Durch Anlegung der Bromberger-Kanals war die Schiffahrt auf der Netze zu jener Zeit schon sehr bedeutend denn im Jahre 1785 passierten 2000 Kähne die Netze bei Driesen.  Nachdem der Krieg wegen der zweiten Teilung Polens beendet war und die Regimenter zurückkehrten, erhielt Driesen als Garnison die 3. Eskadron des von Prittwitzschen Dragoner-Regiments, die vorher in Bärwalde gestanden hatte.  Es kostete viel Mühe, für 180 Pferde Stallung zu beschaffen, und es erhielten die Bürger zum Bau der Ställe freies Bauholz aus der Königlichen Forst und 13 arme Bürger ausserdem 106 Thaler Baugelder geschenkt.
    Am 18.  November 1793 rückte die Schwadron, von Kalisch kommend, hier ein, bestehend aus dem Oberst und Kommandeur Grafen Truchsess zu Waldburg, 6 Offizieren, 53 verheirateten Unteroffizieren und Dragonern und 39 unverheirateten Dragonern.
    Der Schreiber des Grafen Truchsess hiess Rother und war zugleich sein Diener.  Derselbe wurde später Chef der Seehandlung und 1848 Finanzminister.  Er verheiratete sich hier mit der Schwester der Urgrossmutter des Schuhmachermeisters Friedrich Grunow, Mittelstrasse 23, welche im Hause des Grafen als Jungfer diente.
    Als Koscioszki Polen befreien wollte, rücke am 23.  März 1794 die Eskadron wieder aus und kehrte erst im November 1795 zurück; dann blieb sie bis zum Ende 1806 in Garnison. 1796 erhielt der zum General-Major ernannte Graf Truchsess das Kürassier-Regiment in Warschau (jetzt Leib-KürassierRegiment Grosser Kurfürst schlesisches No. 1) und an seine Stelle kam der Oberst von der Osten als Chef des DragonerRegiments nach Driesen, welcher vom Oberprediger Starke das Rittergut hier kaufte und bezog.  Im Jahre 1799 wollte das Königliche Forstamt den Bürgern das ihnen zustehende freie Bauholz nicht mehr geben, doch strengte die Stadt einen Prozess deshalb an, den sie auch gewann.
    In diesem Jahre kündigte von Waldow-Mehrenthin die der Stadt zum Rathausankauf gegebene Hypothek, und da diese anderweit nicht zu beschaffen war, wollte der Magistrat Herrn von Waldow statt 4 % fortan 5 % Zinsen zahleng womit derselbe auch einverstanden war.  Der König genehmigte jedoch diesen höheren Zinssatz nicht und wies den Magistrat an, das Geld vom Neumärkischen Kirchenämter-Fonds zu leihen; das Gesuch wurde aber abgelehnt, da die Stadt Driesen nicht die nötige Sicherheit bieten konnte.  Nachdem dies dem Könige berichtet war, schrieb er zurück: "Dann solle die Stadt dem Waldow die 5 % Zinsen geben".  Am 1. Januar 1801 wurde überall im Lande und so auch hier das Säkularjubelfest gefeiert.  Der Oberprediger Samuel Friedrich Starke hielt die Festpredigt, die er später in Jena drucken liess; er predigte über Daniel cap. 2, Vers 20-21.  Die Bürgerschaft hatte sich vor dem Rathause versammelt und ging von hier in feierlichem Zuge zur Kirche.  Nach beendetem Gottejdienst sang die Gemeinde: "Herr Gott, Dich loben wir", und die Schützengilde gab zum Schluss drei Salven.
    In diesem Jahre hatte Driesen 4 massive und 136 Häuser von Fachwerk mit Ziegeldächern, 57 mit Strohdächern, 41 Scheunen, 2 wüste Stellen, Kirche, Rat-, Pfarr- und cchulhaus, eine Wasser- und 2 Windmühlen.  Die Einwohnerzahl bestand aus 432 Männern, 492 Frauen, 415 Söhnen, 450 Töchtern, 82 Gesellen, 39 Knechten, 62 Jungen und 180 Mädchen, in Summa 2152 Bewohnern, darunter 270 Personen vom Soldatenstande und 9 Schutzjuden mit 90 Seelen.  Von den östlichen Städten der Neumark hatte Driesen den grössten Verkehr.  Es waren in der Stadt 1 Apotheker, 2 Barbiere, 7 Bäcker, 10 Böttcher, 1 Buchbinder, 2 Drechsler, 2 Färber, 3 Garnweber, 1 Glaser, 1 Gärtner, 5 Hufschmiede, 3 Hutmacher, 1 Kürschner, 3 Materialwarenhändler, 2 Maurermeister, 2 Müller, 1 Nadler, 3 Stellmacher, 1 Sattler, 1 Seifensieder, 7 Fleischer, 2 Raschmacher, 1 Strumpfwirker, 2 Schlosser, 15 Schneider, 30 Schuhmacher, 1 Stärkemacher, 7 Tischler, 2 Tabakspinner-, 4 Töpfer, 85 Tuchmacher, 1 Tuchscheerer, 1 Weissgerber, 1 Walker, 2 Zimmermeister; überhaupt 304 Meister, 124 Gesellen und 68 Lehrlinge.
    Es waren 28 beständige und 16 zeitweise Braustellen vorhanden, welche im Jahre 1800 im ganzen 96.Wispel 16 Scheffel Malz verbrauten und 163 Tonnen Bier an die Schankwirte absetzten: 80 Blasen, die 132 Wispel Schrot verbrannten und davon 4591 Quart Branntwein an die Schankwirte verkauft hatten.  Der Ackerbau war dagegen unbedeutend, und es wurden nur einige sogenannte Kampländer bestellt, dagegen auf den Wiesen viel Heu gewonnen.
    Der erste Bürg ermeister hiess Tannenbring, und der Prokonsul und zugleich Richter Braun, an dessen Stelle 1800 Strassburg gewählt war.  Die Senatoren hiessen Henke und Masch.
Im Jahre 1804 erwarb der Kaufmann Maassen vom Kaufmann Christian Jantzen das zum Gasthause erbaute Haus an der polnischen Brücke, um hier eine Tuchfabrik anzulegen.  Zum Ankauf waren ihm 2000 Thaler und zur Einrichtung 3000 Thaler Vorschuss vom Staate gegeben, welche ihm nach 15jährigem Betriebe der Fabrik geschenkt werden sollten.  Das Geschäft kam auch zu Stande, jedoch nach einem Jahre starb Maassen auf einer Geschäftsreise in Frankfurt a.0. und die Fabrik ging wieder ein.
    Im Jahre 1805 wurde für die Kirche eine Orgel beschafft und es lieh hierzu die Armenkasse der Kirchenkasse 800 Thaler, welche Summe vom Jahre 1816 ab in jährlichen Raten von 100 Thalern zurückzuzahlen war.  Die Orgel hatte 907 Thaler gekostet und wurde vom Orgelbauer Grüneberg in Stettin gebaut; ausserdem erhielt er für sich und seine Gehülfen bei Aufstellung derselben freies Quartier und Beköstigung.
    Im Oktober 1805 rückten die Dragoner von hier nach Franken, kehrten aber im März 1806 wieder zurück, nachdem der Minister von Haugwitz im Auftrage seines Fürsten mit Napoleon Frieden geschlossen hatte.  Allein im Mai marschierten sie bereits wieder zur Ostseeküste und sind hier nie wieder in Garnisongekommen.  Mit dem Kriege gegen den korsischen Eroberer und den für unser teures Königshaus und Vaterland so schweren Unglückstagen von Jena und Auerstädt begann auch für unsere Stadt Driesen wieder eine schwere Zeit.  Am 25.  Oktober 1806 hielt der Sieger von Auerstädt bereits in Berlin seinen Einzug, und der König Friedrich Wilhelm III. mit der Königin Luise trafen am 27.  Oktober auf ihrer Reise nach Königsberg in Driesen ein und übernachteten im Modrowschen Gasthause, Neuer Markt und Grusenstrassenecke No. 79 wo heute von dem Kampfgenossen- und Militär-Verein eine Gedenktafel angebracht ist, um am folgenden Tage ihre Reise nach Filehne fortzusetzen.  Allein jedenfalls hatte der König schlechte Nachrichten erhalten, denn er kehrte von Neuteich den folgenden Tag wieder zurück, blieb hier beim Kommerzienrat Dietrich, Festungsplatz No. 17 und fuhr nach Arnswalde weiter.
    Schon am 5. November 1806 kamen die ersten französischen Truppen, 1 Offizier und 25 Chasseurs, in Driesen an und verlangten 3 gute Pferde, mit welchen sie wieder abzogen. Zwei von diesen Pferden wurden dem Ober-Amtmann Sydow genommen, welcher dafür von der Stadt 400 Thaler verlangte und auf seinen Wunsch im Jahre 1816 dafür den Bleichplatz links der deutschen Thorbrücke.als Eigentum von der Stadt erhielt.
    Am 6. November 1806 nachts 1 Uhr kamen wieder ein Offizier und 25 Mann, quartierten sich hier ein und ritten früh 8 Uhr wieder ab, flankierten den Netzstrom, nahmen 32 Kähne mit Hafer und 4 Kähne mit Pulver in Beschlag und brachten sie nach Cüstrin.
    Am 7. November kam eine grössere Abteilung Franzosen hier an, die auch einige Preussen als Gefangene mit sich führten.  Am 9. November musste die Kirche ausgeräumt und zum Heu- und Strohmagazin eingerichtet werden.  Der Hafer wurde auf den Kirchenboden geschüttet und im Boden ein Loch geschnitten, welches noch heute vorhanden ist, durch welches der Hafer auf den Fussboden gelassen wurde, um ihn bequemer hinauszuschaffen.  Später musste der Kreis auf dem Werder hinter der Kirche aus Holzfachwerk mit Bretterverschlag ein Magazin erbauen, wonach die Kirche der Gemeinde zur Abhaltung des Gottesdienstes wieder ziarückgegeben wurde.
    In der Nacht vom 9. zum 10.  November 1806 traf ein französischer Kommissar hier ein, welcher ein Lazarett einrichtete, dessen Unterhaltung die Stadt zu übernehmen hatte.  Unter den vielen Requisitionen musste die Stadt binnen 48 Stunden 50 Backöfen auf dem Festungsplatz erbauen lassen, um für die anrückenden französischen Truppen das von Landsberg nach Driesen verschiffte Mehl zu verbacken.  Arbeiter und Utensilien hierzu, soweit nicht vorhanden, wurden von den benachbarten Orten geholt.  Die grossen Stuben in den, Festungshäusern wurden zu Backstuben eingerichtet und zu Backtrögen nahm man Kietzerkähne.  Die Mauersteine zu den Backöfen wurden durch Kreisfuhren vom Hegemeister Koch aus Alt-Beelitz angefahren, dem später die Stadt Driesen die Steine bezahlen musste, obgleich der Landrat 4 Wochen später die Materialien wieder hatte verkaufen lassen und der Erlös zur Kreiskasse vereinnahmt war.
    Vom November bis Weihnachten 1806 zogen die französischen Heere auf der grossen Strasse durch Driesen, und fortwährend brachten Extraposten französische Heerführer hier durch, und die Stadt und die umliegenden Dörfer mussten hierzu Vorspann geben.  Am 11.  November logierte hier im Gasthaus zum Kronprinzen, Neu-Markt No. 7, der Marschall Lanes, Herzog von Montebello.
    Im allgemeinen waren die Franzosen nicht so roh wie die Russen im siebenjährigen Kriege und stets zufrieden mit dem, was ihnen die Bürger gaben.
    Von der der Neumark auferlegten Kriegskontribution von 2 786 400 Thalern entfielen auf Driesen 27 118 Thaler.  Von jedem grossen Hause sollten 100 Thaler, von einem mittleren 60 und-einem kleinen 30 Thaler, vom Morgen Garten oder Acker 2 Thaler gezahlt werden.  Allein nur ein Viertel der Summe kam auf und deshalb traf Anfang September 1807 ein Exekutions-Kommando ein.  Für jeden Mann war gute Verpflegung, täglich ein Quart Franzwein und 1 Pfund Fleisch zu geben; den Offizieren noch besseres und mehr.  Da Driesen noch 7 826 Thaler aufzubringen hatte, und die anderen Städte die geforderten Gelder auch nicht herbeischaffen konnten, nahmen sie gemeinschaftlich eine Anleihe auf und bezahlten den Rest der Schuld, worauf das Exekutions-Kommando hier wieder abzog.
    Anfang Januar 1807 waren noch 6 französische Soldaten hier im Laiarett an der polnischen Brücke; dieselben wurden anderweit untergebracht und das Haus wieder geräumt.  Die Rechnung für Medizin betrug 380 Thaler.  Jedoch bereits am 24.  März 1807 kam der französische Kommissär Douradon nach Driesen und verlangte, dass das grosse Haus des Postmeisters von der Groeben an der polnischen Brücke, jetzt Brückenkopfstrasse No. 1, als Lazarett für 100 bis 120 Lagerstellen eingerichtet werde für diejenigen französischen Soldaten, welche von Thorn und Bromberg hierher gesandt und später nach Landsberg und Küstrin übergeführt werden sollten.  Die Stadt hatte wieder hierzu die Medikamente und Verpflegung zu geben, ebenso für die Lazarettbeamten zu sorgen und die Weiterbeförderung der kranken Soldaten auf Kähnen bis Landsberg a.W. zu bewirken.  An Miete musste die Stadt für das grosse Haus jährlich 165 Thaler zahlen, und für gelieferte Medikamente hatten die beiden Apotheker 3 392 Thaler erhalten. Die Gesamtrechnung betrug nach der Aufstellung des Bürger,meisters Strassburg 11 655 Thaler 5 Groschen 1 Pfennig.  Ausserdem waren noch Kosten entstanden für gelieferte Tuche nach Küstrin 624 Thaler, für 1 Pferd 153 Thaler und für Kuchen und Pasteten, die der französische Kommandant vom Konditor Salis entnommen hatte, 21 Thaler 27 1/2 Groschen.  Die französischen Kommandanten Driesens waren.: Tardien, Favereau, Dieny, Douradon, Ligerg Belaire und Clement.
    Zu all diesen Leiden für Driesen kam noch die Rinderpest und es krepierten 415 Stück Vieh, während nur 47 Stück durchkamen und 2 getötet wurden.  In der Gegend des Schiessstandes auf dem Sande war für erkrankte Tiere ein grosser Stall errichtet, der nach dem Aufhören der Krankheit dort verbrannt wurde.
    Im Oktober 1807 begannen die Truppendurchzüge aufs neue.  Infolge der Kontinentalsperre kostete das Pfund Zucker 1 Thaler 16 Groschen, 1 Pfund Kochzucker 1 Thaler, 1 Pfund Kaffee 1 Thaler 6 Groschen, 1 Quart Rum 2 Thaler 15 Groschen und 1 Quart Kornbranntwein 16 Groschen bis 1 Thaler.
    Im Mai 1808 wurde im Hause Neuestrasse No. 11 über einen französischen Soldaten Kriegsgericht abgehalten; er wurde zum Tode verurteilt, da er desertiert war.  In der Neu-Anspacherstrasse, wo jetzt die Häuser No. 10 und 11 stehen, erschoss ihn hiernach eine zu diesem Zweck nach hier kommandierte Abteilung.  In dieser schweren Zeit kamen die Gesetze
über die Selbstverwaltung und die Städte-Ordnung vom 19. November 1808.  Die bisherigen zweiten Bürgermeister waren Juristen und übten nach dem Reglement vom 12.  Juni 1723 die Polizei und Justiz mit dem als eine Behörde vereinigten Magistrat.  Aufsichtsbehörde war der Landrat.
    Am 28.  Januar 1809 traf vom Kommissarius, Herrn von Knobelsdorf, ein Bote mit dem Befehl ein, sofort die Vorarbeiten zur Einführung der Städte-Ordnung vorzunehmen, damit die Wahl der Stadtverordneten im Monat Februar erfolgen könne.  Gleichzeitig musste der Justizbürgermeister Strassburg eine Übersicht der Stadtverfassung, ihrer Gerechtsame und ein Orts-Statut aufstellen.
Wahlberechtigte Bürger, welche unbescholten waren und ein jährliches Einkommen von wenigstens 150 Thalern hatten, ein bürgerliches Gewerbe betrieben oder Grundbesitzer waren, gab es damals 241 auf 2 448 Einwohner, und diese wählten am 26. Februar 1809 zum ersten Male nachstehende 24 Stadtverordneten:
    I. Am Alten-Markt-Bezirk: 1. Kaufmann Grundemann; 2. Tuchmachermeister Carl Wende; 3. Schneidermeister Haupt; 4. Chirurgus Selchow; 5. Fleischermeister Lange; 6. Tabakspinner Gage, und zu Stellvertretern: den Tischlermeister Quolke und den Tischlermeister Andreas Schnell.
    II. Im Kirchenbezirk: 7. den Fleischermeister Jacob Giesler; 8. Schneidermeister Zech; 9, Schuhmachermeister Starke; 10, Tischlermeister Ludwig Schnell; 11.  Tuchmachermeister Beugsch; 12. Tuchmachermeister Stellmacher; zu Stellvertretern: Glasermeister Gebhard und Tuchmachermeister Erlemann,
    III. Im Neuen-Markt-Bezirk: 13.  Färbermeister Hellmoldt; 14. Gastwirt Modrow; 15.  Nagelschmied Puppe; 16.  Mühlenbesitzer Hennicke; 17.  Schlossermeister Sellin; 18.  Schneidermeister Bornemann.  Zu Stellvertretern: Apotheker Modrow und den Knopfmacher Ulle.
    IV. Im Festungsbezirk: 19.  Uhrmacher Bolzmann; 20. Riemer Bräuning; 21.  Tuchmachermeister Wittke; 22.  Schuhmachermeister Teske; 23.  Tuchmachermeister Benjamin Wende und 24.  Ackerbürger Jacob Büttner.  Zu Stellvertretern: Schneidermeister Bombelon und Tuchmachermeister Carl Friedrich Hähn.
    Der pensionierte Kämmerer Henke wurde Vorsteher der Stadtverordneten, und die erste Versammlung derselben trat am 23. April 1809 zusammen, um den Magistrat, bestehend aus einem Bürgermeister, einem besoldeten Ratmann und Kämmerer und 4 unbesoldeten Ratmännern, zu wählen.  Diese Wahl mit Ausnahme des Kämmerers erfolgte darauf am 8. Mai 1809, es wurde der bisherige erste Bürgermeister Tannenbring wiedergewählt; zu unbesoldeten Ratmännern der Uhrmacher Bolzmann, Chirurg Selchow, Kammzieher Dietrich und Apotheker Modrow.  Der bisherige Kämmerer Henke wurde mit 190 Thalern Pension in den Ruhestand gesetzt und für ihn der Kaufmann Kruse gewählt, der 1811 starb, an dessen Stelle der Färber Suckow in den Magistrat eintrat.
    Mit der Einführung der Städte-Ordnung wurde zugleich das Gericht vom Magistrat getrennt und hier ein Königliches Stadtgericht gebildet.  Der bisherige Bürgermeister Straasburg wurde Stadtrichter und der bisherige Senator und Stadt-schreiber Mesch als Sekretär bei demselben angestellt.  Nach einem Rescript des Oberlandesgerichts zu Frankfurt a.0. vom 12. März 1811 musste die Stadt an den Stadtrichter Strassburg jährlich 110 Thaler 16 Groschen und an den Sekretär 39 Thaler Pension zahlen, sie wurde. jedoch auf hiergegen erhobenen Protest später davon wieder befreit.
    Das Justizamt im Seitengebäude des Königlichen Amtshauses mit den Gefängnissen auf dem Schlossberge war mit dem Stadtgericht ohne Zusammenhang und hatte die Jurisdiction über die Ortschaften, welche zum Amt Driesen gehörten.  Dem Justizamt stand der Justizamtmann Hörnigk vor.  Am 1. Januar 1823 wurden beide Behörden unter dem Namen "Land- und Stadtgericht" vereinigt.
    Am 21.  September 1808 übernachteten der Kaiser von Russland und sein Bruder, der Grossfürst Constantin, welche zum Kongress mit dem Kaiser Napoleon nach Erfurt fuhren, hier in Driesen im Hause Festungsplatz No. 17 beim Kommerzienrat Dietrich.
    Zeitweise hatte Driesen in dieser Zeit auch preussische Truppen als Besatzung, so am 1. Mai 1809 zwei Kompagnien des leichten Pommerschen Infantrie-Regiments unter Kommando des Majors von Syholm und vom Juli bis September 1810 ein Grenzdetachement unter Major von Arnim.
    Durch.Kabinets-Ordre vom 28.  April 1810 wurden die Strafen auf Halseisen, Schandpfahl, Block oder Stock, des Rippenhauses, des spanischen Mantels und der Fiedel abgeschafft und durch Gefängnis und Geldstrafen ersetzt.  Der spanische Mantel wurde am 23.  Juli 1810 für 1 Thaler 7 1/2 Groschen und die beiden Halseisen für 14 Silbergr. hier meistbietend verkauft.
    Der spanische Mantel war ein hölzernes Gefäss in Gestalt einer Tonne mit einem Boden, in dessen Mitte ein Loch ausgeschnitten war, durch welches der Kopf eines Menschen bequem durchging.  Mit derselben auf den Schultern mussten die bestraften männlichen Personen in Begleitung eines Polizeidieners unter Jubel und Schimpfen der Schuljugend durch die Strassen gehen.  Weibliche Personen trugen die Fiedel, ein hölzernes, einer Geige ähnliches Instrument.  Der Kriminalrichter durfte auch nach dieser Zeit noch in gewissen Fällen auf die Strafe des Halseisens und "Stellen an den Pranger" erkennen.  Letztere Strafe wurde in Driesen im Jahre 1839 auf dem Neuen Markt an dem Barbier Bischkopf vollstreckt, der dem Eigentümer Bumke in Eschbruch eine Menge Geld abgeschwindelt hatte, indem er allerlei Hokus-Pokus vorgemacht und einen verborgenen Schatz auf dessen Grundstück heben wollte.
    Der Zimmermeister Schmidt erbaute im Jahre 1811 für 850 Thaler den Turm am Rathause, dem jetzigen Amtsgericht, und da die Kämmereikasse die Mittel hierzu nicht hatteg sammelten die Stadtverordneten Haus für Haus das Geld für den Turm, Uhr und Glocke.  Sie brachten 90 Pfund 6 Loth Glockenmetall und 226 Thaler 27 Groschen 4 Pfennige zusammen.  Der Turmknopf wurde am 1. September 1811 aufgesetzt.  Das Umgiessen der Uhrglocke nebst Transportkosten von Stettin kostete 50 Thaler.
    Im Jahre 1811 verkaufte der Staat das Amt Driesen, das Vorwerk Holm und Schlanow mit dem Amtsgehöft, der Ziegelei in Mühlendorf und 19 in der Driesener- und Lubiathfliesser Forst gelegenen Seeen.  Zuerst wurde die Besitzung in Parzellen ausgeboten.  Der Apotheker Modrow bot für den Amtsgarten 200 Thaler, der Tuchmacher Benjamin Wende für mehrere Parzellen des Holmerfeldes 9000 Thaler, jedoch erhielt für das ganze Amt der Amtsrat Steinke in Stettin für 53 810 Thaler den Zuschlag, der es 1819 an den Oberamtmann Sydow für 80 000 Thaler wiederverkaufte.
    Nach einem Edikt vom 6. Dezember 1811 musste Driesen zur Verpflegung der französischen Truppen in den Oderfestungen 495 Thaler 4 Groschen zahlen und muzste hierzu jeder Geselle oder Knecht 10 Silbergroschen, jede Magd 5 Silbergroschen geben.
    Im Jahre 1812 wurde hier ein Gendarmerie-Kommando stationiert, bestehend aus dem Rittmeister von Kroppe, dem Wachtmeister Rosenzweig, dem Feldwebel Wilmer und 2 Gendarmen. Wegen begangenen Mordes wurde der Landmann Töpper vom Justizamt zum Tode verurteilt und am 17.  Dezember 1812 auf dem Eiskulenberge hinter Vordamm hingerichtet.  Zuvor hatte man ihn in eine Kuhhaut gewickelt und auf einem Schlitten in Driesen durch die Strassen geschleift.  Die Bürgergarde und Gendarmerie begleitete den Zug und bildeten bei grimmiger Kälte Carré auf dem Richtplatz.  Ein Jahr vorher war auf derselben Stelle der Mörder Kehler gerädert worden.
    Frankreich hatte Russland den Krieg erklärt, und am 12.  März begann hier in Driesen der Durchzug der grossen Heeresmassen Napoleons.  Soldaten verschiedener Länder und verschiedene Sprachen sprechend zogen hier durch.  Zu ihrer Verpflegung wurden anfangs Fleisch und Brot in kleinen Portionen, dann Roggen oder Erbsen an die Qxiartierwirte verteilt, zuletzt aber die grosse Einquartierungslast auf diese ganz gelegt, sodass für sie selbst fast nichts mehr Ubrig blieb.

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