Zur Beurteilung der Mode in damaliger Zeit, möge das aus dem Stadtbuche entnommene nachstehende Schreiben dienen:
    Am 12.  Juli 1687 starb der Stadtschreiber Schmieder: er und seine Ehefrau hatten an Kleidung und Geräte besessen:
    "2 goldene Herzchen mit einem zerbrochenen Ring, 5 goldene Ringe, 3 Schnüre Perlen, 2 silberne Löffel, 3 silberne Näpfe.  Ein Himmelbett mit grünseidenen Vorhängen, einen Schwein-, einen Vogel- und einen Kalbsbratenspiess.  Ein Polomitenrock mit Wämmschen.  Ein Schnupftuch mit goldenen Spitzen.  Ein Paar Bernsteinarmbänder."
    Aus der Taxe geht ferner hervor, dass eine Kuh 4 Thaler, eine Kalbe 2 Thaler, 1 Stein Wolle 2 Thaler 4 Groschen, ein Bett mit Züchen, Unterbett und Kissen 3 Thaler, 1 Scheffel Roggen 7 Groschen 6 Pfennige und 1 Elle Warx 6 Pfennige kosteten.
    Alle gerichtlichen Akten aus damaliger Zeit bekunden grosse Gottesfurcht, denn Kaufbriefe und Testamente beginnen:
    "Im Namen der hochgelobten seligen Dreielnigkeit eie" und endigen mit "Amen!"

Ein Fischereistreit zwischen den Bürgern zu Driesen und den Bewohnern des Kietz wurde nach einer Urkunde durch folgenden Vergleich am 6. Dezember 1688 geschlossen und erledigt:
    "Es soll der Bürgerschaft vergönnt sein und zugelassen, zwischen den beiden Stadtgraben sowohl die grosse als die kleine Netze ungehindert zu befischen.  Die Fischerei um den Schlossberg bis an die Gasse, so zwischen Zananki und Klinken belegen, und haben die Bürger von des Klinkes Wehr an, so beim Schlossberg ist, und da sich die Netze teilet, der Fischerei in solchen Strömen und der dabei liegenden kleinen Seee sich gänzlich zu begeben.  So stehet auch der Bürgerschaft frei, auf beiden Seiten des Dammes (Strasse nach Vordamm) einen guten Steinwurf weit zu fischen; auch ist E. E. Rat befugt, auf der grossen Netze zwischen dem Stadtgraben ein Aalwehr zu haben etc.
    Adt.  Driesen, den Dezember 1688.  Kurfürstlich Amt gez.  Hercules Nicolaus von Pestalotzi, kurfürstlicher Hof und Legationsrath, Hauptmann zu Driesen."
    Vierzehn Tage vor Michaelis 1695, an einem Sonnabend, brach beim Apotheker Feuer aus, dessen Plagd zuvor mit Licht auf dem Boden war.  Es brannten infolge dessen 43 Häuser ab.  Die nach dem Brande zwei Jahre nachher wieder aufgebaute Apotheke steht noch jetzt am Alten Markt.
Im Jahre 1700 war General Major Paul von Brand, Sohn des damaligen Besitzers von Wutzig und Hermsdorf, Kommandant der Festung Driesen und dessen Sohn Christian zugleich Amtshauptmann von Driesen.
    Nach dem Feuerkataster von 1706 gab es zu dieser Zeit in Driesen 135 Häuser, davon 81 mit Ziegeldächern und 54 mit Strohdächern.  Der Winter 1709 war so kalt und streng, dass fast alle Bäume und der Wein erfror, insbesondere die Wintersaaten.
    Im Winter 1720 erschien eine Kabinetsordre, wonach fahrende Gauner, Landstreicher und Zigeuner überall festzunehmen und ins Gefängnis zu stecken, und falls dieselben über 18 Jahre alt, dann an den Galgen zu bringen, die jüngeren aber zur Erziehung in Arbeitshäuser zu bringen wären.  Besonders trieb sich bei Driesen an der polnischen Grenze viel Gesindel herum, und wurden 1724 sechszehn aufgegriffene Zigeuner von hier nach Friedeberg gebracht, und da einige davon gestohlen, ward ihnen der Kopf abgeschlagen, die anderen wurden mit Staupenschlag über die Grenze gebracht.
    Im Jahre 1711 wurde in Hammer die Kirche gebaut, der dort befindliche Eisenhammer ging 1709 ein.
    1723 wurden in den Städten die Magistrate durch ein am 21, Juli erlassenes Reglement eingerichtet.  Die Viertelsmänner, auch Stadtverordnete genannt, vertragen die Bürger, und mussten diese zu ihren Beratungen zuziehen und befragen.
    Wie wenig wohlhabende Bürger in dieser Zeit in Driesen waren, geht aus dem nachstehenden Schulddokument hervor, das wörtlich wie folgt lautet:
    "Wir Bürgermeister und Rath bekennen, dass uns der wohlehrwürdige Vatig, Prediger in Netzbruch, auf unser dienstliches Ersuchen und Bitten 43 Thaler 12 Groschen zu unserer höchsten Bedjdrfnis und wohin es eigentlich verwendet werden müssen in Gemeinde-Stadtkassenrecb-nung zu belinden, gutwillig geliehen.  Wir versprechen auch für uns und Gemeinde statt bei Treu und Glauben, die 43 Thaler 12 Goschen, sobald es der Stadtkasse Zustand leidet, abzugeben und jährlich mit 2 Thaler 15 Groschen 41 Pfennig zu verzinsen, die Zinsen dem Gläubiger sicher in seiner Behausung einzuliefern, damit er aber wegen des vorgestreckten Kapitals und Zinsen Sicherheit habe, haben wir ihm den Stadtsee Nibiling zu Unterpfand gesetzt und verschrieben.
    Im Fall der Nichtzahlung solchen zu besitzen und zu gebrauchen und nicht eher abzutreten, bis er seine Forderung erhalten."
    Driesen in euria, den 5. August 1736 Bürgermeister und Rath nebst den 4 Viertelsmännern. gez.  Prittwitz, Zimonsky, Chino, Köntzer, Schnell, Bartusch, Fenske, Eichler.
    Am 4. April 1737 brach im Hause No. 17 der Mittelstrasse Feuer aus und brannten 50 Häuser und 30 Scheunen ab.  In demselben Jahre trat der berühmte Kanzelredner und Verfasser grösserer geistlicher Schriften, wie der Synopsis bibliothecae exegeticae in novuni testamentum, der Oberprediger Christoph Starke, hier sein Amt an.  Sein Bild hängt am Tuchmachergewerkschor zunächst der Kanzel.  Zu seinen Einkünften gehörte damals auch ein Kiehnblock, welchen derselbe aus der Königlichen Forst für das Ablesen der Holzmärkte von der Kanzel erhielt.  Ebenso erhielt der Diaconus einen Kiehnblock, doch musste er sich diesen von Alt-Beelitz holen lassen.
    Die Desertion der Soldaten aus der Festung, wozu die eine Meile entfernte polnische Grenze eine sehr günstige Gelegenheit bot, nahm immer mehr zu, deshalb erliess der Amtmann Liebenow an sämtliche Schulzen des Amtes Driesen den Befehl am 18.  April 1738, dass die Bewohner ihrer Gemeinden jeden Soldaten, welchen sie sehen, nach dem Pass fragen sollten und falls er einen solchen nicht vorzeigen könne, ihn gefangen zu nehmen, da ihnen bei Ablieferung das vom Könige für jeden Deserteur festgesetzte Geldgeschenk ausgezahlt werden solle.  Als Kennzeichen, dass ein Soldat desertiert sei, würden in der Festung zwei Kanonenschüsse abgefeuert werden.  Wenn aber drei Kanonenschüsse abgefeuert würden, so bedeute es Feuer, und alle Leute sollten dann zur Stadt geschickt werden, um retten und löschen zu helfen.
    Der Winter 1740 war wieder sehr streng und sprangen infolge dessen die beiden Kirchenglocken.
Im Jahre 1744 gab es in Driesen ausser den öffentlichen 138 Bürgerhäusern nur 18 Mietsbürger, und im Jahre 1750 betrug die Einwohnerzahl: 155 Männer, 159 Frauen, 142 Söhne, 161 Töchter, 21 Gesellen, 12 Knechte, 26 Jungen und 109 Mägde, mithin im ganzen 785 Einwo.hner; dagegen stieg diese Zahl bis 1754 auf 1336.
    1750 wurde auf städtischem Grund und Boden neben der wenige Jahre früher vom Könige angelegten Kolonie Erchbruch die städtische Kolonie Klein-Erchbruch" wozu die sogenannte Schornsteinfegerwiese von 5 Morgen 147 qRuten und die Salzleckerberge genommen wurden, angelegt und die Wirte Kysow, Böhlke und Fröhlich aus Polen, und Christian Andreas Stoltz, ein Inländer und Urgrossvater des Kommerzienrats Leopold Stoltz hier, darauf angesiedelt: sie hatten an die Stadtkasse einen Grundzins zu entrichten.
    Für gewerbliche Erzeugnisse, welche vom Ausland bezogen wurden, ging in dieser Zeit noch viel Geld aus dem Landeg daher begünstigte der König Friedrich der Grosse solche Gewerbe, die dergleichen Sachen hier im Lande fabrizierteri, und liess hier in Driesen für Rechnung des Staates in der Netzstrasse das Fabrikenhaus für die Tuchmacher-Innung erbauen und für 8 Familien einrichten.  Am 17.  August 1780 schenkte der König es dieser Innang, um darin eine Spinnschule zu errichten: allein nach 7 Jahren fanden sich keine Lehrlinge mehr, daher wurden die Wohnungen im Gebäude für 5 Thaler vermietet.
    Die am 11.  April 1662 abgebrannte und 1664 wieder erbaute Kirche war so baufällig geworden, dass am 5. April 1752 der Glockenturm niedergerissen, und am 10.  Sonntag nach Trinitatis in dem alten Gebäude zum letzten Male gepredigt wurde.  Bereits am 26.  Oktober desselben Jahres wurde die neue Kirche gerichtet, am 18.  April 1753 auf den neuen Turm die Spitze und am 30.  April der Knopf aufgesetzt.
    Am 2. Dezember 1753, am 1. Advent, wurde die neue Kirche durch den Inspektor Frey eingeweiht und hierbei "Allein Gott in der Höhl sei Ehrl" gesungen und über den Psalm: "Wie lieblich, o Herr, sind deine Wohnungen" vom Oberprediger Johann George Starke gepredigt.  Diakonus war Jacob Philipp Gensichen.
    Das Stammholz zur neuen Kirche war vom Staate aus der Oberförsterei Driesen geliefert, und das Stammgeld hatte der damalige Oberförster der Kirchengemeinde geschenkt, aber dafür derselben die Verpflichtung auferlegt, ein Chor für seine Forstbediensteten zu bauen.  Während des Baues der Kirche wurde der Gottesdienst auf dem Boden des Salzhauses abgehalten.  Der Verband des Dachstuhls der neuen Kirche ist ein seltenes Werk, welches der Zimmermeister Klettner gebaut hat und das in heutiger Zeit die Bewunderung aller Techniker hervorruft, die zum Zweck eines Neubaues der Kirche die alte besichtigt haben.
    Das im Jahre 1662 gleichfalls abgebrannte Schulhaus konnte wegen Armut der Bürgerschaft nicht sofort wieder aufgebaut werden, daher gab man dem damaligen Rektor und zugleich alleinigen Lehrer jährlich 5 Thal.er zur Miete eines Schulgebäudes, jedoch bereits Ende des siebenzehnten Jahrhunderts wurden ihm 2 Thaler zugelegt, da für ersteren Preis eine Wohnung nicht mehr zu haben war.  Im Jahre 1691 kaufte darin die Stadt vom Uhrmacher Schmieder dessen Wohnhaiis in der Hinterstrasse, jetzt No. 9 und 10, für 90 Thaler 22 Groschen und konnte darauf 30 Thaler anzahlen, während der Rest in 6 Jahren getilgt wurde.  Das Haus hatte eine Schulstube und eine Stube für den Rektor.
    Im Jahre 1756 wurde mit dem Zimmermeister Düringen vom Rate der Stadt ein Baukontrakt zum Bau eines neuen Schulgebäudes von 2 Etagen, 68 Fuss lang, 36 Fuss tief und 17 Gebinden à Gebinde 3 Thaler und 1 Tonne Richtbier auf der wüsten K'aplanei am Kirchhofe abgeschlossen.  Die Mauersteine wurden aus Lauchstädt gekauft und pro Tausend mit 2 Thaler 17 Groschen bezahlt.  Die Gesamtbaukosten exkl. des freien Bauholzes aus der Königlichen Forst betrugen 488 Thaler: das Holz nach der damaligen Taxe einen Wert von 137 Thaler.  Im neuen Schulhause waren 2 Schulklassen und 2 Lehrerwohnungen eingerichtet.  Seit 1836 dient dieses Haus zu Lehrerwohnungen.
    Jedoch zurück zu einer für die Stadt Driesen sehr trüben Zeit, welche für sie durch den 1756 begonnenen siebenjährigen Krieg eintrat und ihr viel Unheil brachte.  Russland hatte sich zu unseren Feinden gesellt, und im Sommer 1758 rückte eine Armee dieses Reiches von Polen her gegen die Mark Brandenburg.  Ein Grauen überkam die Bewohner der Stadt und deren Umgebung, wie sie es lange nicht gekannt.  Von der Ostsee eilte der preussische General Graf Dohna zum Schutze der Mark Brandenburg herbei, und als Avantgarde kam das Freiregiment des Grafen von der Hordt nach der Festung Driesen und schlug hier den russischen General Demikoff, welcher Driesen durch einen Handstreich nehmen wollte, zurück.  Da aber Graf Dohna sich zur Oder wenden musste, um zu verhüten, dass der Feind in die innere Mark Brandenburg eindringe, war auch Oberst Hordt genötigt, ihm samt der Besatzung von Driesen, einer Kompagnie Invaliden und dem Festungskommandanten Oberstlieutenant von Schwerin, nachdem sie noch bei Annäherung der Russen hier alles verbrannten, zu folgen.
    Am 11.  Juni 1758 erschienen die Russen zum ersten Mal in diesem Kriege vor Driesen und zündeten das Ziemanskysche Vorwerk an.  Es brannten ein mit Ziegeln gedecktes Haus, zwei Scheunen von 90 Fuss Länge und die Ställe nieder, wobei 3 Kälber, 2 fette und 6 magere Schweine und das ganze Federvieh umkamen.  Das übrige Vieh war auf die Weide in das Bruch getrieben.  Seinen Verlust gab Ziemansky auf 1603 Thaler an.  Er brachte darauf seine Familie, welche nichts gerettet hatte, nach Stettin und trat dortselbst als Lieutenant in die Armee ein.  Vorher war Ziemansky in Driesen Bürgermeister gewesen.  Am 13.  Juli gingen die Russen bei Trebitsch über die Netze und nahmen dort sämtliches Vieh fort.
    Am 14.  Juli traf das Hordtsche Freiregiment mit 2 Kompagnien Landmiliz, sowie der preussischen Besatzung der Festung Driesen, von den Russen verfolgt, in Friedeberg ein, und dort kam es vor dem Driesener Thore mit den Russen zum Gefecht, wo die Preussen weichen mussten.  Hordt hatte hierbei einen Verlust von 27 Mann und 3 Kanonen und zog sich auf Cüstrin zurluck.  An demselben Tage, den 15.  Juli 1758 nachmittags 4 Uhr, rückten die Russen in Driesen ein, und nahm der russische Oberst Molina die Festung in Besitz.  Er liess sofort die Werke verstärken, wobei die Bewohner der umliegenden Städte und Dörfer Schanzarbeiten verrichten mussten.  Die Bürger Driesens waren in die Brücher geflüchtet und hatten dort ihre beste Habe und ihr Gut vergraben.  Mit ihnen waren auch beide Prediger geflohen.  Die Bürger weigerten sich später, sie wieder anzunehmen, da sie die Stadt in der Zeit der Gefahr verlassen hatten.  Der Prediger Abraham kam während dieser Zeit nach Driesen und hielt den Gottesdienst, und erst durch dessen Vermittelung nahm die Bürgerschaft die beiden hiesigen Prediger wieder auf, jedoch mussten sie zuvor öffentlich geloben, in jeder Gefahr bei i hrer Gemeinde künftig zu bleiben.  Nachdem die Russen bei Zorndorf von den Preussen geschlagen waren, zogen sie sich bis Landsberg zurück; da aber hier wenig Lebensmittel vorhanden, ging die Armee des Generals Fermor nach Pommern.  Die bei Landsberg zurückgelassene Besatzung wurde von preussischen Truppen bei Zantoch in das polnische Gebiet zurückgedrängt und ein Teil davon machte in und um Driesen Halt.  Auf ihrem Zuge wurde überall geplündert und gebrannt, die Einwohner geknutet, und ihr Vieh mitgenommen.  So waren in Gurkow allein 48 Gehöfte in Asche gelegt, und in Friedeberg entkleideten sie den Juden Gumpert auf dem Markte und peitschten ihn fast zu Tode.
    Am 14.  Oktober 1758 erhielt der Magistrat zu Driesen vom russischen General Dietz den Auftrag, 2600 Thaler Kontribution, die erste Hälfte zum 20.  Oktober, die zweite zum 1. November von den Bürgern zu erheben und an seine Armee abzufahren, andernfalls er den Bürgern alles fortnehmen würde.  Dies wurde sofort durch den Rat und den Gewerksältesten bekannt gemacht.  Den nächsten Tag ging der Rat zu dem russischen Kommandanten Peters und erklärte diesem, dass die Stadt zu arm wäre, um eine so hohe Summe zu zahlen, worauf der Kommandant zur Absendung einer Bittschrift an die Kaiserin und an den russischen Oberbefehlshaber riet, damit der Auftrag von dem General Dietz zurückgenommen dürde.  Dies geschah denn auch sofort, doch wurde die vorläufige Aufbringung des Geldes aufrecht erhalten und auf die Bürger repartiert.  Es kamen aber nur 800 Thaler zusammen.  Am 23.  Oktober traf vom General von Dietz auf die Petition die Antwort ein.'Die Zahlungstermine waren nur bis zum 1. und 15.  November verlängert mit der Bedingung, dass dann das Geld in Dramburg abzuliefern wäre.  Eine Deputation, bestehend aus den beiden Bürgermeistern Muthmann und Eiffert, dem Stadtgeschworenen Modrow und dem Gewerksältesten Schnell reiste von hier in Begleitung von 2 Kosaken mit den einge.kommenen 800 Thalern, wozu noch 200 Thaler aus der Feuerkasse genommen wurden, nach Dramburg und zahlten an die Kanzlei des General Dietz diesen Betrag, aber an eine Ermässigung war nicht zu denken.  Den darauf folgenden Tag brach die ganze russische Armee auf, und die Deputation musste ohne Bedeckung zurückfahren.
    In Driesen traf die Nachricht ein, dass 8000 Preussen in Landsberg und Friedeberg dort die Russen vertrieben hätten, worauf die hier in der Stadt liegenden russischen Soldaten sofort in die Festung sich zurückzogen und in der Nacht abmarschieren wollten: allein dies unterblieb infolge einer zweiten Nachricht, dass die Preussen nach Stargardt marschiert seien.
    Am 8. November 1758 kamen noch 2 Regimenter russischer Truppen hier an und begannen die Festungswälle abzutragen. Abends wurden die Pallisaden und Faschinen um die Festung angezündet und den folgenden Tag mit dem Abgraben der Wälle fortgefahren.
    Am 22.  November 1758 verliessen die Russen die Festung Driesen und den Friedeberger Kreis, nachdem sie noch vorher grosse Kontributionen erhoben hatten.  Für die Festung hier waren von Friedeberg 60 Ochsen, 1500 Scheffel Roggen und 2200 Scheffel Gerste geliefert.  Die Stadt Woldenberg konnte von den geforderten 40 Ochsen nur die Hälfte liefern, und hatte dazu 1000 Scheffel Roggen, 1600 Scheffel Gerste und 448 Scheffel Hafer zu geben.  Driesen sollte 31 Ochsen, 150 Scheffel Roggen und 400 Scheffel Gerste aufbringen, war aber hierzu nicht in der Lage, so dass der der Bürgerschaft wohlwollend gesinnte Oberst Olitz, der auch sonst stets gute Zucht hier unter den Soldaten gehalten hatte, der Stadt diese Abgabe erliess.
    Da der Rest der vom General Dietz der Stadt auferlegten Kontribution nicht gezahlt werden konnte, rückte im September 1759 wieder ein russisches Exekutions-Kommando unter Major von der Brinken hier ein, der unterem 15.  September 1759 vom Magistrat Friedeberg 1500 Thaler Kontributionsgelder verlangte: darauf sandte letzterer eine Deputation nach hier, welche dem General Dietz 150 Thaler schenkte, worauf dieser den geforderten Betrag auf 300 Thaler ermässigte, der ihm dann sofort gezahlt wurde.
    Im Jahre 1760 durchzogen die Kosacken von Driesen aus den ganzen Friedeberger Kreis, verübten häufig Unfug und Diebstähle, so dass die Städte den Marschall Butterlin in Arnswalde um eine stehende Schutzwache baten, die ihnen auch gewährt wurde.  Bis zum 22.  November 1760 musste für die Kosacken in Driesen Brot und Fourage geliefert werden.
    Im Frühjahr 1761 zog von Polen aus ein russisches Heer unter Marschall Butterlin nach Schlesien, um sich dort mit den Östreichern zu vereinigen, und ein zweites Corps unter General Romanzow nach Pommern.  Die Generale von Berg, von Fermar und Butterlin blieben in Driesen, und die Stadt hatte, wie im Jahre vorher, dem hier liegenden Fürsten Dolgurucki 8 Fuder  Heu zu geben und musste das Fuder kaufen und mit 1 Thaler 12 Groschen bezahlen.
    Schon in den ersten Tagen des Juni 1761 zeigten sich bei Driesen wieder Kosacken und am Dienstag, den g. Juni 1761, abends 6 Uhr, sah man eine grosse Truppenmasse vom kurzen Damm her anmarschieren, welche sich in einer Entfernung von 1000 Schritt von der Stadt auf dem Felde ausbreitete und Biwak bezog.  Kurze Zeit darauf kamen einige Kosacken zur demolierten polnischen Brücke und einige zur Netze, gegenüber dem Salzhause, geritten und verlangten den Bürgermeister zu sprechen.  Als dieser erschien, forderten sie Brot für 2 Regimenter, das sofort auf Kähnen herüber geschafft werden sollte.  Der Bürgermeister sagte ihnen, dass Kälune nicht da seien, und sie möchten nur durch die Netze reiten und sich das Brot selbst holen.  Darauf ritten sie wieder ab, aber nach einer Stunde kam ein Major mit mehreren Kosacken, ritten durch die Netze und verlangten vom Bürgermeister die Wiederherstellung der emolierten Brücke bis zum nächsten Morgen.  Auf die Einwendung, dass dies nicht möglich sei, sagte der Major, wenn er 100 Rubel erhielte, so wolle er den Baumeister selber machen und den Bau bald vollenden; auch würde er sich mit närrischen Ausreden nicht abweisen lassen: er wisse wohl, dass die Brücke auf Befehl des Königs abgebrochen sei, auch würde er wohl Kähne finden, doch dann solle es für die Stadt ein Unglück werden.  Hierauf erwiderte ihm der Bürgermeister, dass sämtliche Kähne nach Küstrin seien und sich heute hier in der Stadt schon preussische Husaren gezeigt, die stündlich zurück erwartet würden, worauf er sofort zu seiner Truppe wieder zurückritt.
    Abends 11 Uhr überbrachten einige Kosacken dem Bürgermeister den Befehl, er solle den nächsten Tag früh zum Kommandeur hinauskommen, und wenn dies auf zusammengebundenen Trögergeschehen müsste, sollten die Kosacken bis dahin noch Kähne auffinden, dann würde man ihn aufhängen.

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