselbst ihr Leben 1611.  Ein Leichenstein, dessen Abbildung sich unter den Blättern des Urkundenbuches befindet, gibt von ihr Kunde.  Ob er jetzt noch in Malchow aufzufinden ist, steht dahin.
    1586 waren "Ursula Knuthen und Anna Rohre Priorissinnen zu Malchow."
    1603: Unter den am 15.  Oktober 1603 zu Wismar publizierten Urteilen findet man: "In Sachen Joachim Denkers, Kläger, wider Ursula Knuthin, Priorin unseres Klosters zu Malchow, und derselbigen Bruderstochter, Engel Knuthin, daselbst, Verklagtinnen, pro iniusciarium haben wir die Beklagtinnen von ausgegangener Ladung hiermit absolvierst und Klägern in die verursachten Expensen, den Beklagten zu entrichten, vorbehaltlich unserer Moderation, verurteilt."
    1608, 17. Juli, U r s u 1 a K n u t h e n , verordnete Domina, (Barbara Rostken, Priorissin), Engel Knuthen, Oktober 23. unbegebene Jungfrau, bezeugen mit den Provisoren die Rechnungsablage des Küchenmeisters zu Malehow. (Trinitatis 1607-1608) Item 1609, am 6. Sept., Ursula. 1610 und 1611 findet sich nur Barbara Rostken als Priorissin, dieselbe 1612 als Domina. 1615 wird Engel Knuth abermals genannt, item 1618 am 11. November.
    1611, U r s u 1 a  K n u t h, Domina zu Malchow.  Verkauf von zwei Hufen auf dem Roebeler Felde. 1634 ist Engelke Knuth "bei 53 Jahren."
    Es war eine wilde Zeit: "Junge vom Adel kommen haufenweise ins Kloster Malchow, reiten, rennen, schießen im Klosterhof und Kreuzgang, lassen sich für die Ermahnungen der vom Kloster bestellten Diener mit bedräuhlichem Wort vernehmen, nehmen überdies viel Parlament und Tätlichkeit vor, treiben ihre Zechen nicht ein, sind etliche Tage darin und mächtigen dort.  Besonders über die Flotow beklagen sich Domina, Priorin und Jungfrauen. Jochim Gamm und Helmold Plessen weigern sich, der zur Untersuchung verordneten Kommission das Zeugnis abzulegen - "sie wären nicht gemeinet, sondern trügen groß Bedenken, wider ihresgleichen eidlich zu zeugen und derselben Ungunst auf sich zu laden, zumal die Sache nicht der Wichtigkeit und in dem Parlament, dabei sie gewesen, und davon sie Kundschaft geben sollten, ja noch keiner totgeschlagen oder ermordet worden."
    Caspar Rostke hat in der Kirche andern zugetrunken; als diese sich nicht daran kehren, trinkt er dem Teufel zu und Brüderschaft, worauf der Teufel alsobald ein groß Wesen mit Caspar Rostken angefangen und denselben heftig angefallen, also daß man genug mit demselben zu schaffen gehabt.  Die Knuthschen Damen kommen in diesem Zeugenverhör nicht vor.
    Ermahnte die Domina leichtfertige Jungfrauen, so hatte sie zu gewärtigen, mit Lügen und spitzen Worten abgefertigt zu werden.
    Adam Knuth, Vetter der vier Geschwister Moritz, Joachim, Jakob und Ursula, war, wie schon erwähnt, beim Tode seines Vaters Matthias noch unmündig, er vermählte sich mit einer Pritzbuer und dürfte bis in die zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts gelebt haben.1620 wird seiner noch als lebend gedacht, 1627 war sein Sohn ihm im Besitz gefolgt.  Er wird vielfach gemeinsam mit dem Sohne des Jakob, Wentzloff, genannt.
    1581-1588, J a k o b und A d a m, die Knuthen zu Leizen, 2/5 Pferde, Gerdt Ketelhut, Erben zu Kamptz, 1/5 Pferde, Hansen Lücken, Eiben zu Marsow (Massow), 7/8 Pferde.  Adam und Jakob Knuthen, Erben zu Leizen, Moritz Knuthen, Erben zu Priborn, 1597.
Die Knuthen zu Leizen, 2/3 Pferde, Gerth Ketelhut zu Kamptz 1/4, Lücken, Erben zu Marsow 1/4 Pferde.
    1599.  Landregister: In den Verzeichnissen der mecklenburgischen Ritterschaft aus dem Ende des sechzehnten oder Anfang des siebzehnten Jahrhunderts finden wir: Moritz und Jakob Knuth zu Leizen.
    1602, 1603, 1605 und 1606: Jakob Knuthen, Erben, und Adam Knuth zu Leizen.Moritz Knuthen, Erben, zu Priborn.
    In einem Verzeichnis ohne Jahreszahl, jedoch etwa aus derselben Zeit: Adam Knuthen zu Leizen und Wentzloff, Jakobs Sohn, zu Leizen.1610, .am 11. September, Wentzloff Knuthe zu Leizen, Adam Knuthe zu Leizen.  Joachim von?,  Alert zu Priborn. 1615: Jakob Knuthen, Erben, zu Leizen.  Adam Knuthen daselbst.  Zu Priborn: Moritz Knuthe, Erben, und Christoph Restorf.
    1620 (Güstrowscher Anteil) Leizen: Adam und Wentzloff, die Knuthen, 2/5 Roßdienst, 10 Bauerhufen, ein Schäfer.  Priborn ist nicht mit aufgeführt. 1620 (Schwerinscher Anteil): Adam Knuthe zu Leizen, Wentzloff Knuth zu Leizen, "und haben seine Vorfahren etzliche Pauern zu Priborn wüste gemacht und einen Rittersitz dorthin geleget."
    1614, Adam Knuth zu Leizen, in gewesener Vormundschaft Hennekes Morin und Claus von Holstein, pfandgesessen zu Ankershagen, in Vormundschaft Clemens Wangelins zu Vielist und Joachim Freibergs zu Dambeck, beiderseits hinterlassener Kinder. (Der Mitvormund Ludwig Lepel, so sich der Sache nicht hinreichend angenommen, verkauft mit Willen der Herzogin -Witwe wegen ihres Pfandrechts an Ludorff diese Güter Morin und dessen Pertinenz Ludorff, nachdem es den Morin angeboten, an David Lüderitz für 25 500 fl. mecklenb.  Dieser Handel wird, wie sich später zeigt, rückgängig gemacht.)
    1616, am 12.  August, ist A d a m K n u t h Zeuge beim Verkauf des, Gutes Karchow durch Constantius an Joachim Freiberg.
    J a c o b K n u t h war um 1597 mit Hinterlassting eines einzigen Sohnes, Wentzloff, der dadurch in den Besitz der einen Hälfte von Leizen kam, gestorben.  Man muß annehmen, daß auch Joachim Knuth, und zwar ohne Erben, damals schon verstorben war, während des ältesten der drei Gebrüder, Moritz, nicht mehr als Mitbesitzer von Leizen gedacht wird.
    Wie schon erwähnt, hat Wentzloff in der Folge auch Priborn von seinem "Vetterken" erworben.  Noch früher als dieser Wentzloff hatte Adam Knuth als Unmündiger den anderen Teil von Leizen erhalten.  Adams Tochter, Anna, wurde des Wentzloff Gattin, und auf diese Weise sein einziger Sohn und Nachfolger, Matthias, des Wentzloff Schwager.  Die Geschicke beider Vettern und Schwäger (des Wentzloff und Matthias) sind auch nach Adams zwischen 1620 und 27 erfolgtem Tode oftmals eng verknüpft.  Nach einer in den Akten enthaltenen Anmerkung war Adam mecklenburgischer Landrat.  Den Nachkommen des Wentzloff werden wir uns besonders zuzuwenden haben.  Die fortschreitende Erzählung wird zeigen, wie das Haus des Matthias; Knuth in nicht ferner Zeit unter traurigen Umständen erlosch, während des, Wentzloff und der Anna Sohn, Jacob Ernst, trotz aller Not der Zeit berufen war, dem Namen der Knuth neuen Glanz zu verleihen, sowohl durch sein mannhaftes Verhalten während des dreißigjährigen Krieges als auch durch die Treue, die er als sorgsamer Haushalter bewies.
    1620 ist Wentzloff Knuth, erb- und pfandgesessen, Zeuge in dem Eherezeß des Jochim Freiberg zu Dambeck und der Sophia Fineken, Günther Finekens zu Karow Tochter.
    1628 hat Wentzloff Knuth zu Lehsten (Leizen), altes Stammlehn, "für wenich Jahren einen Meierhof zu Priborn eingelegt, welchen er selbsten gebraucht."
    1628, "A d a m K n u t h sel. zu Lehsten (Leizen) itzt desselben Sohn, Matthias Knuthe, altes Stammlehn, derselbe für drei Jahren einen Viehhoff auf die Spitzkuhnschen Hufen erbawett, so von ihm selbsten gleich anderen seinen Gütern gebraucht wirt."
    1627, d. Joh. bapt. Roebel, bürgen Wentzloff und Matthias, Gevettern de Knuthe, in einer Schuldverschreibung Jochim Freibergs zu Dambeck und Karchow an Levin Schröder, Ratsverwandten zu Roebel (über 500 fl.)
    Es war die Zeit des dreißigjährigen Krieges angebrochen. Von der Fülle der Drangsale, welche jene hochbetrüblichen Kriegszeiten über das einzelne Menschenleben ausgegossen haben, bringen die Akten, wie das natürlich ist, in erster Linie und größerer Ausführlichkeit das Ringen um die wirtschaftliche Existenz zur Anschauung, nur hier und da fällt gelegentlich ein Wort, durch das auch andere, mehr persönliche Zustände ans Licht treten.  Aber auch jene Kämpfe, aufreibend und meistenteils fruchtlos, wie sie waren, fordern unsere lebhafteste Teilnahme heraus.
    Der unerschwinglichen Kontributionen wird kaum mehr gedacht, und in der Tat mußten sie auch als das geringere Übel empfunden werden, wenn erst, wie es damals landläufiges Los war, alles, was man sein nannte, bis auf das nackte Leben zu wiederholten Malen in den unberechenbaren Wechselfällen des kleinen Krieges an das kommende und gehende Kriegsgesindel eingebüßt war.  "In solchen höchsten Nöten" bewährte sich den Knuthen das gute Einvernehmen mit den Nachbarn in Roebel.  Joachim Quack, der Bürgermeister, der Ratsverwandte jacob Kober halfen wenigstens dem Matthias Knuth mit Geld, Brot und Saatkorn aus.
    Wentzloff erfuhr größere Gunst des Schicksals durch den Besitz eines Sohnes, jacob Ernst mit Namen, welcher, bis zum Rittmeister aufrückend, dem Kriege mehr oder weniger wieder abzugewinnen verstand, was derselbe zum Ruin seines Hauses verschlang.  Von seinen "im Kriegswesen erworbenen Geldern" fristeten die Seinigen ihr Leben, seit 1636 drei Jahre lang, während welcher aus den Gütern nicht das geringste eingenommen wurde; mit diesen Geldern wurde hernach auch die Wirtschaft wieder eingerichtet.  Die Folge hat an Matthias' naheliegendem Beispiel erwiesen, wie dankbar die Nachkommen der Fügung gedenken dürfen, welche damals den Sohn Hauptgläubiger des Vaters werden ließ.
    Von hypothekarischer Belastung der Knuthschen Güter liegt keine frühere Nachricht vor, als aus dem Jahre 1637.  Wentzloff nahm zu Antoni desselben 750 Gulden bei einem gewissen Sigismund Klenow auf und setzte dafür zwei Bauerhöfe zu Leizen nebst zwei Zepkowschen wüsten Hufen Landes zum Unterpfande.  Zu derselben Zeit lieh Matthias von seinem Oheim Martin Pritzbuer, welcher bei dieser Gelegenheit Verwalter zu Kuchelmiss genannt wird, 230 Gulden.  Für diese Schuld und eine ältere schon 1611 durch Adam Knuth kontrahierte sollte der mit dem andern Rittersitze verbundene Anteil Leizens haften.  Als sodann im Antoni-Termine des folgenden Jahres Wentzloff "mit seinem lieben Oheim und Schwager", Henneke Morin auf Kelle, wegen der ihm "in seinen fürfallenden Nöten" gemachten Vorschüsse Berechnung anstellte, ergab sich, daß er ihm mit 1842 Gulden verschuldet war, wofür vier Bauern und ein Halbpflüger in Leizen hafteten.
    Für diese Verpfändung wurde erst 1640 landesherrliche Genehmigung erteilt.  Ohne Zweifel waren es dieselben "täglich fürfallenden hochbeschwerlichen Hindernisse", welche den Verlauf aller dieser Geschäfte unterbrachen.
    Denn das Jahr 1638 führte für die mecklenburgischen Lande zu allem schon erduldeten ein neues unerhörtes Elend herein.  Den schwedischen Heerhaufen, welche das Land bedeckten, folgte Hungersnot und bald darauf auch eine furchtbare Pest: nie seit den Zeiten der Slavenkriege hatten die Würgeengel eine ähnliche Ernte gehalten.  Die Ortschaften, welche nach dem Kriege als ausgestorben oder von zwei, drei Menschen bewohnt bezeichnet werden, sind zumeist in jenem Jahre ihrem Schicksal verfallen; auch die große Mehrzahl der Fdelsitze lag am Ende desselben in Schutt und Asche, und schon 1639 kostete es nicht geringe Mühe, nur einige Nachricht von den noch vorhandenen Fdelleuten aufzubringen.  Von den Schickungen, an welchen damals das nachbarliche Haus Solzow zugrunde ging, möge die abgeblaßte, um 40 Jahre jüngere Leizener Überlieferung, wie Jakob Ernsts Leichenpredigt sie auf uns gebracht hat, die grellen Farben der damaligen Wirklichkeit entlehnen.  Im Laufe jenes schrecklichen Sommers starben Joachim Hahn, seine Frau, seine drei Söhne, drei seiner Töchter.  Dem Vater wurde in der Kirche zu Vipperow noch eine ehrliche Leichenpredigt gehalten; die Mutter mit zwei Söhnen und drei Töchtern setzte ihr Gesinde in die Kirche, wo sie noch im April des folgenden Jahres standen, wie sie hingesetzt waren.  Es seien ihnen weder Leichenpredigten noch Zeremonien geschehen, auch seien ihre Sterbetage nicht aufgezeichnet, weil es dazumal so giftig gewesen.  So berichtet Nicolaus Schmidt zu Vipperow, welcher von allen Predigern des Landes Roebel allein übrig geblieben war.
    Von Matthias Knuth ist nur gesagt, daß er eine Zeitlang "nicht einheimisch" gewesen.  Wentzloffs Familie wurde von der Seuche in Roebel ereilt, hinter dessen Mauern sie wahrscheinlich wie andere des umwohnenden Adels vor den Unbilden der zügellosen Kriegsbanden Schutz gesucht hatte.  Es erlagen zwei Töchter, Ilse Dorothea und Anna Maria, welche in der Kirche der Altstadt ihre Ruhestätte fanden.  Für diese Gegenden hat die Kriegsfurie das Uebermaß ihrer Wut damals vollendet.  Wie viel auch noch dem einzelnen zu erdulden bevorstand, fortan ist doch ein so gänzlicher Stillstand alles gewohnten Lebensumtriebes wie in den letzten Jahren nicht wieder eingetreten.
    Sein Wiederbeginn kündigte sich Wentzloffs Hause mit einer raschen Folge erfreulicher Ereignisse an. Schon zu Anfang des Junius 1639 hatten die "andächtigen und noch übrigen Jungfrauen der Klosterversammlung in Malchow in der hohen Not und jetzigen betrübten Gelegenheit des Klosters" Wentzloff Knuth zu dem durch den Tod Andreas Pritzbuers auf Schwetz erledigten Provisorate erkoren. Ihrem vom 15. datierten Angehen um Konfirmation dieser Wahl war vom Herzog Adolph Friedrich sofort gemeldet worden - "zu Beibehaltung, Gedeih und Wiederaufnahme des leider bei diesen betrüblichen gewesenen und noch währenden Kriegsläuften ruinierten Klosters und der Versammlung desselben Wohlfahrt", wie das herzogliche Reskript vom 4. Juli lautet.  So bald jedoch wurde Wentzloff Knuth dieses neuen Amtes noch nicht gewiß.  Die bereits ausgefertigte Konfirmation gelangte infolge der Abwesenheit des Kanzlers Cothmann, welcher inzwischen nach Regensburg zum ]Reichstage gezogen war, weder zu seiner noch zu der Klosterjungfrauen Kenntnis, wodurch das Kloster in die größte Bedrängnis kam, da der andere Provisor, Ellrich Krammon, "sich keines Dinges allein unterfangen wollte".  Erst auf abermaliges Anhalten des Konvents wurde unterm 18.  Februar 1641 die Bestätigung erlassen.  Wahrscheinlich im Juli 1639 wurde auch Wentzloffs Tochter Katharina Sophia von Tönnies Blücher auf Suckow zu seiner zweiten Ehe heimgeführt.  Am 8. Juni hatte dieser um den Dispens suppliziert, welcher erforderlich war, da die Braut "als seiner Mutter Schwesterkind" im dritten Grade ungleicher Linie mit ihm verwandt war.  Die Ausfertigung des Dispenses ist vom 12. datiert, indessen mutmaßlich nicht sofort versandt.  Denn am 3. Juli ließ Tönnies Blücher, "da er wegen Unsicherheit des Weges wie auch in Ermangelung der Pferde unmöglich selbst in eigener Person erscheinen könne", sein Gesuch wiederholen.  Der weitere Verlauf ist nicht überliefert, aber die unter diesen Umständen geschlossene Ehe hat dreißig Jahre gewährt.  Antonius Blücher starb zweiundachtzigjährig am 4. August 1664; seine Witwe war noch bei der Leichenfeier ihres Bruders im Jahre 1675 zugegen.

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