"Gleich wie der Glockenton ruft Allen, die es hören,
"So will Gott durch sein Wort, Euch allesammt bekehren,
"Drum lass' Dein Herz und Ohr, o Mensch geöffnet sein,
"So bringet mit dem Schall, zugleich die Kraft hinein".
"Zur Zeit als in Driesen waren:
"Johann Gottlieb Steinke, Königlicher Domainenrath.
"Heinrich Menger, Bürgermeister.
"Johann Born, Kämmerer.
"Carl Ludwig Henke, Friedrich Starke, Ernst Martini
"und Carl Salis, Rathmänner.
"Friedrich Zoch, Stadtverordneten-Vorsteher.
"Eduard Spude, Stellvertreter desselben.
"Ferdinand Klauss, Stadtverordneten-Protokollführer
"und Eduard Hellmoldt, Stellvertreter desselben.
"In Kirche und Schule:
"Friedrich Rudolph Marquardt, pastor primarius.
"Hermann Franz Alexander Gensichen, Diaconus.
"Friedrich Stosch, Rector. Ferdinand Oswald Bartsch,
"Kantor und Konrector. Johann Friedrich August Hellwig, Organist.
"Die Lehrer: Richter, Quast, Rättig, Herguth, Böttcher.
"Umgegossen von Friedrich Karnier, desgleichen von Carl Voss 1850",
Das dem Kriegsrat Lehmannschen Erben gehörige
Haus Holmstrasse No. 19 wurde im Subhastationstermin für 1 201 Thaler
von der Stadt gekauft. Nachdem es mit einem Aufwand von 800 Thalern
umgebaut wurde, ward es im Jahre 1853 als Schulhaus für die beiden
oberen Mädchenklassen in Benutzung genommen.
Am 6. Oktober desselben Jahres fand nach der neuen
StädteOrdnung vom 30. Mai 1853 die Neuwahl der Stadtverordneten-Versammlung
nach dem Dreiklassenwahlsystem statt. Die Zahl blieb bei beiden Behörden
dieselbe.
1857 übernahm der Prinz von Preussen unter
dem Namen als "Prinz Regent" an Stelle seines erkranken Brudersp des Königs
Friedrich Wilhelms IV., die Regierung über Preussen und führte
unser Vaterland in eine neue Ära ein.
Als im Jahre 1859 Napoleon mit Italien Österreich
angriff, da hatte es den Schein, als ob Preussen in diesen Krieg mit hineingezogen
werden würde, doch, nachdem die Mobilmachung der preussischen Armee
vom Prinz-Regenten befohlen war, schloss Napoleon III. sofort mit Österreich
Frieden.
Zum Glück für Preussen und später
für Deutschland erkannte der Prinz-Regent, dass unsere Armee nicht
mehr zeitgemäss wäre. Sie zu reorganisieren, ward sein
Hauptbestreben, wodurch leider eine politisch schwere Zeit eintrat, da
die liberalen Parteien hiergegen die grösste
Opposition machten. Da starb Friedrich Wilhelm IV. und der Prinz-Regent
bestieg unter dem Namen Wilhelm I. den preussischen Königsthron.
Mit Hülfe seiner Minister von Bismarck und von Roon führte er
die Militär-Reorganisation zum Segen unseres Vaterlandes durch.
Das preussische Heer hatte am Schlusse des Jahres 1861 eine Kriegsstärke
von 700 000 Mann und stand hinsichtlich der Organisation, Ausrüstung
und Einübung den Armeen der anderen Staaten Europas zum wenigsten
gleich, in der Waffe, dem Zündnadelgewehr, war es den anderen aber
voraus.
Am 7. April 1863 beantragte der seit 35 Jahren in
Driesen im Amte befindliche Bürgermeister wegen Krankheit seine Pensionierung,
und am 10. Juni 1863 wählte die Stadtverordneten- Versammlung
den Polizei-Verwalter des Grafen Brühl aus Pförten, Namens Rhode,
zu seinem Nachfolger.
Da der Kirchhof an der alten Netze voll war, wurde
der neue längs der Karlstrasse angelegt und am 13. Oktober 1863
vom Oberpfarrer Cattin eingeweiht.
Im September 1863 wurde hier ein Zweigverein vom
Landsberger Kredit-Verein errichtet, um den hiesigen Gewerbetreibenden
und Landwirten der Umgegend gegen angemessene Sicherheit zu jeder Zeit
Geld zu verschaffen.
Nach einer am 3. Dezember 1864 aufgenommenen Personenstandsnachweisung
hatte Driesen 4424 Einwohner.
Anfang Februar begann der Feldzug gegen Dänemark,
zu dem auch mehrere Driesener eingezogen waren und an dem sie aktiv teilnahmen.
Als die Kunde vom Sturm auf die Düppeler Schanzen hier eintraf, fanden
grosse Kundgebungen statt.
Im Jahre 1865 wurde das Dorf Neuteich vom hiesigen
Oberpfarramt abgezweigt und der Neu-Anspacher Pfarrgemeinde zugelegt.
Es verblieben hiernach noch bei der Oberpfarre ausser Stadt und Amt Driesen
die Gemeinden Hammer mit eigener Kirche, Vordamm, Mühlendorf, Salzkossäthen,
Sehlsgrund, Langstheerofen und die Etablissements der Oberförsterei
Driesen. Vom Diakonat wurden Trebitsch, Gottschimm, Neu-Ulm, Militzwinkel
abgetrennt und im ersteren Orte ein neuer Pfarrer für diese Gemeinden
eingesetzt. Dem Diakonat blieben fortan noch die Gemeinden Kietz,
Neu-Dessau, Alt- und Neu-Beelitz und Schöneberg.
Der Bürgermeister Rhode war zum Bürgermeister
in Konitz gewählt und gab seine Stelle am 15. Februar 1866 hier
auf; für ihn wählte die Stadtverordneten-Versammlung am 3. Mai
1866 den Aktuar Emil Jacobitz aus Frankfurt a.O., welcher am 16.
Mai desselben Jahres vom Landrat von Zastrow in sein hiesiges Amt eingeführt
wurde.
Im Mai 1866 begannen die Feindseligkeiten zwischen
Preussen und Österreich. Täglich gingen auf der Ostbahn
Militärzüge durch, und am 27. Mai 1866 kam hier das Füsilierbataillon
vom 49. Regiment ins Quartier, welches von sämtlichen Wirten
aufs beste verpflegt wurde. Den Ehefrauen der einberufenen Reservisten
und Landwehrmännern wurden neben den Kreisunterstützungen viele
freiwillige Beiträge gegeben. Beim Eintreffen des Sieges von
Königgrätz wurden überall hier die Häuser geflaggt.
Aus diesem Kriege kehrten alle Driesener wieder zurück bis auf den
Musketier Kaczinowsky, welcher an der Cholera gestorben war. Am 11.
November wurde das Friedensfest kirchlich gefeiert. Ein viel schlimmerer
Feind als die Österreicher war in diesem Jahre die Cholera für
Driesen.
Am 28. Juni starb der erste an dieser Krankheit,
und in der Woche vom 15. bis 22. Juli wurde für 78 Personen,
die hieran gestorben, die Danksagung gehalten, und entfielen davon auf
die Stadt 68 Fälle. Als die Krankheit immer weiter um sich griff,
liess der Bürgermeister Jacobitz auf beiden Marktplätzen einige
40 Theertonnen und mehrere Haufen KiefernStrauch abbrennen und einige Wagen
mit brennenden Theertonnen durch die Strassen fahren, um durch den Theergeruch
die Luft zu reinigen. Es starben in diesem Jahre 316 Personen in
Driesen, davon 153 an der Cholera.
Im Jahre 1867 erwarben die katholischen Einwohner,
100 Seelen stark, in der neuen Strasse das Haus No. 15 und errichteten
darin eine katholische Kirche und Privatschule.
Als Entschädigung für die neueingeführte
Grundsteuer erhielt die Stadt 3 473 Thaler incl. der bis zum Jahre 1867
aufgewachsenen Zinsen.
Durch Beschluss der städtischen Behörden
wurde am 2. Mai 1868 das Schulgeld in der Elementarschule aufgehoben.
Zwischen Stadt und Forstfiskus kam am 16.
Oktober 1868 ein Vergleich wegen der Weide in der Königlichen Forst
zu Stande, wonach die Stadt eine Landabfindung von 340 Magd. Morgen
an der Königlichen Lubiathfliesser Forst von dieser erhielt.
Da in diesem Jahre auch das Salzmonopol aufhörte,
wurde das Königliche Salzhaus an der neuen Brücke, Richtstrasse
No. 149 im öffentlichen Termin an den Kaufmann Gustav Adolf Sauer
verkauft. Gleichzeitig hörte nach dem Freizügigkeitsgesetz
das Einzugsgeld auf.
Im Jahre 1869 erbaute der Mühlenbesitzer Leopold
Stoltz auf dem Judenberge hinter dem jüdischen Kirchhofe eine neue
Dampfschneidemühle, der von der Königlichen Regierung der Name
"Carlsmühle" und dem dahinter liegenden Berg der Name "Carlshöhe"
beigelegt wurde.
Mitten im tiefsten Frieden erscholl plötzlich
am 16. Juli 1870 der Kriegsruf und durch Kabinets-Ordre war die Mobilmachung
der ganzen Armee befohlen. Es galt dem Erbfeind Preussens und Deutschlands,
deshalb standen mit Preussen die jetzigen Staaten des deutschen Bundes
treu bei einander.
Am 27. Juli fand ein allgemeiner Buss- und
Bettag statt, und Gott erhörte der Deutschen Gebete und war mit Deutschlands
Fürsten und ihren Armeen. In vielen glänzenden Schlachten
wurde Frankreich geschlagen, und König Wilhelm von Preussen erhielt
als "Kaiser Wilhelm" am 18. Januar 1871 zu Versailles die Kaiserkrone.
Beim Friedensschluss fielen die alten deutschen Provinzen "Elsass" und
"Lothringen" wieder an Deutschland zurück und Frankreich hatte ausserdem
5 Milliarden Thaler an Kriegskosten zu zahlen.
Am 18. Juni 1871 ward in allen Kirchen des
Landes und so auch hier das Friedensfest gefeiert. Der Kreis Friedeberg
hatte an Unterstützungen für Frauen der eingezogenen Landwehrmänner
und Reservisten 5 000 Thaler gezahlt, davon entfielen auf Driesen 442 Thaler
9 Groschen.
Am 13. Mai 1871 wurde auf dem Festungsplatz
eine aus der städtischen Forst entnommene Friedenseiche gepflanzt,
und der Bürgermeister Jacobitz führt dies in seinem Verwaltungsbericht
hierüber an und äussert den Wunsch, "dass die Eiche wachsen und
gedeihen und vom schönsten Punkte des Ortes aus mit weitverbreiteten
Zweigen einst eine glückliche Stadt beschatten möge".
Da im Jahre 1872 in Driesen die Pocken heftig auftraten und viele Personen
daran starben, die in Körben und gewöhnlichen Wagen zur Leichenhalle
geschafft wurden, so wurde vom Schmiedemeister Zander in Friedeberg ein
Leichenwagen für 410 Thaler gekauft.
Der Bürgermeister Jacobitz war in Züllichau
zum Bürgermeister gewählt und verliess am 1. Juli 1873 Driesen.
An seiner Stelle wählte die Stadtverordneten-Versammlung am 19.
Juli 1873 den bereits 21 Jahre hier angestellten Kämmerer Julius Adolf
Koch zum Bürgermeister, der am 8. August desselben Jahres in sein
Amt vom Landrat von Bornstedt eingeführt wurde Die Kämmererstelle
ging von dieser Zeit ab ein und wurde ein Stadtkassen-Rendant angestellt.
Der erste Rendant war der Polizei-Verwalter und Rechnungsführer Genschmer
aus Bernenchen. Zum unbesoldeten Beigeordneten wählte die Stadt-Verordneten-Versammlung
an Stelle des Kämmerers Koch in demselben Jahre den Rentier Ferdinand
Modro.
Am 4. Januar 1874 fanden nach der neuen KirchengemeindeOrdnung
vom 10. September 1873 hier die ersten Wahlen statt, und es wurden
gewählt in den Kirchenrat: der Beigeordnete Modro, die Ratmänner
Heinrich Marcks, Ferdinand Klauss, der Rektor Greulich und der Rentier
Carl Stoltz aus Driesen, der Fabrikbesitzer Krüger aus Vordamm und
der Gutsbesitzer Schwandt aus Salzkossäthen. Der Patron, die
Königliche Regierung, ernannte zum Patronatsältesten den Major
a.D. von Heyn.
Am 1. Juli 1874 trat die Kreis-Ordnung in Kraft.
Infolgedessen wurden die Kämmereidörfer Neu-Ulm und Militzwinkel
von der Polizei-Verwaltung in Driesen abgezweigt und mit den Gemeinden
Trebitsch und Sieb zu einem Amtsbezirk vereinigt und der frühere Mühlenbesitzer
Ferdinand Büttner aus Trebitscher Mühle als Amts-Vorsteher daselbst
eingesetzt. Zu derselben Zeit hörte auch in Driesen das Königliche
Rentamt auf, und der letzte Rentmeister Schulz wurde als Kreisausschuss-Sekretär
nach Friedeberg N.-M. versetzt.
Am 1. Oktober 1874 trat das Gesetz über die
Beurktindung des Personenstandes in Kraft, und zum Standesamtsbezirk Driesen
wurden Amt- und Freigut Driesen, Vorwerk Holm und die Gemeinde Kietz zugelegt.
Der Bürgermeister Koch wurde Standesbeamter und der Beigeordnete Modro
sein Vertreter. Sämtliche Geburten, Eheschliessungen und Todesfälle
mussten von dieser Zeit an auf dem Standesamt beurkundet werden.
Bei der Volkszählung am 1. Dezember 1875 betrug
die Einwohnerzahl in Driesen 4 260 Personen, die Häuserzahl 371.
Die Gemeinheitsteilung der städtischen Grundstücke
war soweit vollendet, dass den Bürgern und der Kommune in diesem Jahr
nach einem vorläufig unterzeichneten provisorischen Recess die neuen
Pläne überwiesen werden konnten. Die Stadtgemeinde liess
ihre Pläne vom Bauunternehmer Braun in Morgenparzellen einteilen und
verpachtete sie öffentlich.
Im Jahre 1876 kam gegen das bisherige Weidegeld
bereits ein Mehr von 3 663 Mk. ein. Das Etatsjahr wurde, wie beim
Staat, auch bei den Kommunen von 1878 ab auf den 1. April gelegt.
Am 7. April 1879 starb der Bürgermeister Julius Koch, welcher
27 Jahre als Kämmerer und als Bürgermeister amtiert hatte.
Am 25. Juni desselben Jahres wählte die Stadtverordneten- Versammlung
von 55 Bewerbern den Mühlengutsbesitzer und Amts-Vorsteher Premier-Lieutenant
Reckling in Guscht zum Bürgermeister, der vom Landrat von Bornstedt
am 23. Juli 1879 in sein Amt eingeführt wurde.
Zu dieser Zeit bestand der Magistrat aus nachstehenden
Personen:
1. Bürgermeister Adolf Reckling; 2. Beigeordnetem Ferdinand Modro; 3. Ratmann Apotheker Robert Starke; 4. Ratmann Rentier Albert Zi.egler; 5. Ratmann Rentier Wilhelm Weber; 6. Ratmann Eisenwarenhändler Heinrich Stephan.
Die Stadtverordneten-Versammlung zählte zu ihren Mitgliedern:
1. Rentier Ferdinand Schady, Vorsteher; 2. Zimmermeister Otto Daunhoff, stellvertretenden Vorsteher; 3. Kaufmann Friedrich Matthes, Schriftführer; 4. Rentier Wilhelm Wernhardt, stellvertretenden Schriftführer; 5. Kaufmann Eduard Spude; 6. Kaufmann Gustav Sauer; 7. Mühlenbesitzer Leopo d Stoltz; 8. Schmiedemeister Adolf Kabel; 9. Rentier Rudolf Schnell; 10. Kammmachermeister Carl Sell; 11. Porzellanwarenhändler Julius Wichmann; 12. Töpfermeister Franz Marcks; 13. Fleischermeister-August Thiele; 14. Kaufmann Benjamin Schachian; 15. Fleischermeister Julius Klettner; 16. Rentier Albert Giesler; 17. Agent Heinrich Grun; 18. Gärtnereibesitzer Ernst Schmidt; 19. Färbermeister August Grossmann; 20. Tuchmachermeister Rudolf Dargatz; 21. Nadlermeister Adolf Pfeiffer. Drei Stellen waren durch Todesfall resp. Ausscheiden unbesetzt.
Beamte der Stadt waren: 1. Stadtsekretär Adolf Wernicke; 2. Gemeinde-Einnehmer
Gustav Prietz. Polizeibeamte: Carl Warnke und Carl Lenz. Nachtwächter
und Schuldiener: Carl Krause; Nachtwächter und Totengräber: Julius
Hohm; Nachtwächter und Ausrufer: Carl Lange; Forst-
aufseher: Jacob Tetzlaff und Krankenwärter Wilhelm Schröder;
Aichmeister: der Fabrikbesitzer Gustav Stiller.
Kirchenbeamte: Oberpfarrer Carl Oxford, Diakonus Reiche, Kantor August Brödtler, Organist Cujus, Küster Ferdinand. Widinsky, letztere drei zugleich Lehrer an der Elementarschule, an welcher ferner amtierten: der Rektor Köhn, Lehrer Royer, Lehrer Dossow, Lehrer Friedrich Genschmer, Lehrer Müller, Lehrer Lange, Lehrer Wolf, Lehrer einer. Cantor Schmidt, Lehrerin Mosler und Handarbeitslehrerin Pauline Gebhardt, die in 6 Knaben- und 6 Mädchenklassen den Unterricht erteilten.
Das Stadtgebiet umfasste 1 602 ha, davon gehörten
der Kämmerei 459 !ia incl. 98 ha Forst und Wiesen.
Am 1. April 1879 ward in Driesen die obligatorische
Fleischschau eingeführt und die Untersuchung der Schweine auf Trichinen
und Finnen dem Tierarzt Thuneke übertragen, welcher ausser einer Untersuchungsgebühr
von 75 Pfg. pro Schwein für die Beaufsichtigung der Wochenmärkte
pro Jahr 600 Mk. erhielt.
Das Resultat der Fleischschau im Jahre 1880 ergab
folgendes: Es wurden untersucht 1 892 Schweine, von denen 12 finnig, 5
trichinös und 5 an Rotlauf erkrankt befunden, teils minderwertig verkauft,
teils dem Abdecker übergeben wurden.
Im Jahre 1879 wurde der Bau der Provinzial-Chaussee
nach Birnbaum bis zur Wilhelms-Strasse hierselbst vollendet und im nächsten
Jahre bis Vordamm fertiggestellt. Nach einem mit der Provinz geschlossenen
Vertrag gab die Stadt Driesen die Unterhaltung der neuen Brücke und
der Rich-tstrasse gegen 18 000 Mk..Entschädigung an die Provinz Brandenburg
ab und hob den Brückenzoll, der ca. 900 Mk. jährlich einbrachte,
auf.
Am 1. April 1879 errichtete der Gymnasiallehrer
Schröder im Hause Festungsplatz No. 19 eine höhere Privat-Knabenschule
und erhielt von der Königlichen Regierung die Genehmigung, die Schüler
dieser Anstalt bis zur Sekunda eines Gymnasiums vorzubereiten. Um
das Bestehen dieser Schule zu sichern, zahlte die Stadt einen jährlichen
Zuschuss von 1 000 Mk. gegen Gewährung von 3 ganzen und 12 halben
Freistellen für befähigte arme Kinder der Stadt Driesen.
Zugleich erhielt Fräulein Sello von der Regierung die Konzession zur
Errichtung einer höheren Privat- Mädchenschule. Im Hause
Neuestrasse No. 15 befand sich, wie noch heute, eine katholische Privatschule
und Kirche unter Leitung des Vikars Willnich.
Am 11. Juni 1879 wurde die goldene Hochzeit
Sr. Majestät des Kaisers und der Kaiserin gefeiert und nach
beendetem Gottesdienst das Gitter um die Friedenseiche eingeweiht.
Vom 1. Oktober 1879 an, dem Tage der Einführung
der neuen Gerichtsorganisation, blieben in Driesen nur noch 2 Amtsrichter,
und die bisherigen Amtsgerichtsräte Roquette und Cantian liessen sich
pensionieren. An ihre Stelle traten der Amtsrichter Max Fromme und
der Amtsrichter Mankiewicz, nachdem die Stellen einige Monate von den Gerichts-Assessoren
Kramm und Jerichow'verwaltet waren. Zum Amtsanidalt war der Forstkassen-Rendant
Georg Kamcke bestellt und als Schiedsmann der Goldarbeiter Schlecht gewählt.
Am 1. Juli 1879 war der Rentier Ferdinand Klauss,
der viele Jahre, von 1841 ab, zuerst Stadtverordneterer und zuletzt Ratmann,
aus dem Magistrat ausgetreten und ihm der Titel "Stadtältester" verliehen
worden.
Infolge der örtlich verbundenen Lage der Gemeinde
Kietz und der Güter Amt und Freigut Driesen wurden behufs besserer
Kontrolle diese vom Amtsbezirk Vordamm abgezweigt und in polizeilichen
Sachen am 1. November 1879 der Polizei-Verwaltung in Driesen unterstellt.
Am 8., 9. und 10. Juli 1880 tagte in Driesen
der Märkische Forstverein, an welchem der Regierungs-Präsident
Graf von Villers, der Oberforstmeister von Waldow und 80 Mitglieder des
Vereins teilnahmen und bei der Bürgerschaft einquartier-t rden.
Am ersten Abend war geselliges Zusammensein im Festungsgarten. Freitag,
den 9. Juli, vormittags 9 Uhr eröffnete der Oberforstmeister von Waldow
im Restaurant Spilke, Richtstrasse No. 8, die VIII. Versammlung des
Vereins. Nachmittags fand ein Festessen im Gesellschaftshause, Richtstrasse
2a, statt, an welchem sich der Magistrat und zahlreich die Bürger
beteiligten. Abends war Konzert im Festungsgarten, und am 10.
Juli wurde die Königlich Steinspringer und Königlich Driesener
Forst besichtigt. Mit dem Jahre 1881 hören in Driesen die lokalen
Bezeichnungen Alt- und Neustadt und Sand und Posener Vorstadt auf, da die
Stadt an Stelle der bisherigen 4 Bezirke in 6 eingeteilt und an Stelle
der fortlaufenden Nummern an den Häusern solche nach den Strassen
gegeben wurden und die Vorstadt neue Strassennamen erhielt.
Dem 1. Bezirk wurden zugewiesen: die Kietzerstrasse,
Hinterund Mittelstrasse, der Kirchplatz und die Schulgasse. Vorsteher
des Bezirks: Schuhmachermeister Julius Born; Stellvertreter: Händler
Adolf Teske.
Zum 2. Bezirk gehörten: Richtstrasse, Alter
Markt, die Holm- und Marktstrasse und die Kirchgasse. Vorsteher:
Gerbermeister Rudolf Schwarz; Stellvertreter: Klempnermeister Hermann Stössel.
Zum 3. Bezirk: die Grusen-, Breite- und Netzstrasse
und der Neue Markt. Vorsteher: Porzellanmaler Adolf Hennig; Stellvertreter:
Hotelbesitzer Julius Boeck.
Zum 4. Bezirk: die Neue- und Festungsstrasse und
der Festungsplatz. Vorsteher: Heilgehülfe Rudolf Oswaldt; Stellvertreter:
Mühlenbesitzer Ferdinand Janetzky.
Zum 5. Bezirk: Brückenkopf-, Neuanspacher-,
Wasser-, Schützen- und Acker-Strasse und Driesener Feld. Vorsteher:
Vorwerksbesitzer Rudolf Rettig; Stellvertreter: Webermeister Friedrich
Polensky.
Zum 6. Bezirk: Wilhelms-, Friedrich-, Carl-, Garten-,
Schweriner- und Neu-Ulmerstrasse. Vorsteher: Kaufmann Heinrich Radel;
Stellvertreter: Rentier Gustav Sichert.
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