Ein Fischereistreit zwischen den Bürgern zu Driesen und den Bewohnern
des Kietz wurde nach einer Urkunde durch folgenden Vergleich am 6. Dezember
1688 geschlossen und erledigt:
"Es soll der Bürgerschaft vergönnt sein
und zugelassen, zwischen den beiden Stadtgraben sowohl die grosse als die
kleine Netze ungehindert zu befischen. Die Fischerei um den Schlossberg
bis an die Gasse, so zwischen Zananki und Klinken belegen, und haben die
Bürger von des Klinkes Wehr an, so beim Schlossberg ist, und da sich
die Netze teilet, der Fischerei in solchen Strömen und der dabei liegenden
kleinen Seee sich gänzlich zu begeben. So stehet auch der Bürgerschaft
frei, auf beiden Seiten des Dammes (Strasse nach Vordamm) einen guten Steinwurf
weit zu fischen; auch ist E. E. Rat befugt, auf der grossen Netze zwischen
dem Stadtgraben ein Aalwehr zu haben etc.
Adt. Driesen, den Dezember 1688. Kurfürstlich
Amt gez. Hercules Nicolaus von Pestalotzi, kurfürstlicher Hof
und Legationsrath, Hauptmann zu Driesen."
Vierzehn Tage vor Michaelis 1695, an einem Sonnabend,
brach beim Apotheker Feuer aus, dessen Plagd zuvor mit Licht auf dem Boden
war. Es brannten infolge dessen 43 Häuser ab. Die nach
dem Brande zwei Jahre nachher wieder aufgebaute Apotheke steht noch jetzt
am Alten Markt.
Im Jahre 1700 war General Major Paul von Brand, Sohn des damaligen
Besitzers von Wutzig und Hermsdorf, Kommandant der Festung Driesen und
dessen Sohn Christian zugleich Amtshauptmann von Driesen.
Nach dem Feuerkataster von 1706 gab es zu dieser
Zeit in Driesen 135 Häuser, davon 81 mit Ziegeldächern und 54
mit Strohdächern. Der Winter 1709 war so kalt und streng, dass
fast alle Bäume und der Wein erfror, insbesondere die Wintersaaten.
Im Winter 1720 erschien eine Kabinetsordre, wonach
fahrende Gauner, Landstreicher und Zigeuner überall festzunehmen und
ins Gefängnis zu stecken, und falls dieselben über 18 Jahre alt,
dann an den Galgen zu bringen, die jüngeren aber zur Erziehung in
Arbeitshäuser zu bringen wären. Besonders trieb sich bei
Driesen an der polnischen Grenze viel Gesindel herum, und wurden 1724 sechszehn
aufgegriffene Zigeuner von hier nach Friedeberg gebracht, und da einige
davon gestohlen, ward ihnen der Kopf abgeschlagen, die anderen wurden mit
Staupenschlag über die Grenze gebracht.
Im Jahre 1711 wurde in Hammer die Kirche gebaut,
der dort befindliche Eisenhammer ging 1709 ein.
1723 wurden in den Städten die Magistrate durch
ein am 21, Juli erlassenes Reglement eingerichtet. Die Viertelsmänner,
auch Stadtverordnete genannt, vertragen die Bürger, und mussten diese
zu ihren Beratungen zuziehen und befragen.
Wie wenig wohlhabende Bürger in dieser Zeit
in Driesen waren, geht aus dem nachstehenden Schulddokument hervor, das
wörtlich wie folgt lautet:
"Wir Bürgermeister und Rath bekennen, dass
uns der wohlehrwürdige Vatig, Prediger in Netzbruch, auf unser dienstliches
Ersuchen und Bitten 43 Thaler 12 Groschen zu unserer höchsten Bedjdrfnis
und wohin es eigentlich verwendet werden müssen in Gemeinde-Stadtkassenrecb-nung
zu belinden, gutwillig geliehen. Wir versprechen auch für uns
und Gemeinde statt bei Treu und Glauben, die 43 Thaler 12 Goschen, sobald
es der Stadtkasse Zustand leidet, abzugeben und jährlich mit 2 Thaler
15 Groschen 41 Pfennig zu verzinsen, die Zinsen dem Gläubiger sicher
in seiner Behausung einzuliefern, damit er aber wegen des vorgestreckten
Kapitals und Zinsen Sicherheit habe, haben wir ihm den Stadtsee Nibiling
zu Unterpfand gesetzt und verschrieben.
Im Fall der Nichtzahlung solchen zu besitzen und
zu gebrauchen und nicht eher abzutreten, bis er seine Forderung erhalten."
Driesen in euria, den 5. August 1736 Bürgermeister
und Rath nebst den 4 Viertelsmännern. gez. Prittwitz, Zimonsky,
Chino, Köntzer, Schnell, Bartusch, Fenske, Eichler.
Am 4. April 1737 brach im Hause No. 17 der Mittelstrasse
Feuer aus und brannten 50 Häuser und 30 Scheunen ab. In demselben
Jahre trat der berühmte Kanzelredner und Verfasser grösserer
geistlicher Schriften, wie der Synopsis bibliothecae exegeticae in novuni
testamentum, der Oberprediger Christoph Starke, hier sein Amt an.
Sein Bild hängt am Tuchmachergewerkschor zunächst der Kanzel.
Zu seinen Einkünften gehörte damals auch ein Kiehnblock, welchen
derselbe aus der Königlichen Forst für das Ablesen der Holzmärkte
von der Kanzel erhielt. Ebenso erhielt der Diaconus einen Kiehnblock,
doch musste er sich diesen von Alt-Beelitz holen lassen.
Die Desertion der Soldaten aus der Festung, wozu
die eine Meile entfernte polnische Grenze eine sehr günstige Gelegenheit
bot, nahm immer mehr zu, deshalb erliess der Amtmann Liebenow an sämtliche
Schulzen des Amtes Driesen den Befehl am 18. April 1738, dass die
Bewohner ihrer Gemeinden jeden Soldaten, welchen sie sehen, nach dem Pass
fragen sollten und falls er einen solchen nicht vorzeigen könne, ihn
gefangen zu nehmen, da ihnen bei Ablieferung das vom Könige für
jeden Deserteur festgesetzte Geldgeschenk ausgezahlt werden solle.
Als Kennzeichen, dass ein Soldat desertiert sei, würden in der Festung
zwei Kanonenschüsse abgefeuert werden. Wenn aber drei Kanonenschüsse
abgefeuert würden, so bedeute es Feuer, und alle Leute sollten dann
zur Stadt geschickt werden, um retten und löschen zu helfen.
Der Winter 1740 war wieder sehr streng und sprangen
infolge dessen die beiden Kirchenglocken.
Im Jahre 1744 gab es in Driesen ausser den öffentlichen 138 Bürgerhäusern
nur 18 Mietsbürger, und im Jahre 1750 betrug die Einwohnerzahl: 155
Männer, 159 Frauen, 142 Söhne, 161 Töchter, 21 Gesellen,
12 Knechte, 26 Jungen und 109 Mägde, mithin im ganzen 785 Einwo.hner;
dagegen stieg diese Zahl bis 1754 auf 1336.
1750 wurde auf städtischem Grund und Boden
neben der wenige Jahre früher vom Könige angelegten Kolonie Erchbruch
die städtische Kolonie Klein-Erchbruch" wozu die sogenannte Schornsteinfegerwiese
von 5 Morgen 147 qRuten und die Salzleckerberge genommen wurden, angelegt
und die Wirte Kysow, Böhlke und Fröhlich aus Polen, und Christian
Andreas Stoltz, ein Inländer und Urgrossvater des Kommerzienrats Leopold
Stoltz hier, darauf angesiedelt: sie hatten an die Stadtkasse einen Grundzins
zu entrichten.
Für gewerbliche Erzeugnisse, welche vom Ausland
bezogen wurden, ging in dieser Zeit noch viel Geld aus dem Landeg daher
begünstigte der König Friedrich der Grosse solche Gewerbe, die
dergleichen Sachen hier im Lande fabrizierteri, und liess hier in Driesen
für Rechnung des Staates in der Netzstrasse das Fabrikenhaus für
die Tuchmacher-Innung erbauen und für 8 Familien einrichten.
Am 17. August 1780 schenkte der König es dieser Innang, um darin
eine Spinnschule zu errichten: allein nach 7 Jahren fanden sich keine Lehrlinge
mehr, daher wurden die Wohnungen im Gebäude für 5 Thaler vermietet.
Die am 11. April 1662 abgebrannte und 1664
wieder erbaute Kirche war so baufällig geworden, dass am 5. April
1752 der Glockenturm niedergerissen, und am 10. Sonntag nach Trinitatis
in dem alten Gebäude zum letzten Male gepredigt wurde. Bereits
am 26. Oktober desselben Jahres wurde die neue Kirche gerichtet,
am 18. April 1753 auf den neuen Turm die Spitze und am 30.
April der Knopf aufgesetzt.
Am 2. Dezember 1753, am 1. Advent, wurde die neue
Kirche durch den Inspektor Frey eingeweiht und hierbei "Allein Gott in
der Höhl sei Ehrl" gesungen und über den Psalm: "Wie lieblich,
o Herr, sind deine Wohnungen" vom Oberprediger Johann George Starke gepredigt.
Diakonus war Jacob Philipp Gensichen.
Das Stammholz zur neuen Kirche war vom Staate aus
der Oberförsterei Driesen geliefert, und das Stammgeld hatte der damalige
Oberförster der Kirchengemeinde geschenkt, aber dafür derselben
die Verpflichtung auferlegt, ein Chor für seine Forstbediensteten
zu bauen. Während des Baues der Kirche wurde der Gottesdienst
auf dem Boden des Salzhauses abgehalten. Der Verband des Dachstuhls
der neuen Kirche ist ein seltenes Werk, welches der Zimmermeister Klettner
gebaut hat und das in heutiger Zeit die Bewunderung aller Techniker hervorruft,
die zum Zweck eines Neubaues der Kirche die alte besichtigt haben.
Das im Jahre 1662 gleichfalls abgebrannte Schulhaus
konnte wegen Armut der Bürgerschaft nicht sofort wieder aufgebaut
werden, daher gab man dem damaligen Rektor und zugleich alleinigen Lehrer
jährlich 5 Thal.er zur Miete eines Schulgebäudes, jedoch bereits
Ende des siebenzehnten Jahrhunderts wurden ihm 2 Thaler zugelegt, da für
ersteren Preis eine Wohnung nicht mehr zu haben war. Im Jahre 1691
kaufte darin die Stadt vom Uhrmacher Schmieder dessen Wohnhaiis in der
Hinterstrasse, jetzt No. 9 und 10, für 90 Thaler 22 Groschen und konnte
darauf 30 Thaler anzahlen, während der Rest in 6 Jahren getilgt wurde.
Das Haus hatte eine Schulstube und eine Stube für den Rektor.
Im Jahre 1756 wurde mit dem Zimmermeister Düringen
vom Rate der Stadt ein Baukontrakt zum Bau eines neuen Schulgebäudes
von 2 Etagen, 68 Fuss lang, 36 Fuss tief und 17 Gebinden à Gebinde
3 Thaler und 1 Tonne Richtbier auf der wüsten K'aplanei am Kirchhofe
abgeschlossen. Die Mauersteine wurden aus Lauchstädt gekauft
und pro Tausend mit 2 Thaler 17 Groschen bezahlt. Die Gesamtbaukosten
exkl. des freien Bauholzes aus der Königlichen Forst betrugen 488
Thaler: das Holz nach der damaligen Taxe einen Wert von 137 Thaler.
Im neuen Schulhause waren 2 Schulklassen und 2 Lehrerwohnungen eingerichtet.
Seit 1836 dient dieses Haus zu Lehrerwohnungen.
Jedoch zurück zu einer für die Stadt Driesen
sehr trüben Zeit, welche für sie durch den 1756 begonnenen siebenjährigen
Krieg eintrat und ihr viel Unheil brachte. Russland hatte sich zu
unseren Feinden gesellt, und im Sommer 1758 rückte eine Armee dieses
Reiches von Polen her gegen die Mark Brandenburg. Ein Grauen überkam
die Bewohner der Stadt und deren Umgebung, wie sie es lange nicht gekannt.
Von der Ostsee eilte der preussische General Graf Dohna zum Schutze der
Mark Brandenburg herbei, und als Avantgarde kam das Freiregiment des Grafen
von der Hordt nach der Festung Driesen und schlug hier den russischen General
Demikoff, welcher Driesen durch einen Handstreich nehmen wollte, zurück.
Da aber Graf Dohna sich zur Oder wenden musste, um zu verhüten, dass
der Feind in die innere Mark Brandenburg eindringe, war auch Oberst Hordt
genötigt, ihm samt der Besatzung von Driesen, einer Kompagnie Invaliden
und dem Festungskommandanten Oberstlieutenant von Schwerin, nachdem sie
noch bei Annäherung der Russen hier alles verbrannten, zu folgen.
Am 11. Juni 1758 erschienen die Russen zum
ersten Mal in diesem Kriege vor Driesen und zündeten das Ziemanskysche
Vorwerk an. Es brannten ein mit Ziegeln gedecktes Haus, zwei Scheunen
von 90 Fuss Länge und die Ställe nieder, wobei 3 Kälber,
2 fette und 6 magere Schweine und das ganze Federvieh umkamen. Das
übrige Vieh war auf die Weide in das Bruch getrieben. Seinen
Verlust gab Ziemansky auf 1603 Thaler an. Er brachte darauf seine
Familie, welche nichts gerettet hatte, nach Stettin und trat dortselbst
als Lieutenant in die Armee ein. Vorher war Ziemansky in Driesen
Bürgermeister gewesen. Am 13. Juli gingen die Russen bei
Trebitsch über die Netze und nahmen dort sämtliches Vieh fort.
Am 14. Juli traf das Hordtsche Freiregiment
mit 2 Kompagnien Landmiliz, sowie der preussischen Besatzung der Festung
Driesen, von den Russen verfolgt, in Friedeberg ein, und dort kam es vor
dem Driesener Thore mit den Russen zum Gefecht, wo die Preussen weichen
mussten. Hordt hatte hierbei einen Verlust von 27 Mann und 3 Kanonen
und zog sich auf Cüstrin zurluck. An demselben Tage, den 15.
Juli 1758 nachmittags 4 Uhr, rückten die Russen in Driesen ein, und
nahm der russische Oberst Molina die Festung in Besitz. Er liess
sofort die Werke verstärken, wobei die Bewohner der umliegenden Städte
und Dörfer Schanzarbeiten verrichten mussten. Die Bürger
Driesens waren in die Brücher geflüchtet und hatten dort ihre
beste Habe und ihr Gut vergraben. Mit ihnen waren auch beide Prediger
geflohen. Die Bürger weigerten sich später, sie wieder
anzunehmen, da sie die Stadt in der Zeit der Gefahr verlassen hatten.
Der Prediger Abraham kam während dieser Zeit nach Driesen und hielt
den Gottesdienst, und erst durch dessen Vermittelung nahm die Bürgerschaft
die beiden hiesigen Prediger wieder auf, jedoch mussten sie zuvor öffentlich
geloben, in jeder Gefahr bei i hrer Gemeinde künftig zu bleiben.
Nachdem die Russen bei Zorndorf von den Preussen geschlagen waren, zogen
sie sich bis Landsberg zurück; da aber hier wenig Lebensmittel vorhanden,
ging die Armee des Generals Fermor nach Pommern. Die bei Landsberg
zurückgelassene Besatzung wurde von preussischen Truppen bei Zantoch
in das polnische Gebiet zurückgedrängt und ein Teil davon machte
in und um Driesen Halt. Auf ihrem Zuge wurde überall geplündert
und gebrannt, die Einwohner geknutet, und ihr Vieh mitgenommen. So
waren in Gurkow allein 48 Gehöfte in Asche gelegt, und in Friedeberg
entkleideten sie den Juden Gumpert auf dem Markte und peitschten ihn fast
zu Tode.
Am 14. Oktober 1758 erhielt der Magistrat
zu Driesen vom russischen General Dietz den Auftrag, 2600 Thaler Kontribution,
die erste Hälfte zum 20. Oktober, die zweite zum 1. November
von den Bürgern zu erheben und an seine Armee abzufahren, andernfalls
er den Bürgern alles fortnehmen würde. Dies wurde sofort
durch den Rat und den Gewerksältesten bekannt gemacht. Den nächsten
Tag ging der Rat zu dem russischen Kommandanten Peters und erklärte
diesem, dass die Stadt zu arm wäre, um eine so hohe Summe zu zahlen,
worauf der Kommandant zur Absendung einer Bittschrift an die Kaiserin und
an den russischen Oberbefehlshaber riet, damit der Auftrag von dem General
Dietz zurückgenommen dürde. Dies geschah denn auch sofort,
doch wurde die vorläufige Aufbringung des Geldes aufrecht erhalten
und auf die Bürger repartiert. Es kamen aber nur 800 Thaler
zusammen. Am 23. Oktober traf vom General von Dietz auf die
Petition die Antwort ein.'Die Zahlungstermine waren nur bis zum 1. und
15. November verlängert mit der Bedingung, dass dann das Geld
in Dramburg abzuliefern wäre. Eine Deputation, bestehend aus
den beiden Bürgermeistern Muthmann und Eiffert, dem Stadtgeschworenen
Modrow und dem Gewerksältesten Schnell reiste von hier in Begleitung
von 2 Kosaken mit den einge.kommenen 800 Thalern, wozu noch 200 Thaler
aus der Feuerkasse genommen wurden, nach Dramburg und zahlten an die Kanzlei
des General Dietz diesen Betrag, aber an eine Ermässigung war nicht
zu denken. Den darauf folgenden Tag brach die ganze russische Armee
auf, und die Deputation musste ohne Bedeckung zurückfahren.
In Driesen traf die Nachricht ein, dass 8000 Preussen
in Landsberg und Friedeberg dort die Russen vertrieben hätten, worauf
die hier in der Stadt liegenden russischen Soldaten sofort in die Festung
sich zurückzogen und in der Nacht abmarschieren wollten: allein dies
unterblieb infolge einer zweiten Nachricht, dass die Preussen nach Stargardt
marschiert seien.
Am 8. November 1758 kamen noch 2 Regimenter russischer
Truppen hier an und begannen die Festungswälle abzutragen. Abends
wurden die Pallisaden und Faschinen um die Festung angezündet und
den folgenden Tag mit dem Abgraben der Wälle fortgefahren.
Am 22. November 1758 verliessen die Russen
die Festung Driesen und den Friedeberger Kreis, nachdem sie noch vorher
grosse Kontributionen erhoben hatten. Für die Festung hier waren
von Friedeberg 60 Ochsen, 1500 Scheffel Roggen und 2200 Scheffel Gerste
geliefert. Die Stadt Woldenberg konnte von den geforderten 40 Ochsen
nur die Hälfte liefern, und hatte dazu 1000 Scheffel Roggen, 1600
Scheffel Gerste und 448 Scheffel Hafer zu geben. Driesen sollte 31
Ochsen, 150 Scheffel Roggen und 400 Scheffel Gerste aufbringen, war aber
hierzu nicht in der Lage, so dass der der Bürgerschaft wohlwollend
gesinnte Oberst Olitz, der auch sonst stets gute Zucht hier unter den Soldaten
gehalten hatte, der Stadt diese Abgabe erliess.
Da der Rest der vom General Dietz der Stadt auferlegten
Kontribution nicht gezahlt werden konnte, rückte im September 1759
wieder ein russisches Exekutions-Kommando unter Major von der Brinken hier
ein, der unterem 15. September 1759 vom Magistrat Friedeberg 1500
Thaler Kontributionsgelder verlangte: darauf sandte letzterer eine Deputation
nach hier, welche dem General Dietz 150 Thaler schenkte, worauf dieser
den geforderten Betrag auf 300 Thaler ermässigte, der ihm dann sofort
gezahlt wurde.
Im Jahre 1760 durchzogen die Kosacken von Driesen
aus den ganzen Friedeberger Kreis, verübten häufig Unfug und
Diebstähle, so dass die Städte den Marschall Butterlin in Arnswalde
um eine stehende Schutzwache baten, die ihnen auch gewährt wurde.
Bis zum 22. November 1760 musste für die Kosacken in Driesen
Brot und Fourage geliefert werden.
Im Frühjahr 1761 zog von Polen aus ein russisches
Heer unter Marschall Butterlin nach Schlesien, um sich dort mit den Östreichern
zu vereinigen, und ein zweites Corps unter General Romanzow nach Pommern.
Die Generale von Berg, von Fermar und Butterlin blieben in Driesen, und
die Stadt hatte, wie im Jahre vorher, dem hier liegenden Fürsten Dolgurucki
8 Fuder Heu zu geben und musste das Fuder kaufen und mit 1 Thaler
12 Groschen bezahlen.
Schon in den ersten Tagen des Juni 1761 zeigten
sich bei Driesen wieder Kosacken und am Dienstag, den g. Juni 1761, abends
6 Uhr, sah man eine grosse Truppenmasse vom kurzen Damm her anmarschieren,
welche sich in einer Entfernung von 1000 Schritt von der Stadt auf dem
Felde ausbreitete und Biwak bezog. Kurze Zeit darauf kamen einige
Kosacken zur demolierten polnischen Brücke und einige zur Netze, gegenüber
dem Salzhause, geritten und verlangten den Bürgermeister zu sprechen.
Als dieser erschien, forderten sie Brot für 2 Regimenter, das sofort
auf Kähnen herüber geschafft werden sollte. Der Bürgermeister
sagte ihnen, dass Kälune nicht da seien, und sie möchten nur
durch die Netze reiten und sich das Brot selbst holen. Darauf ritten
sie wieder ab, aber nach einer Stunde kam ein Major mit mehreren Kosacken,
ritten durch die Netze und verlangten vom Bürgermeister die Wiederherstellung
der emolierten Brücke bis zum nächsten Morgen. Auf die
Einwendung, dass dies nicht möglich sei, sagte der Major, wenn er
100 Rubel erhielte, so wolle er den Baumeister selber machen und den Bau
bald vollenden; auch würde er sich mit närrischen Ausreden nicht
abweisen lassen: er wisse wohl, dass die Brücke auf Befehl des Königs
abgebrochen sei, auch würde er wohl Kähne finden, doch dann solle
es für die Stadt ein Unglück werden. Hierauf erwiderte
ihm der Bürgermeister, dass sämtliche Kähne nach Küstrin
seien und sich heute hier in der Stadt schon preussische Husaren gezeigt,
die stündlich zurück erwartet würden, worauf er sofort zu
seiner Truppe wieder zurückritt.
Abends 11 Uhr überbrachten einige Kosacken
dem Bürgermeister den Befehl, er solle den nächsten Tag früh
zum Kommandeur hinauskommen, und wenn dies auf zusammengebundenen Trögergeschehen
müsste, sollten die Kosacken bis dahin noch Kähne auffinden,
dann würde man ihn aufhängen.
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