"Die aus Stettin ausmarschirten Franzosen bezeugen
sich sehr wüthend in den Städten und
Dörfern. Schwedt brennt, und die
Brücke bei Güstebiese soll auch brennen. Es ist daher
nothwendig, diesen fürchterlichen Feind so
schleunig als möglich mit voller Kraft entgegen zu
eilen, und den Magistrat ersuche ich recht dringend
und inständigst, alle Wehrbare, sowohl zu
Fuss als zu Pferde unter Anführung der Offiziere,
Gendarmerie und denen, die auf Wartegeld
stehen, sowie die Offiziere der Bürgergarde
ohne Aufenthalt schleunigst zu sammeln. Ein Jeder
hat sich mit Pistolen, Gewehren, Piken und mit jeder
Waffengattung zu versehen und bin ich
von dem Patriotismus und der Vaterlandsliebe eines
Wohllöblichen Magistrats und sämmtlicher
Einwohner zu sehr überzeugt, als dass ich nicht
die kräftigsten Massregeln zu erwarten berechtigt
wäre. Die versammelten und bewaffneten
Mannschaften müssen sich unfehlbar morgen
Vormittag um 9 Uhr hier einfinden."
Es wurde daher sofort Alarm geschlagen und ein grosser
Teil bewaffneter Bürger rückte nach
Friedeberg ab; der Rest sollte unter Befehl des Bürgermeisters
Tannenbrine mittags nachfolgen. Auf dem Wege nach Friedeberg brachte
der vorausgesandte Kämmerer Suckow den Befehl, wieder umzukehren,
da Franzosen nirgends zu sehen seien.
Am 12. Juni 1813 wurde der Landsturm vereidet.
Er bestand hier aus einer reitenden, einer Schützen- und drei Lanzen-Kompagnien.
Infolge einer Verordnung vom 17. Juli 1813 wurde der Landsturm in
eine Stadtwehr umgewandelt. Der Dienst wurde auf wöchentliche
Übungen, Wachen und Patrouillen beschränkt.
Die Bürger und die Kietzer bauten sich 1814
gemeinschaftlich eine zweite Brücke über die alte Netze, um mit
ihrem Heu aus den Wiesen nicht jedesmal den grossen Umweg über die
polnische
Brücke nehmen zu müssen. Die Stadtgemeinde baute 1/3
der Brücke, 40 Fuss lang an der Stadtblänke, die Kietzergemeinde
2/3 = 80 Fuss lang an den Netzwiesen; ausserdem trug das Amt Driesen (Rittergut)
soviel bei, wie 2 Kietzerwirte. Die Stadt gab den Weg bis zur Brücke
an der Blänke unentgeltlich, die Gemeinde Kietz hingegen kaufte von
der rechts der Brücke gelegenen Netzwiese zwei Morgen zum Wege an,
um zu den Kietzerwiesen zu gelangen. Die Brücke erhielt den
Namen "Kietzerbrücke". Am 1. September 1814 rückte hier
die 3. Escadron des 1. Landwehr-Kavallerie-Regiments ein und blieb bis
zum 8. April 1815 in Garnison. Nach ihrem Abmarsch kam die Reserve-Escadron
des Ostpreussischen Kürassier-Regiments No. 3 unter Rittmeister von
Gottberg und als diese am 1. März 1816 nach Ostpreussen ging, kam
von dieser Zeit bis zum 1. Mai die reitende Batterie No. 8 unter Hauptmann
von Bock und zuletzt noch die 4. Escadron des Halberstädter KürassierRegiments
No. 7 unter Rittmeister von Schurff nach Driesen.
Die zurückgekehrten Krieger wurden von allen Bewohnern warm empfangen
und geehrt. Die Gefallenen wurden tief betrauert.
Auf einer Tafel am Orgelchor unserer Kirche stehen
die Namen der letzteren verzeichnete welche im Freiheitskriege den Tod
für König und Vaterland starben. Am 18. Januar 1817
wurde das Friedensfest gefeiert.
Der Neue Markt wurde 1816 mit Sand erhöht und
umgepflastert und ebenso 1818 der alte Markt. Die Kosten wurden auf
die Einwohner repartiert, sodass die Wohlhabenden 3 Thaler und
so abwärts bis 5 Silbergroschen, letzteren Betrag der Arbeiter,
zu zahlen hatten.
Die Gehälter der Beamten waren 1816 wie folgt
festgesetzt: Der Bürgermeister erhielt 376 Thaler und 150 Thaler Zulage
für einen Schreiber. Der Stadtrichter hatte 120 Thaler 16 Groschen
Gehalt und die Sporteln; der Gerichtsschreiber 82 Thaler und die Sporteln;
der Kämmerer 220 Thaler; der Polizeidiener 66 Thaler; der Feldhüter
42 Thaler und der Nachtwächter 25 Thaler.
Nach der Konfirmation am 18. Mai 1817, als
diese hier zum letzten Male am Himmelfahrtstage stattfand, gingen nachmittags
die Konfirmanden nach dem Bleichplatz an der polnischen Brücke zum
Spiel. Dort fand in einer hohlen Weide der Sohn des Drechslermeisters
Wust Goldstücke; andere Kinder fanden später ebenfalls noch einige
Stücke, welche sie später auf dem Polizeibureau abliefern mussten.
Es waren im ganzen 17 Münzen im Werte von 146 1/3 Thalern. Wahrscheinlich
hatte ein im Lazarett behandelter und darin später verstorbener Franzose
das Geld dort versteckt. Da sich später der Verlierer nicht
gemeldet, erhielten die Kinder die Hälfte des Geldes zurück,
und die andere Hälfte behielt die Stadt als Besitzerin der Weide.
1817 fallierte die seit 1763 hier bestehende Engroshandlung
des Kommerzienrats Treppmacher. Bei seinem 1798 erfolgten Tode hinterliess
Treppmacher ausser den grossen Legaten an seine Verwandten der Handlung
Aktiva im Werte von einer halben Million Thaler. Da er kinderlos
war, erbte seine Nichte, die den Disponenten der Handlung namens Dietrich
geheiratet hatte, dieses Geschäft. Der Krieg 1806, der Aufstand
in Polen, die Kontinentalsperre, durch welche die Seeschiffe der Handlung
gekapert und als gute Prise genommen waren, die Blokade Stettins, bei der
die Handlung für 70 000 Thaler Holz verlor, verursachten den Konkurs,
bei welchem sich 800 000 Thaler Passiva vorfanden. Viele Bewohner
Driesens hatten ihre Ersparnisse bei der Firma stehen und verloren sie.
Das grosse Haus auf dem Festungsplatz No. 17 mit dem Festungsgarten wurde
1818 subhastiert und der verwittweten Kommerzienrat Treppmacher für
12 800 Thaler zugeschlagen. Diese konnte es aber nicht halten und
es kam abermals zur Subhastation, wobei es der Apotheker Lasch erstand..
der es am 13. Dezember 1833 dem Oberinspektor Oberfeldt verkaufte
und von dem es durch Erbvergleich auf den Oberamtmann Sydow überging.
Der Besitzer der Driesener Wassermühle, Hennicke,
liess, um der Mühle mehr Wasserzufluss zu schaffen, den nach ihm benannten
Graben vom Hammerflosskanal bis zur alten Netze stechen. Diese Anlage
kostete ihn über 1000 Thaler, erfüllte aber den Zweck nicht.
Für den dazu benutzten Grund musste Hennicke jährlich an die
Kämmereikasse 10 Thaler zahlen. Als der Graben fertig war, weihte
ihn der Oberprediger Starke ein.
Erst nach Beendigung des Krieges war die Stadt in
der Lage, die grosse Schuldenlast, welche er ihr gebracht hatte, zu übersehen.
Nach einer bei den Akten befindlichen Aufstellung vom Jahre 1816 betrugen
die durch den Krieg gemachten Stadtschulden 33 670 Thaler und an einjährigen
Zinsen zu 5 und 6 Prozent 1 665 Thaler.
Hierin partizipierten nachstehende Gläubiger
mit den daneben aufgeführten Summen:
Witwe Zachert
1 000 Thaler
Pächter Matthias
1 000 "
Müller Troschke
1 000 "
Witwe Zimansky
1 000 "
Treppmachers Erben
1 800 "
desgleichen für Waren 1 700
"
Abraham Jacobs Söhne 1 150 Thaler
desgleichen für Waren 2 400
"
Löwenberg bar
670 "
desgleichen für Waren
680 "
Lesser bar
600 "
desgleichen für Waren
250 "
Rudolphi bar
200 "
desgleichen für Waren
200 "
Meissner bar
120 "
Zachert für Waren
260 "
Gerber Hellmoldt
375 "
Apotheker Radeke
für Waren
2650 "
Kochs Erben in Alt-Beelitz
für Steine
115 "
Ferner noch verschiedene unbezahlte Rechnungen an
städtische Einwohner 4000 Thaler und die zum Rathauskauf beim Rittergutsbesitzer
von Waldow-Mehrenthin aufgenommene Hypothek von 3000 Thalern. Bei
dem daniederliegenden geschäftlichen Verkehr war überall Not,
und oft konnte die Kämmereikasse ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen.
Die Gläubiger hatten bis zum 1. Oktober 1815 keine Zinsen erhalten.
Nach dem Gesetz sollten zur Abtragung der Kriegsschulden besonders die
Kommunalgrundstücke herangezogen werden. Der Bürgermeister
Tannenbring machte 1816 den Vorschlagg entlegene Grundstücke wie die
Blänke, Kälberwiese an der alten Netze und vom Holm bis Liependorf
gelegene Äcker zu verkaufen. In einem hierzu angesetzten Termin
wurde für ein Stück Landp dem Holm gegenüberg von 7 Morgen
Grösse 1 400 Thaler und für sämtliche vorbenannte Grundstücke
17 000 Thaler geboten; jedoch die Stadtverordneten verweigerten den Zuschlagg
weil durch den Verkauf die Weide für das Vieh geschmälert würde.
Der Magistrat musste seinen Vorschlag zum grossen
Nachteil der Gesamtheit aufgeben, und bald darauf sank der Wert der Grundstücke
auf ein Drittel herab. Die Stadtverordneten beschlossen nun die Erhebung
von Weidegeld, und es sollten für 1 Pferd 1 1/2 Thaler, für 1
Stück Rindvieh 1 Thaler, für 1 Kalb 1/2 Thaler, für 1 Schaf
oder Schwein 6 Groschen und für 1 Gans 3 Groschen erhoben werden.
Ein mit 106 Unterschriften gestellter Antragg den Gesamtgrundbesitz der
Kämmerei für 100 000 Thaler zu verkaufen, ging zum Glück
für die jetzige Zeit nicht durch.
Im Jahre 1818 kam die Kaiserin-Witwe von Riassland
nach Driesen; im folgenden Jahr wiederum zusammen mit der regierenden Kaiserin.
Sie logierten im Gasthof zum Hirsch, Breitestrasse No. 11. Der Gasthof
war illuminiert und auf dem Neuen Markt eine Pyramide errichtet und ebenfalls
erleuchtet. Die Bürgergarde hatte die Thore besetzt, und einige
Landwehrmänner waren eingekleidet und stellten die Ehrenwache im Gasthause.
Die Vorspannkosten wurden auf den Kreis übernommen und Driesen hatte
hierzu 34 Thaler 6 Groschen 11 Pfennige beizutragen.
Die 1812 errichtete Bürgergarde wurde 1819
aufgelöst, womit die Bürger dieser Last enthoben wurden.
Die Wache am polnischen Thore ging am 1. Dezember
1820 ein, jedoch am deutschen Thore mussten täglich noch 3 Bürger
auf Wache ziehen. Später, im Jahre 1822, wurde die Wache im
Seitengebäude des Rathauses eingerichtet, wobei zuerst 2 und einige
Zeit später 1 Mann die Gefangenen bewachen muss'ten. Diese Pflicht
der Bürger, wozu die Hausbesitzer doppelt so oft als die Mietsbürger
herangezogen wurden, dauerte bis zum Jahre 1846 und hörte auf, als
der die Wache habende Tuchmacher Eichler von dem wahnsinnigen Gefangenen
Jachalsky auf der Wache erschlagen wurde.
Die drei Thorwachthäuser kaufte 1822 die Stadt
vom Staat für 415 Thaler, und verkaufte sie am 7. April desselben
Jahres meistbietend einzeln wieder. Das am deutschen Thore, jetzt
Richtstrasse No. 34, erwarb der Uhrenhändler Benjamin Bantz für
730 Thaler, das am polnischen Thor, jetzt Netzstrasse No. 24, der Böttcher
Zoch für 406 Thaler und das am Holmerthor, jetzt Holmstralsse No.10,
der Oberamtmann Sydow für 220 Thaler. Am Sonntag, den 29.
August 1819 kam auf dem Kietz Feuer aus und blieben nur drei Häuser
an der Stadt, der Scharfrichter und Büdner verschont.
1820 wurde in Driesen die Mahl- und Schlachtsteuer
aufgehoben und dafür die neue Klassensteuer eingeführt.
Infolge testamentarischer Bestimmung erhielt am
4. Juni 1819 die Armenkasse vom Fleischer Daniel Blümke dessen am
Militzwinkel gelegene Wiese von 6 Magd. Morgen 8 Quadratruten als
Eigentum.
Als die Neue Brücke beim Salzhause gebaut werden
sollte, erhoben die Bewohner der Neustadt Widerspruch, doch die Altstadt
setzte den Beschluss durch und begann sofort mit dem Bau. Erstere
petitionierten bei der Regierung zu Frankfurt a.0. und von dieser traf
der Bescheid ein, der Bau solle sofort inhibiert werden. Die Bürger
der Altstadt hatten unter der Hand von dieser Verfügung Kenntnis erhalten
und arbeiteten mit allen Kräften am Bau der Brücke weiter, und
diese war gerade fertig, als das Schreiben an der Brücke den Bürgern
vorgelesen wurde. Darauf fuhr der an der Brücke wohnende Gerber
Lesser unter dem Hurrah der Anwesenden über die fertige Brücke:
sie blieb stehen und musste von der Bürgerschaft fortan unterhalten
werden.
In einem Schreiben vom 21. Juni 1821 verlangten
die Bürger Büttner, Lengert, Hennicke und Lange vom Magistrat
die Einteilung der Kommunalgrundstücke und die Stadtverordneten- Versammlung
genehmigte diesen Beschluss. Der Rittmeister von Brehm leitete als
Kommissar die Gemeinheitsteilung und der Geometer Olberg vermass die Feldmark.
Bereits im Jahre 1823 jedoch verlangten die Stadtverordneten die Aufhebung
des früheren Beschlusses, da sie anderer Ansicht geworden seien.
Es entspann sich hieraus ein Prozess der Mietsbürger gegen die Hausbesitzer
und des Ritterguts wegen Teilnahme der ersteren an der Hütung.
Die Mietsbürger wurden durch Obertribunalsbeschluss abgewiesen (4.
März 1828), dem Rittergut aber zuerkannt, dass es mitberechtigt sei.
Darauf beantragte unterm 20. April 1831 der Magistrat die Aufhebung
der Separation, da die Kommunalgrundstücke Kämmereivermögen
seien, und die bis dahin bereits entstandenen Separationskosten von in
Summa 4 000 Thaler mussten aus der Kommunalkasse gezahlt werden; der Anger
aber verblieb, nach den darüber geführten Prozessen der Kämmerei
und ist dadurch für die Stadt Driesen ein grosser Nutzen geworden.
Ein grosser Teil des Angers war mit Laubholz bewachsen,
and den letzten grossen Buchen auf der Teufelsburg (jetzt Plan 8) sind
im Jahre 1822 abgehauen.
Auf Antrag des Magistrats genehmigte die Königliche
Regierung, dass hier Montags und Donnerstags im Jahre 1823 Wochenmärkte
abgehalten werden durften.
Das grosse Haus an der polnischen Brücke brannte
am 12. April desselben Jahres ab und wurde später nur 1 Stock
hoch wieder erbaut.
Am 13. Juni 1824 kam der Kronprinz Friedrich
Wilhelm von Samter nach Driesen, blieb im Hause Festungsplatz No. 17 über
Nacht und fuhr den nächsten Tag zur Denkmalseinweihung nach Pyritz.
Der Magistrat und die Stadtverordneten hatten sich zu seiner Begrüssung
aufgestellt und überreichten ihm eine Petition, in der sie um Garnison
und eine Beihülfe zu den Kriegsschulden baten.
In demselben Jahre starb der Fleischermeister Giesler
an der Tollwut; er war von einem tollen Hunde gebissen. Da der Hund
auch die Zuchtstiere auf der Weide gebissen hatte, wurden diese getötet.
Mit der Erbauung der Chaussee von Berlin nach Königsberg
hörte der Postkurs durch Driesen auf und wurde über Woldenberg
gelegt. Nach 44jähriger Amtirung legte der Bürgermeister
Tannenbring 1827 sein Amt nieder und erhielt keine Pension, da ihm diese
abgesprochen war. Später bekam er aus der Armenkasse eine jährliche
Unterstützung von 100 Thalern. Er starb am 3. März 1847.
An seine Stelle trat der Forstkassen-Rendant Menger, welcher am 28.
Oktober 1828 zum Bürgermeister gewählt war. Gross war hier
in Driesen wieder die Furcht, als sich 1830 die Polen gegen Russland erhoben,
da man das übertreten polnischer Insurgenten befürchtete.
Die Landwehr wurde im Dezember eingezogen und rückte am 2. Januar
1831 von Landsberg a.W. nach Graudenz. Hier in Driesen verteilte
man die auf dem Rathausboden lagernden Piken an die Bürger; jedoch
blieb alles ruhig.
Im Mai 1830 wütete hier, von einem Gewitter
begleitet, ein furchtbarer Orkan, der auch durch den grössten Teil
von Deutschland ging. Die Kähne auf den Flüssen wurden
teilweise umgeworfen, Windmühlen und viele Häuser beschädigt.
In der Königlichen Driesener Forst waren allein über 6000 Bäume
entwurzelt.
1831 wütete in Driesen die Cholera sehr stark.
Es war infolgedessen die Ortssperre eingeführt, und wer zum Thore
hinaus wollte, erhielt vom Ratmann Selle einen auf einen halben Tag gültigen
Erlaubnisscheini den er beim Passieren der Thore vorzeigen musste.
Für Fremde war auf dem Vorwerk in der Ackerstrasse No. 1 eine Kontumazanstalt
eingerichtet, während von einer Reise heimkehrende hiesige Bürger
gründlich geräuchert wurden. Die Briefe wurden auf der
Post mit einer eisernen Zange in Empfang genommen, mit Nadeln durchstocher.
und ebenfalls geräuchert, das Geld in einen Behälter mit Wasser
geworfen und hiernach vom Postbeamten entnommen und gezählt.
Zur Verstärkung des Grenzkordons rückte im Juni 1831 der Major
von der Heyden mit 2 Kompagnien vom 14. Infantrie-Regiment hier ein.
Ulanen patrouillierten längs der Netze und Jäger der 2. Abteilung
lagen in Schöneberg. Sowohl Holzfuhrwerke wie Hirten wurden
von Soldaten begleitet, damit sie nicht mit Leuten aus infizierten Orten
zusammenkommen sollten. Als die Cholera immer näher nach Driesen
kam liess der Major die polnische Brücke sperren; die Bewohner der
Vorstadt, die ihre Bedürfnisse in der Stadt einkaufen wollten oder
darin arbeiteten, wurden zurückgewiesen. Daher entstand ein
Aufstand und man bedrohte die Soldaten. Der Magistrat bat deshalb
den Major, seine unzweckmässige Anordnung wieder aufzuheben, worauf
er dies auch that. Das Militär wurde öfters gewechselt
und als am 23. August 1831 wieder eine andere Kompagnie vom 14.
Regiment hier einrückte, erkrankte in der Nacht in seinem Quartier,
dem heutigen Rathause, Grusenstrasse No. 5, ein Soldat an der Cholera und
starb den folgenden Tag. Auf dem Kirchhofe wollte man ihn nicht beerdigen,
daher fuhr man ihn zum Thore hinaus und begrub ihn hinter dem jüdischen
Kirchhofe. Die Sachen des Verstorbenen wurden verbrannt.
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