6) Aus Schönwalds Geschichte

a) Der Streit ums Obergericht
b) Der Bierkrieg
c) Die Urbare
d) Die Schule
e) Die Kirche

    Mannigfache Schicksale mögen dem Dorfe im Laufe der Zeit beschieden gewesen sein, von denen wir nichts wissen.  Je kleiner eine Gemeinschaft ist, um so weniger pflegt an die Öffentlichkeit zu dringen, mag auch Lust und Leid, Glück und Not ebenso tief ins Leben des einzelnen und des ganzen Dorfes einschneiden.  Dazu kommt, daß eine Fülle von Urkunden verloren gegangen ist.  Mehrfache Brände im Kloster Rauden haben ein reiches Urkundenmaterial vernichtet, und Sorglosigkeit und Unverstand haben obendrein unverantwortlich damit gewirtschaftet.  Schwebt
also im allgemeinen ein ziemliches Dunkel über den Geschicken des Dorfes, so wissen wir doch Genaueres von zwei Ereignissen, die über 200 Jahre lang die Schönwälder in Atem gehalten haben.  Das sind der Streit um die Obergerichtsbarkeit und der Bierkrieg.

Der Streit ums Obergericht

    Dem Obergericht über Schönwald ist ein gar wechselvolles Geschick beschieden gewesen. - Herzog Przemislaw (Przemek) von Tost verkaufte in seiner Eigenschaft als Herr von Gleiwitz am 22.  April 1459 die Obergerichtsbarkeit über Oberschönwald, ohne sich um die Ansprüche des Stiftes zu kümmern, an den Ritter Peter Smolka von Blazeowitz, den aber später Gewissensbisse trieben, sein Recht am Himmelfahrtstage 1487 an den Abt Peter von Rauden abzutreten.  Am 16.  August 1492 wird diese Abtretung vom Herzog Hans von Troppau und Ratibor bestätigt.  Inzwischen hatte aber Herzog Hans die halbe Herrschaft Gleiwitz von Przemislaw gekauft und sie am 14.  Mai 1482 an den Hauptmann von Schlesien Jan Bielik von Kornitz für 4000 ungr.  Gulden verkauft, der sich am selben Tage die andere Hälfte, zu der auch Schönwald gehörte, vom König Matthias von Ungarn und Böhmen verpfänden ließ. - Die der Gleiwitzer Burg zum Robotdieiist verpflichteten Bauern von Niederschönwald hatten unterdessen, ohne sich ums Kloster zu kümmern, am 1. Oktober 1492 mit Wilhelm von Pernstein auf Helfenstein, dem Obersthofmeister des Königreichs Böhmen, an den damals die Gleiwitzer Herrschaft verpfändet war, einen Vertrag geschlossen, der die Robotdienste durch Geldzahlung ablöste. 26 Gulden sollten dafür jährlich in zwei Terminen gezahlt werden.  Pernstein behielt aber sich und seinen Nachkommen das Recht vor, statt der Geldabgabe wieder die Arbeitsdienste zu beanspruchend.
    Am 12.  Oktober 1497 erklärt Herzog Hans von Oppeln und Oberglogau, Herr zu Gleiwitz, es habe weiland Hans Herbort von Fullstein die Schönwälder Scholtisei, die dem Herzoge nach Lehnsrecht zugefallen sei, von diesem erkauft, und nun überlasse er sie dem Friedrich Herbort von Fullstein auf Kieferstädtel im vollen Umfange erblich für 3 1/2 Mark Heller. 1501 verkauft Friedrich Herbort die Scholtisei an Abt Johann IV. für 230 ungr. Gulden, und Herzog Hans bestätigt den Kauf unterm 13.  Juli 1501.  Die 3 1/2 Mark Heller für die Scholtisei bekommt der Herzog samt den 26 Gulden für die abgelösten Roboten.  Durch diesen Verkauf fiel Niederschönwald wieder aus Kloster zurück, dem es lange entfremdet gewesen zu sein scheint.
    Der letzte der schlesischen Herzöge, Johann von Oppeln und Ratibor, bat den Abt Nikolaus ohne Präjudiz 1525 für sich um die Dienste der Schönwälder.  Er starb 1532, und die Herrschaft Gleiwitz ging an den Markgrafen Georg von Brandenburg über. Aber damit war noch keineswegs Ruhe eingetreten; durch 200 Jahre sollte sich die Unsicherheit hinziehen.
    Um die Mitte des Jahrhunderts rebellierten die Leute von Schönwald und Dobroslawitz und der Schulze von Deutsch-Zernitz gegen Abt Nikolaus (+ 1553), und der Abt mußte sich an die Kgl.  Landeskommissarien um Hilfe wenden.  Die Entscheidung ist früh verloren gegangen, und man wußte später im Kloster selbst nicht mehr, wie sie lautete. Das Kloster ruhte aber nicht.  Es wollte 1569 die Roboten wieder einfuhren.  Dagegen sträubten sich die Schönwälder heftig.  Sie ließen sich den Pernsteinschen Vertrag vom Kaiser bestätigen und klagten wider das Kloster, allerdings mit schlechtem Erfolge. 1570 erging der Bescheid sie sollten wie früher für den Abt 4 Malter auf die Schönwälder Wüstung säen und das Getreide in die Scheune zu Schönwald
schaffen.  Dafür bekämen sie 2 Achtel gutes Bier. Außerdem sollten sie die Fischteiche im Dorfe wieder in Ordnung bringen, die Satzfische aus Rauden holen und die gefangenen Fische nach Rauden schaffen.  Zu anderen Roboten solle der Abt die Niederschönwälder nicht heranziehen, und diese sollten dem Abte gehorsam sein.
    Inzwischen hatte Kaiser Ferdinand 1558 die wieder eingelöste Herrschaft Gleiwitz und die zur Gleiwitzer Burg gehörigen Ortschaften Trynek, Richtersdorf, Ostroppa, Knurow, Kriewald und das Obergericht in Sehönwald und Deutsch-Zernitz für 14000 Taler an Friedrich Zettritz verpfändet, der aber die Stadt arg drückte, so daß sie bald die Güter selbst auf 15 Jahre vom Kaiser pachtete. Doch die Schönwälder und Deutsch-Zernitzer hatten weiter unter übertriebenen Roboten zu leiden.  Jetzt versuchte das Kloster, die Obergerichtsbarkeit wieder an sich zu bringen.  Der Kaiser vermittelte.  Nach dem Berichte an den Hof vom 6. Januar 1563 sollte die Ablösungssumme 3500 Taler betragen.  Der Abt wollte dazu 1000 Taler beisteuern, den Rest sollte die Stadt dem Kaiser auf drei Jahre für 6 % stunden.  Daraus ist offenbar nichts geworden. 1580 hat Gleiwitz wieder das Obergericht, und das Kloster wendet sich abermals an den Kaiser, um die beiden strittigen Dörfer an sich zu bringen.  Rudolf II. will vermitteln, doch die Gleiwitzer weigern sich unter Berufung auf die Verpfändung und dem Kaiser bleibt nichts übrig, als am 27. Mai 1583 das Kloster bis zum Ablauf der zehnjährigen Verpfändungsfrist zu vertrösten.  Kurz vor diesem Zeitpunkte bat Abt Michael, dem Stifte das Obergericht auf 10 Jahre für dieselbe Summe zu überlassen, wie sie die Gleiwitzer zahlten.  Aber ohne Erfolg.  Rudolf überließ sogar am 11.  Juni 1596 das Kammergut Gleiwitz, wozu auch das Obergericht in Schönwald und Deutsch-Zernitz gehörte, der Stadt Gleiwitz für 27000 Taler, und Kaiser Ferdinand II. bestätigte 1625 diesen Kauf. Die Gleiwitzer drückten nun mit Geldforderungen und Roboten, während der Raudener Abt seinerseits die Niederschönwälder auch zur Arbeit heranzog.  Die Leidtragenden waren bei all diesen Streitigkeiten lediglich die armen Dorfleute.  So hatten z. B. Niederschönwälder Häusler und Gärtner auf dem Gleiwitzer Vorwerk Trynek bei der Ernte geholfen.  Dafür wurden sie am 28.  Juli 1626 vom Abte Blasius ins Gefängnis gesetzt.  Umgekehrt machten es die Gleiwitzer um kein Haar besser.  Ja als die Bauern wegen der Heimsuchungen des 30jährigen Krieges 1632 mit den Zinsen im Rückstande blieben, nahmen ihnen die Gleiwitzer Pferde und Wagen weg und verkauften sie.  Diese unerträglichen Zustände dauerten jahrelang.  Schließlich mochten die Niederschönwälder doch das Stift für das kleinere Übel halten, denn sie suchten bei ihm 1644 Schutz vor den Gleiwitzern.  Am 13.  Dezember wurde die Klage angestrengt, aber das Verfahren ging nicht vorwärts.  Da wandte sich 1659 endlich Abt Andreas Emanuel Pospel, selbst ein Schönwälder, an den Kaiser.  Nach drei Jahren wurde in Oppeln verhandelt, aber die Entscheidung fiel erst auf dem Termine in Ratibor am 18.  November 1665.  Die Gleiwitzer wurden verurteilt, binnen 12 Wochen 500 Mark Entschädigung zu zahlen.  Der von ihnen erhobene Einspruch ward am 22.  Dezember 1672 zu Prag abgewiesen, und sie wurden verurteilt, das, was sie über die im Urbar von 1534 ausgesetzten Zins- und -Robotgelder von den beiden Dörfern erhoben hatten, den Geschädigten oder ihren Erben zurückzuzahlen.  Jetzt wandten sich die Gleiwitzer an Kaiser Leopold.  Es dauerte noch 14 Tahre, bis sie endgültig abgewiesen wurden.  Schließlich wurde durch einen Vergleich dem langen Prozesse ein Ende gemacht.  Der erbitterte Streit hatte die Gleiwitzer nicht gehindert, mehrfach einen großen Pump in Rauden aufzunehmen.  Die Rückzahlung war für die arg verschuldete Stadt nicht leicht.  Nun legte ihr das Urteil neue Opfer auf.  Da einigte sie sich denn am 27.  Mai 1687 mit dem Kloster dahin, daß sie auf die Obergerichtsbarkeit in Niederschönwald und Deutsch-Zernitz verzichtete, während das Stift ihr die Zahlung der auf 17957 Taler 19 Gr. 5 1/2 Heller aufgelaufenen Schulden erließ.  Ein großes Festessen in Rauden, bei dem auch die Gleiwitzer stark vertreten waren, besiegelte den endlich geschlossenen Frieden. - Für die Schönwälder war damit allerdings noch keine Ruhe eingetreten.  Der Kampf um die Verpflichtungen ging weiter und fand erst in den Urbarverhaiidlungen am Ausgange des 18.  Jahrhunderts sein Ende.

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Der Bierkrieg

    Das Kloster besaß eine eigene Brauerei und Brennerei. Da ist es begreiflich, wenn es auf den ihm gehörigen Dörfern nur sein eigenes Getränk geschenkt wissen wollte.  Zeitweise hat es allerdings auch die Einführung fremden Bieres gestattet.  So bestimmte 1584 Abt Leonhard Tworziansky, der mehrfach für seine Geschwister zum Schaden des Klosters gesorgt hat, die beiden Kretschmer zu Schönwald und der zu Deutsch-Zernitz durften bei 10 Mark Strafe Gleiwitzer Bier nur von seiner Schwester Anna Tworziansky beziehen. Und in einer Schönwälder Besitzurkunde vom Jahre 1610 wird unter den Verpflichtungen des Kretschrners ausdrücklich der Zins für den Schank von Schöps und andern fremden Bieren erwähnt.  Die Dörfler wußten nämlich einen guten Tropfen wohl zu schätzen, und vor allem die Schönwälder hatten auf ihren weiten Fahrten manch fremden Stoff gekostet und besondere Vorliebe für das Breslauer Schöpsbier gefaßt, das damals weithin ausgeführt wurde.  So karn es, daß das Kloster gegen das Schöpstrinken der Schönwälder und Deutsch-Zernitzer heftigen Widerspruch erhob  Aber auch die Gleiwitzer verlangten, während sie die Obergerichtsbarkeit ausiibten, es sollte in den Dörfern der Umgegend nur Gleiwitzer Bier geschenkt werden.  Sie gingen rücksichtsloser als das Kloster vor.  Sie tranken zwar selber auch gerne fremdes Bier, verklagten aber trotzdem die genannten beiden Stiftsdörfer und noch einige andere Ende 1658 bei der Breslauer Brauurbarkommission unter Berufung auf ein Privileg des Königs Matthias von Ungarn aus dem Jahre 1476, bestätigt 1628 von Kaiser Ferdinand II.  Danach sollte im Gleiwitzer Kreise nur Gleiwitzer Bier geschenkt werden.  Da sie aber damit nichts ausrichteten, suchten sie den Prozeß in die Länge zu ziehen.  Nebenbei überfielen sie auch diejenigen, die fremdes Bier einzuführen suchten, nahmen ihnen Ochsen, Pferde, Schlitten und Wagen weg und ließen das Bier auslaufen, oder ihre Kriegsknechte tranken das verpönte Bier selber aus.  Dagegen halfen auch Verurteilungen wenig.  Der Abt Andreas Emanuel, der für die Schönwälder gegen die Gleiwitzer eingetreten war, wandte sich indessen, da er von der Brauurbarkonimission überhaupt keine Nachricht bekam, 1659 an Kaiser Leopold.  Doch die Gleiwitzer suchten den Prozeß weiter
zu verschleppen.  Endlich kam es am 5. Juni 1680 zu einem Vergleich, in dem die Gleiwitzer auf ihre Ansprüche verzichteten. - Ob und wie lange die Schönwälder jetzt ihrer Vorliebe für das Schöpsbier noch frönen konnten, wissen wir nicht.  Die Urbarverhandlungen, die 1785 beginnen, untersagen den Schönwälder Kretschmern ausdrücklich den Bezug fremden Bieres.

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Die Urbare

Unter Urbar versteht man ein Verzeichnis von Leistungen und Verpflichtungen der Untertanen ihrer Herrschaft gegenüber.  Das älteste Schönwälder Urbar ist vom Jahre 1534.  Es ist in der Zeit abgefaßt worden, da die Niederdörfler zur Gleiwitzer Herrschaft gehörten.  Die Überschrift lautet: "Uber dises dorf hat mein gnädiger herr das Oberrecht vnd der Abbt von Rauden hellt es Erblich."
    Es werden 45 Besitzer angeführt. 31 zinsen der Stadt. 22 von ihnen haben je 1/2 Hufe, für die sie zu Mlichaelis und Georgi je 12 böhmische Groschen Zins und 1 1/2 Gr.  Burggrafgeld erlegen.  Nur einer hat noch 2 Beete mehr, 2 haben 1/4 Hufe, einer 3/8 3 zinsen für 10 Beete, einer für 8 und
einer für 4 Beete. Von diesen 31 Zinspflichtigen haben 8 außerdem noch stiftischen Wüstungsgrund, für den sie dem Abte zinsen.  Die, übrigen von den genannten Leuten gehören zur Schultasei und zinsen dem Abt.  Einer liefert dem Kloster außer seinem Geldzins noch 3 Hühner.  Ist der Fürst in Gleiwitz, so hat jeder 2 Hühner zu geben. Die erwähnten zahlreichen Hopfengärten waren sicherlich stiftisch. Das Meßgetreide für den Pfarrer betrug für jeden 1/2 Scheffel Korn und 1/2 Scheffel Hafer.  Ferner wird noch ein Heller Schreibgeld angefiihrt und der Robotzins mit 26 Goldgulden, die nach Gleiwitz gezahlt wurden. lm ganzen gibt das Urbar für Gleiwitz die Einnahmen zu den beiden Zinsterminen an mit je 14 Fl. 4 böhm.  Groschen Zins, 1 Fl. 6 Gr. 5 Heller Burggrafgeld und 13 Fl. in Gold Robotgeld.
    Mit seinen knappen Zahlenangaben sieht das Urbar ja ziemlich harmlos aus. Aber das Verhältnis zwischen den Schönwäldern und ihren Herren gestaltete sich keineswegs so friedlich, wie man zunächst erwarten sollte.  Es waren zwar Verpflichtungen festgelegt, aber damit war noch keine Sicherheit gegeben, daß nicht bei guter Gelegenheit neue Lasten auferlegt wurden.  Auch als Rauden später die Herrschaft über Schönwald unbestritten ausübte, kam noch keine Ruhe ins Dorf.  Das Kloster suchte seine Gerechtsame zu vermehren, auch wenn es nicht gerade gerecht dabei zuging.  Die Untertanen waren dagegen von beständigem Mißtrauen erfüllt, und dazu hatten sie reichlich Grund.  Obendrein suchten sie sieh, wo es nur immer ging, auch ihren billigen Verpflichtungen
zu entziehen.  Das wird verständlich, wenn man das Urbar von 1791 ansieht und die Verhandlungen, die ihm vorangingen.  Einen Vorgeschmack können uns schon die Bestimmungen bei der Aufteilung der klösterlichen Vorwerke in Schönwald geben.  Damit der Auflösung der Vorwerke der Feldrobot aufhörte, mußten nun die Bauern zum Ersatz dafiir und für den Gespanndienst jährlich 6 Kübel Eisenerz, wo es immer erkauft werde, in den Eisenbarniner des Stifts in Stodol schaffen.  Die kleinen Leute mußten jeder jährlich zu Michaells 2 Gulden Robotzins zahlen und alle Vierteljahre einen Tag dem Dominium roboten.  Die Gemeinde hat, trotz der Aufteilung der Schönwälder Vorwerke, in die anderen Vorwerke das nötige Gesinde zu stellen.  Unter den "anderen" verstand die Herrschaft sämtliche nach Rauden gehörigen Vorwerke.  Wenn die Herrschaft schließlich dazu nur die Waisen und nicht die Kinder der Besitzer verwenden zu wollen erklärte, falls diese die Kinder selbst in der Wirtschaft brauchten, so ist dennoch die Bestimmung ziemlich hart.  Die früheren Verpflichtungen, wie Instandhaltung der Fischteiche und Beförderung von Kalksteinen nach Rauden, blieben nafürlich bestehn.  Statt des Nachtwächters in den Vorwerken mußte die Gemeinde jetzt täglich einen Wächter für Kirche und Pfarrei stellen.  Für den neuen Acker mußten 10 % Laudemium gezahlt werden.  Diese Leistungen wurden größtenteils jetzt erst schriftlich festgelegt, in Wirklichkeit bestanden sie schon lange; und als bei den Urbarverhandlungen die Gemeinde wissen wollte, woher ihr diese Verpflichtungen kämen, da war es zu spät.
    Um den Streitereien zwischen Herrschaft, und Untertanen ein Ende zu machen, um der Renitenz und Prozeßsucht der Untertanen Ziel und Maß zu setzen, aber auch unbilligen und harten Herrschaften die Mittel, ihre Untertanen zu bedrucken, zu benehmende verordnete der große König am 12.  Dez. 1784, es sollten in allen Dörfern des Herzogtums Schlesien und der Grafschaft Glatz die Schuldigkeiten der Untertanen aufgenommen, die vorhandenen Urbare nachgesehen und ergänzt und, wo noch keine bestanden, sollten welche angefertigt werden, damit "Ruhe und wechselseitiges Zutrauen zwischen Herrschaft und Untertanen hervorgebracht und befestigt werde".  Da waren im Toster Kreise die Schönwälder die ersten, die "mit Bewußtsein und Einwilligung der ganzen Gemeinde" mit dem Raudener Stifte als ihrem Dominium unmittelbar, ohne die Kreisurbar- kommission, verhandeln wollten.  Das Dominium legte nun einen Urbarentwurf und eine Tabelle über die Geld- und Naturalzinsen vor.  Am 4. Febr. 1786 wurde mit 4 erwählten Bauern und dem Dorfgerichte (dem Schulzen, 4 Gerichtsmännern und dem Gemeindeschreiber) und tags darauf mit 5 Vertrauensmännern der kleinen Leute verhandelt.  Es kam dabei zu einer Einigung, und der Bauer Georg Bilke, der sich widerrechtlich eingeschlichen und Skandal gemacht hatte, wurde hinausgeworfen.  Doch am andern Tage verweigerten die Vertreter die Unterschrift.  Die Gemeinde wolle den Getreidezins nicht zahlen, da sie ihn unter der Gleiwitzer Herrschaft auch nicht gezahlt habe.  Sie werden darauf hingewiesen, daß Verjährung eingetreten sei, wenn sie seit 31 Jahren, 6 Wochen und 3 Tagen das Verlangte geleistet hätten, und man verlangt, sie sollten die Rädelsführer nennen.  Da erklären die Abgeordneten, die ganze Gemeinde sei ihrer Ansicht, sie wollten auch im Kreise mit dem Urbar nicht die ersten sein und der Bauer Paul Fuckas habe in der Gromade (Gemeindeversammlung) das Gemeindesiegel einfach aus der Lade genommen und bei sich versteckt.  Sie erwirken 24 Stunden Bedenkzeit und schreiben dann einen Brief voll unhaltbarer Ausflüchte, in dem sie sich nun auf die Kreisurbarkommission berufen.  Erst nach 7 Wochen wird wieder verhandelt, jetzt vor der Kreisurbarkommission, dem Kammerreferendar v. Sack und dem Justizbürgermeister Elsner aus Gleiwitz, vor 12 Vertretern der Bauern und 5 der kleinen Leute.  Wie sie da auf den Vertrag bei der Aufteilung der Vorwerke hingewiesen werden, erklären sie, sie seien damals nur darauf eingegangen, weil sie den Vertrag gar nicht verstanden hätten.  Es wird ihnen aber nachgewiesen, daß die Leistungen seit Jahren bestehn, und nach einigem Widerstreben geben sie nach, da sie die Nutzlosigkeit ihrer Einwendungen einsehen; denn selbst die verlorenen Urkunden über Privilegien, die sie vorschützen, könnten ihnen nichts nützen, da das vom Kloster Verlangte schon zum Gewohnheitsrecht geworden ist. - Die Akten gehn nun nach Breslau zur Haupturbarkommission und von da an die Kgl.  Oberschlesische Oberamtsregierung zu Brieg.  Am 17.  Sept. 1787 wird wieder in Schönwald verhandelt und die Ausfertigung des Urbarentwurfs verfügt.  Aber es vergehn über 3 Jahre; da mahnt die Haupturbarkommission, und nach wieder 3/4, Jahren kommt ein neues Monitum.  Am 12.  Sept. 1791 wird das Urbar von Dominium und Gemeindebevollmächtigten endlich unterzeichnet und 3 Tage darauf samt der Kostenrechnung nach Breslau geschickt.  Nach diesem Urbar haben sich die Schönwälder von nun an gerichtet, obwohl die Schreibereien der Behörden noch 10 Jahre dauerten.  Nach 7 Wochen wurden nämlich die Akten ans Breslau zurii ckgeschickt zur Revision, 11 Monate darauf folgte ein Monitum, ein Jahr darauf ein zweites und nach wieder einem Jahre noch eins.  Nach einigen neuen Verhandlungen in Schönwald und Rauden ging der Entwurf am 23. Mai 1795 wieder nach Breslau, und ein Jahr darauf mahnte ihn Elsner sich ein und bekam ihn als unvollständig und unordentlich zur gänzlichen Umarbeitung zurück.  Die Hauptkommission hatte anfangs daran gedacht, überhaupt einen neuen Kommissar damit zu betrauen; doch man entschied sich anders und erklärte, Elsner würde seine Diäten nicht eher bekommen, als bis alles in Ordnung sei.  Inzwischen waren die Schönwälder (und nicht minder die Deutsch-Zernitzer, denen es ebenso ging) ungeduldig geworden, weil sie vermuteten, es sollte ihnen noch mehr aufgebürdet werden, als in dem Übereinkommen mit dem Dominium ausgemacht sei.  Sie waren mißtrauisch geworden und verlangten die Anerkennung des Entwurfes vom 12.  Sept. 1791.  Jetzt wünschten also die Schönwälder selber die Anerkennung des Urbars.  Was allem guten Zureden nicht gelingen wollte, das hatte schließlich die Saumseligkeit der Verwaltungsbehörden erreicht. - In einem sehr scharfen Briefe vom 26.  Juli 1796 legt der Kommissar Elsner der Hauptkommission die Verhältnisse dar und bittet bei seinen 74 Jahren um seine Ablösung.  Kurz und bündig heißt der Bescheid drei Wochen später, Elsner solle erst ein geschicktes Subjekt zur Wiederbesetzung vorschlagen.  Daraufhin schweigt er sich einfach aus und schickt die Akten unmittelbar an die Oberamtsregierung nach Brieg.  Am 1. Jan. 1801 wird man endlich in Breslau der Sache überdrüssig und verfügt die Schlußabrechnung. Nun zeigt sich, wie wenig die Breslauer Behörde, trotz ihrer vielen Verfügungen, in die Verhältnisse eingedrungen war.  In den 15 Jahren hat sie noch nicht einmal gemerkt, daß in Schönwald alle Besitzungen erblich waren.
    Die Urbarfassung vom 12.  September 1791, auf die man sich schließlich geeinigt hatte, sagt, es seien 63 Bauern, 3 Gärtner und 83 Häusler im Dorfe. Der Grundzins wurde zu Michaelis gezahlt, der Zins für erkaufte Vorwerksgründe und der Hühnerzins zu Georgi. Die Vorspanndienste der Bauern sind beträchtlich.  Außer dreien müssen sie statt der Robot von den gräfl. Henckelschen Erzgruben zu Beuthen nach dem herrschaftlichen Hochofen in Stodol 6 Hüttenkübel (1 Kbl. = 1 bresl.  Scheffel) Erz anfahren.  Zwei Bauern liefern nur die Hälfte.  Statt der 6 Kübel können auch 27 Sgr. gezahlt werden.  Ferner muß jeder Bauer jährlich, wenn die Wege benutzbar sind und keinerlei Feldarbeit vorliegt, also hauptsächlich im Winterhalbjahr, eine 4spännige Fuhre Kalksteine von 21/, Scheffeln von Mokrau nach Rauden schaffen.  Die Weite der Anfuhr darf höchstens 51/2 Meilen betragen. Der Ort der Ab- und Anfuhr ist vor dem Winter anzuweisen. - Auch das Zinsgetreide haben die Bauern nach Runden zu liefern und die Säcke dafür zu geben.  Der Schulze und die vier Gerichtsleute bekommen, da in gehäuften Vierteln gemessen wird, von dem Überschuß einen Schoffel von jeder Getreideart und der Gemeindediener 1/2 Scheffel. Überdies erhalten jene ersten fünf noch ein Geschenk von vier Töpfen Branntwein. - Für die Schönwälder Fischteiche haben die Bauern nach Bestimmung der Dorfgerichte alle Besatzfische von Rauden abzuholen und die Fische nach dem Fange hinzuschaffen.  Auch das Fischzeug müssen sie an- und abfahren.  Zum ersten Dorfteiche beim Bauern Kampa haben sie das vom Dominium anzuweisende Baumaterial anzufahren und den Teichdamm in stand zu halten Beim Fischen müssen Schulze und Dorfgericht zum Bracken (Auslesen) der Fische erscheinen und für Ordnung unter Fischern und Fuhrleuten sorgen. .Dafür bekommt jeder von den fünf einen Fisch im Werte von 1-1 1/2 Sgr.  Die Bauern, die die Fische nach Rauden fahren, erhalten dort ebenso wie die, die das Ziusgetreide hinschaffen, für jeden Wagen ein "Quartierl" Branntwein, zwei Quart Bier und zwei Buchten Brot.
    Von den Bauern müssen 31 dem Pfarrer und 31 dem Organisten jährlich im Winter ein Fuder Brennholz anfahren.  Werden die vom Kloster zu ernennenden Ortsueistlichen zurückberufen, so müssen die Bauern sie samt ihren Sachen nach Rauden fahren und den Nachfolger von da ins Dorf bringen.  Die beiden Ortsgeistlichen müssen außerdem jährlich einmal zur Rekollektion ins Kloster und wieder zurückgefahren werden.  Beim jährlichen "Ablaß" sind zwei Geistliche aus Rauden abzuholen und wieder zurückzufahren.  Bei Abhaltung des Dingrechts sind für die beteiligten Personen ebenfalls die Gespanne für Hin- und Rückfahrt von den Bauern züi stellen, während die kleinen Ackerleute dabei die erforderlichen Botendienste besorgen. Und muß der Justitiarius ins Dorf kommen, so'haben die Bauern auch ihm Spanndienste zu leisten.
    Die Häusler und Gärtner müssen beim Fischen der Schönwälder Teiche als Fischer erscheinen, so oft es not tut, und bekommen von jedem der drei größeren Teiche zwei Quart Branntwein und ein "Fischel" von 2-3 Kreuzern; von den kleineren Teichen erhalten sie nur, so oft gefischt wird, ein Quart Branntwein und keinen Fisch.  Sie haben ferner an vier Tagen im Jahre von Sonnenaufgang bis -untergang innerhalb des Dorfes zu roboten und dazu ihr eigenes Werkzeug mitzubringen.  In den Wintermonaten, d. h. von Michaelis bis Georgi, haben sie eine Stunde, in der Sommerzeit zwei Stunden Ruhe.  Nur einer von den drei Gärtnern, der Schmied Kaffanke, ist frei von Robotdiensten und zahlt bloß den Handwerkszins.
    An dem von den beiden Geistlichen und ihrem Gesinde bewohnten Herrenhause hat die Gemeinde die Südseite, einen Giebel und das halbe Dach instand zu halten und, wenn nötig, neu zu bedachen, wozu sie Schindeln und das sonst Notwendige zu stellen und die Zimmerleute zu bezahlen hat.  Bei anderen Reparaturen oder bei einem etwaigen Neubau hat sie die Baumaterialien anzufahren und die Handlanger zu stellen.  Zum Herrenhause gehörige Stallungen, Scheunen, Zäune, Tore, "Förtel", den Backofen und den Brunnen hat sie allein zu bauen und zu unterhalten; sie muß die dazu nötigen Materialien geben und das von der Herrschaft anzuweisende Bauholz herzuschaffen. Wege, Brücken und Ableitungsgräben neben den Straßen sind von der Gemeinde zu unterhalten.  Auch die drei Gemeindehäuser hat sie zu unterhalten. Da die Gemeindebäuser nur der Gemeinde zu gute kommen, müssen die Bauern die erforderlichen Fuhren, die kleinen Ackerleute die Handarbeit und die Gemeinde die Baumateriallen stellen.  Schule und Schulmeisterwohnung erhält sie ebenfalls allein, die alte sogenannte "Pfarrteil" an der Kirchhofsmauer erhalten Gemeinde und Dominium gemeinsam.  Allnächtlich stellt die Gemeinde ferner einen Wächter mit einem Gewehr oder einem Spieße für Kirche und Herrenhaus.  Sie muß auch in die herrschaftlichen Vorwerke das nötige Gesinde geben.  Dabei verspricht das Dominium, nur bei Gesindemangel diesen Anspruch zu erheben und dann nur Waisen, nicht aber Kinder von Besitzern zu nehmen, die in der eigenen Wirtschaft gebraucht werden.  Sind mehr Waisen vorhanden, so können sie vom Dominium den Stiftsoffizianten in Dienst gegeben werden.  Der Klosterwächter bekommt 8 Taler Lohn und die Kost aus der "Konventskuchel", ein Pferdehnecht auf einem Vorwerke 6 Taler, eine Magd 4 Taler, 3 Sgr.  An Deputat erhalten Pferdeknecht und Dienstmagd jährlich je einen Scheffel Heiden-, Gersten- und "Klieselmehl", vier Scheffel Brotmehl, sechs Metzen Hirse, vier Metzen Erbsen, zwei Metzen Salz, zwölf Quart Butter und 30 "Quärgel" oder nach Belieben des Dominiums statt der Quärgel 2 gute Groschen.  Zu Ostern, Weihnachten und zur Kirmeß (aber nicht zu Pfingsten) bekommt jeder außerdem 1/2 Metze Klieselmehl zum Kuchen und ein Pfund Rindfleisch oder 9 Sgr. nach Wahl des Dominiums.
    Unmittelbare männliche Nachkommen der ansässigen Besitzer zahlen kein Laudemium, wenn es sich um Erbschaft handelt.  Geht ein Besitz aber durch Kauf an sie oder an Fremde über, wozu auch Schwiegersöhne rechnen, so ist dem Dominium das Laudemium mit 10 % zu zahlen.  Den ersten Käufern der 1784 verkauften Vorwerksgründe ist das Laudemiuin nachgelassen; bei späteren Verkäufen muß es jedesmal entrichtet werden, auch von unmittelbaren Nachkommen.  Das Schutz- und Loslassungsgeld wird nach der Kgl.  Vorschrift entrichtet, die Gerichtssporteln nach dein Kgl.  Sportelreglement.  Die im Dorfe ansässigen Handwerker zahlen einen Gewerkzins von 20 Sgr..
    Das Auenrecht und die auf der Aue stehenden Bäume hat das Doininium.  Der Überhang von Obstbäumen aus den Gärten der Untertanen über die Aue bleibt ihnen.  Die beiden Kretschmer im Dorfe müssen Bier und Branntwein unentgeltlich mit eigener Fuhre in Rauden abholen und bekommen vom Achtel Bier 8 Sgr. und vom Eimer Branntwein 1 Taler 10 Sgr.  Es liegt im Belieben der Herrschaft, ob und wem von den Einwohnern sie den Schlamm der herrschaftlichen Teiche im Dorfe zukommen lassen will.
    Diese Urbarverpflichtungen sind in der Folge beobachtet und, wenigstens bei den Bauern, in der Regel auch in die Kaufbücher aufgenommen worden.
    Die Verhandlungen zeigen deutlich, wie im Laufe der Zeit das Stift seinen Untertanen neue Lasten aufzubürden bedacht war, und wie umgekehrt die Untertanen, freilich vergeblich, immer wieder versucht haben, sich ihren Verpflichtungen zu entziehen.  Wo seit Jahrhunderten sich das Mißtrauen tief eingefressen hatte, da konnte auch die beste Absicht Friedrichs des Großen nicht mit einem Male "wechselseitiges Zutrauen" schaffen.  Den nun festgelegten Leistungen konnten sich die Schönwälder freilich nicht entziehen.  Aber sie sahen doch, wo sie blieben, und das Kloster, vor allem aber der Pfarrer, hatte seine liebe Not mit ihnen.  Manche blieben mit ihren Verpflichtungen viele Jahre lang im Rückstande.  Das war indes noch nicht das Schlimmste.  Die Ortsgeistlichen klagen wiederholt darüber, daß ihnen das allerschlechteste Getreide abgeliefert werde.  Manche Besitzer weigerten sich überhaupt, so daß der Pfarrer sie verklagen mußte.  Dabei war man in Schönwald durchaus nicht schlimmer als anderswo.  Der Glaube, das denkbar Schlechteste sei für Abgaben gerade gut genug, war weit verbreitet.  Die ganze Naturalabgabenwirtschaft war eben längst unmodern geworden, und die in Schönwald 1855 beginnende Ablösung hat ihr schließlich ein Ende gemacht.

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Die Schule

    Von einem Lehrer erfahren wir zum ersten Male im Visitationsberichte von 1679.  Er hieß Valentin Zaremba.  Sein Gehalt betrug 6 Taler.  Dazu kamen im Jahre 30 Fuhren Holz, die von den Bauern geleistet werden mußten, von jedem der 61 Bauern 2 Brote, 12 Eier und 1 Käse im Gesamtwerte von 2 Silbergroschen.  Der Organist Martin Tendora hatte 32 Taler, 20 Fuhren Holz, 5 Scheffel Roggen und ein Ackerstück.  Damals, und auch schon in früberen Zeiten, war der Küster zugleich Lehrer.  Ein besonderes Schulhaus gab es nicht; die Küsterwohnung diente dazu. 1719 heißt es im Visitationsberichte, der Lehrer habe mir das Haus, aber weder Garten noch Acker.  Es wird noch besonders hervorgehoben, er habe im katechetischen Examen gut bestanden. - Wie kein weiteres Dorf nach Schönwald eingepfarrt war, so waren auch keine Kinder von auswärts nach der Schönwalder Schule zuständig.
    Der Schulunterricht war sehr unregelmäßig und unzureichend.  Das ersieht man daraus, daß noch am Anfange des 19.  Jahrhunderts in allen Akten die Gemeindevorsteher, das Dorfgericht und, wer sonst bei Verhandlungen als Deputierter auftritt, nur mit drei Kreuzen unterschreiben.  Der Lehrer Johannes Lerch, der zugleich Gemeindeschreiber war und Weihnachten 1797 starb, war in der
Dorfverwaltung der einzige Schreibkundige.  Im Jahre 1786 wurde in der "Pfarrtei", dem alten baufälligen Pfarrhause, Schule gehalten, nachdem den Geistlichen das Herrenhaus eingeräumt war.  Für die Benutzung zinste die Gemeinde dem Pfarrer jährlich 20 Sgr. und 6 Tage Arbeit in der Erntezeit; außerdem hatte sie das Haus instand zu halten.  Bei den Urbarverhandlungen am 4. Februar 1786 erwähnten die Gemeindevertreter schon, daß bald eine neue Schule gebaut werden müßte, und für diesen Fall verlangten sie Befreiung von dem Mietzinse. 1792 sollte das Gebäude abgerissen werden, weil die Gemeinde es nicht mehr instand halten wollte.  Möglicherweise wanderte da die Schule wieder in die Küsterwohnung.
    Erst nach den Befreiungskriegen wurde es mit den Schulverhältnissen besser.  Die Bevölkerungszunahme drängte zu einem Schulbau.  Der Kostenanschlag von 1812 beläuft sich auf 867 Taler, 3 Silbergroschen, 1 Pfennig.  Fuhren und Handdienste hatten die Bewohner umsonst zu verrichten. 1815 wurde der Bau aus(reführt, und dabei wurden zwei Lehrstuben vorgesehen.  Dem Lehrer Ignaz Hauserstand damals schon ein Adjuvant zur Seite. 1840/41 wurde das Schulhaus durch einen Anbau erweitert.  Aber auch der reichte bald nicht mehr aus. 1855 wurde ein zweiter Adjuvant angestellt und eine dritte Klasse eingerichtet. Ende 1867 wurde dann eine Adjuvantenstelle in eine feste Lehrerstelle umgewandelt, 1871 auch die zweite. Das Einkommen des Lehrers betrug in den 60 er Jahren 50 Taler nebst den Naturalbezügen im Werte von 54 Talern und 6 Klaftern Holz.  Als Küster und Organist hatte er etwa 50 Taler und die Holzfuhren.  Acker gehörte nicht zur Schule, nur ein 1/2 Morgen großes Gärtchen.  Der Lehrer hatte aber 6 Morgen Fundationsacker im Oberdorfe, für den die Gemeinde 1 Taler 20 Sgr.  Pacht an die Kirche zahlte, und die Grasnutzuno, auf dem Kirchhofe.  Ein Adjuvant bekam 40 Taler und freie Kost beim Lehrer, dem dafür die Gemeinde das Deputat für jeden und ein Beköstigungsgeld von 35 Talern gab.  Wegen der Überfüllung der Klassen bekam jeder noch von der Gemeinde 10 Taler Zuschuß.  Als die zweite feste Lehrerstelle 1867 geschaffen wurde, deren Besetzung sich der Patron, der Herzog von Ratibor, vorbehielt, betrug das Gehalt des zweiten Lehrers 120 Taler, 3 Klaftern Holz und freie
Wohnung. Gleichzeitig wurde das Adjuvantengehalt um 24 Taler gesteigert, wovon der Patron 8, die Gemeinde 16 Taler aufbrachte.
    Solange nur ein fest angestellter Lehrer im Dorfe wirkte, hieß er "schiler", eine Bezeichnung, die heute nur noch die ältesten Leute hin und wieder anwenden. Als dann mehrere Lehrer in Schönwald wirkten, drang das hochdeutsche Wort "Lehrer" ein.
    1875 wurde ein neues Schulhaus westlich der Kirche erbaut.  Bei der Einweihung war der Herzog von Ratibor als Patron zugegen.  Sechs Schönwälder holten ihn zu Pferde ein.  Jedes Schulkind bekam als Andenken ein neues Zehnpfennigstück. 1892 wurde das alte Küster- und Schulgebäude abgerissen und ein neues Schulgebäude, die "neue Schule", aufgeführt.  Und seit dem 22. September 1907 hat Schönwalcl noch eine dritte Schule im Niederdorfe mit 6 Klassenziminern.
    Die Zunahme der Schullasten entspricht dem steten Anwachsen der Gemeinde. 1802 gab es im Dorfe 112 Schulkinder, 1864 waren es 410, 1888 waren es 486.  Dann sank die Zahl beständig bis auf 440 im Jahre 1892, um von da an fast ununterbrochen zu steigen. 1905 waren es 700, und heute (1911/12) sind es 763 Schulkinder.  Dem entspricht die stete Zunahme der Lehrstellen. 1894 wurde die 6. Lehrkraft, 1901 die 9. angestellt. 1904 wurde der Hauptlehrer Kwasniok vom Minister zum Rektor und Ortsschulinspektor ernannt und eine neue Lehrstelle mit dem Kirchenamt verbunden.  Heute gibt es in Schönwald 12 Lehrkräfte.  Seit dem 1. April 1910 ist die Schönwälder Schule, in drei Schulhäuser verteilt, mit 14 Klassen eine doppelte siebenstufige Schule.

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Die Kirche

    Gleich bei der Aussetzung von Schönwald war, wie das bei den neuen deutschen Dörfern üblich war, die Kirche mit vorgesehen worden.  Während nämlich die polnischen Dörfer zu großen Sprengeln vereinigt waren, bildeten die Ansiedlungen der deutschen Einwanderer meist eigene Kirchspiele.  So wird denn auch in Schönwald schon in der Aussetzungsurkunde eine Pfarrwidmut festgesetzt. Als Pfarrort wird dann Schönwald 1447 in einer Abrechnung über den Peterspfennig zum ersten Male erwähnt, nach der die Parochie 10 scoti = 1 2/3 Vierdung ablieferte.  Später geben uns die Visitationsberichte genauere Auskunft.  Nach diesen Protokollen, besonders nach denen vom Jahre 1679 und 1687, können wir uns ein recht deutliches Bild von dem damaligen Aussehen der Kirche machen.  Freilich haben wir auch hier nicht die älteste Gestalt des Gotteshauses.  Der Bericht von 1697 sagt, die damalige Kirche sei um 1518 gebaut worden.  Diese Nachricht wird allerdings nirgends sonst bestätigt.  Die Kirche war zu Ehren der Geburt der Jungfrau Maria geweiht und ist es noch.  Das Patronatsfest wird heute noch am Sonntag nach Mariä Geburt (8. Sept.) begangen.  Das Kirchweihfest wurde am Sonntage nach Kreuzerhöhung (14. Sept.) gefeiert, also acht Tage nach dem Patronatsfeste.  Seit 1911 erst ist die Feier auf den Sonntag
nach Martini (11. Nov.) verlegt, weil alle Diözesankirmessen mit dem Kirchweihfeste des Breslauer Domes zusammengelegt worden sind.
    Die Kirche war 40 Ellen lang und 17 Ellen breit und hatte 7 Fenster und 2 Türen.  Die Decke war völlig gewölbt.  Der Fußboden hatte Steinpflaster.  Das Gewölbe ruhte auf sechs Säulen. Das Innere war hell, schön geweißt und mit Bildern geziert; die Kanzel und die drei Altäre waren schön geschnitzt, bemalt und vergoldet.  Auf dem Hauptaltare standen die Jungfrau Maria, die hl.  Barbara und die hl.  Katharina.  Der nördliche Seitenaltar trug ein Kreuz, der südliclie ein Bild der hl.  Maria Magdalena.  Das Taufbecken vor dem Kreuzaltare war steinern.  Ein reicher Vorrat von kirchlichen Geräten und von Kirchenwäsche wird aufgezählt.  Er wurde sorgfältig in der ebenfalls gewölbten und gemauerten Sakristei aufbewahrt.  Daß die Kirche in gutem Bauzustande war, wird mehrfach erwähnt.  Das Presbyterium war mit Ziegeln gedeckt; das eigentliche Kirchenschiff hatte ein Schindeldach.  Um die Kirche herum lag der ummanerte Friedhof.  Neben der gemauerten Kirche stand der hölzerne Glockenturm für sich, etwas getrennt vom Gotteshause.  Er trug 1679 zwei Glocken; 1687 wird noch eine dritte im Dachreiter erwähnt; 1719 hatte die Kirche bereits fünf Glocken, von denen vier im Glockenturme hingen.  Die größte war der unbefleckten Empfängnis geweiht, die mittlere Johannes dem Täufer und die kleinere dem hl.  Bernhard, die Sterbeglocke in der Turmlaterne dem hl.  Josef und der  hl. Barbara; die Rufglocke im Dachreiter, die auch während der Wandlung geläutet wurde, war die älteste Glocke; sie stammte aus dem Jahre 1587 und war dem hl.  Florian geweiht.  Nach der Predigt, die auf das Credo folgte, erklang die kleine Glocke, ehe die Messe fortgesetzt wurde, wegen der vorbeikommenden Hirten.  So heißt es wenigstens unter dem 2. Okt. 1769.  Die Frömmigkeit und die guten Sitten der Schönwälder werden in den Protokollen mehrfach gelobt.
    Um 7 Uhr war die Frühmesse, der Hauptgottesdienst um 9 Uhr.  In der Kirche saßen die Frauen und Mädchen rechts, die Männer links. 1679 wurde deutsch und polnisch gepredigt, 1687 und 1697 nur deutsch.  Später wurde mehrfach wieder nicht nur deutsch, sondern auch polnisch gepredigt, wegen der Leute aus der Nachbarschaft, wie es 1769 in einem Kirchenbuche heißt.  Vor allem wird aber das polnische Gesinde auf den herrschaftlichen Vorwerken die polnischen Predigten veranlaßt haben.  In der Mitte des 19.  Jahrhunderts wurde nur am Patronatsfeste polnisch gepredigt, da dann viele Fremde "zum Ablaß" ins Dorf kamen.  Heute wird überhaupt nur noch deutsch gepredigt.
Im 18.  Jahrhundert bekam die Kirche ein ganz anderes Gesicht. 1732 vergrößerte sie Abt Josef von Strachwitz durch einen Anbau und sorgte auch für die Ausschmückung des Innern.  Die Kosten betrugen 1120 Gulden, 19 Groschen, 16 1/2 Heller.  Abt Augustin Renner, ein Schönwälder Kind, riß dann den hölzernen Glockenturm, das alte Wahrzeichen eines Zisterzienserbaues, nieder und errichtete 1755-57 mit einem Aufwande von 1058 Gulden, 6 Groschen, 3 Hellern einen steinernen, unmittelbar an das Schiff anstoßenden 148 Fuß hohen Turm.  Die zwiebelförmige Haube und die Turmlaterne gaben der Kirche ihr eigenartiges Gepräge und erinnerten schon äußerlich an die Zugehörigkeit zum Kloster Rauden mit seinem ähnlich geformten Turme.  Auf dem Turme prangte noch in den 60er Jahren über dem vergoldeten kupfernen Knopfe in der Fahne der vergoldete hl.  Florian.  An Stelle des Kreuzes war auf der Turmspitze der Namenszug Marias, umgeben von einem vergoldeten Strahlenkranze.  Auf der Südseite des Turmes war eine Sonnenuhr.
    Bei dem ständigen Wachsen der Einwohnerzahl erwies sich schließlich die Kirche doch als zu klein.  Nachdem 1881 erst eine neue Orgel gebaut worden war, suchte man drei Jahre darauf durch einen Vorbau am Orgelchor mehr Platz zu gewinnen.  Aber auch das reichte nicht weit.  So ging man denn Ende der 90 er Jahre zunächst daran, die Kirche gründlich zu erweitern.  Schon hatte der Bau begonnen, da entschloß man sich, eine neue Kirche hinzustellen, die natürlich gotisch sein mußte. Der Bau ging ab schnittsweise vorwärts.  Er begann am Turme, während im Presbyterium der Gottesdienst weiter stattfand.  Der Helm wurde abgetragen, der Rumpf des Turmes ummauert, und darauf setzte man eine gotische Spitze.  Als der Turm fertig war, wurde der Altar in ihn verlegt, und es begann der Bau des Schiffes und des Presbyteriums.  Der Organist wanderte mit seinem Harmonium fast zwei Jahre lang hin und her, meist im Freien.  Weihnachten 1900 war die Benediktion, erst 1910 die Konsekration.
    Die heutige Kirche ist länger und vor allem breiter als die alte, aber schöner war ohne Zweifel die friihere.  Sie hatte etwas Charakteristisches und zeugte von einem historischen Zusammenhange mit dem Kloster; die jetzige ist eine von den vielen, unzähligen "gotischen" Kirchen ohne künstlerischen Eigenwert, wie sie allenthalben in den letzten Jahrzehnten aus der Erde geschossen sind.
    Bis zur Aufhebung des Raudener Klosters war immer ein vom Raiidener Abt eingesetzter Zisterzienser Ortsgeistlicher.  Ihm stand ein anderer, von der Gemeinde allein unterhaltener Klosterbruder zur Seite, der den Namen Rosenkranzgeistlicher (promotor ss. rosarii) führte.  Beide wohnten ursprünglich in der alten, neben der Kirche gelegenen "Pfarrtei".  Als diese aber gar zu baufällig geworden war, wurde ihnen das Herrenhaus, gegenüber der Kirche, eingeräumt, über dessen Pforte das Raudener Stiftswappen noch heute prangt.  Bei der Gründung des Dorfes war bereits eine Kirchenhufe bestimmt worden.  Fromme Stiftungen vergrößerten das Feld.  Bei der Klosteraufhebung war die Pfarrwidmut 250 Magdeburgische Morgen groß; ihr Ertrag wird auf 164 Taler, 21 Groschen, 6 Heller angegeben, Schon Ende des 17. Jahrhunderts hören wir, daß der Pfarrer, ganz wie heute auch, nur die Hälfte seines Feldes bestellte; die andere Hälfte war an drei Gärtner für je 2 Taler verpachtet,die außerdem dem Pfarrer jederzeit roboten mußten.  Sie hatten ihre Häuser auf Pfarrwidmut gebaut, mußten sie selbst unterhalten und konnten wohl die Häuser, aber nicht den Grund und Boden veräußern.  Das gab Anlaß zu Zwist, denn die Pfarrgärtner versuchten, auch den Acker zu verkaufen.  Die Pfarrei rechnete sich außerdem aus, daß die Kost für sie während der Robottage mehr betrug, als ihre Arbeitsleistung wert war.  Auf Grund einer genauen Berechnung verzichtete daher 1730 das Stift auf die Roboten, und jeder von den dreien mußte in der Folgezeit 8 Taler Pacht für den Pfarracker zahlen, halb zu Georgi, halb zu Martini.  Außerdem mußten sie am 25. jeden Monats 3 Silbergroschen Steuer zahlen und hatten der Pfarrei nur noch 14 Tage im Heuschnitt und in der Ernte zu roboten.  Für die Widmutsäcker hatte das Kloster übrigens dem Pfarrer die Roboten der kleinen Leute überlassen.  Außerdem erhielten die beiden Ortsgeistlichen vom Stifte jährlich 90 Scheffel Roggenmehl.
    Über weitere Einkünfte des Pfarrers sind wir erst seit dem 18. Jahrhundert genauer unterrichtet.  Damals bezog er von den Bauern das Dezemgetreide, zwei Viertel Korn und ebensoviel Hafer, gehäuftes Maß.  Nach Neujahr bekam er ferner von der Hälfte der Bauern die auch im Urbar erwähnten vierspännigen Holzfuhren.  Wer kein Holz anfuhr, mußte dafür im Frühjahr einen ganzen Tag auf dem Pfarracker arbeiten.  An Flachs bekam der Pfarrer jährlich von den Bauern 8 Handvoll, der Organist 7 Handvoll.  Um das Hedwigsfest schickten beide je eine Magd durchs Dorf, um den Flachs einzusammeln.  Im ganzen bekam der Pfarrer von 62 Bauern 16 1/2 der Organist 14 1/2, Kloben. Zu Neujahr erhielt der Pfarrer an Weizen oder Hülsenfrüchten von jedem Bauern 3 Metzen, der Organist 2, der Bälgetreter 1. Die Häusler gaben dem Pfarrer 1 Sgr., dem Organisten 9 Heller.
Am Ostersonntage nach der Frühmesse wurden Brot und Eier und das Osterlamm nach der Agende geweiht.  Dafür gab jeder 2 Bier, die der Lehrer einsammelte, und von denen er 1/3 behielt, während 2/3 der Pfarrer bekam.  Die Reicheren gaben dem Pfarrer auch Lämmer, die sie aber wieder mitnahmen und futterten, bis der Pfarrer sie sich einforderte.  Diese Weihen werden seit 1810 nicht mehr vollzogen; das Lämmerschenken hatte schon früher aufgehört.
    Die Einkünfte der Kirche bestanden am Ende des 17. Jahrhunderts in dem Ertrage des Klingelbeutels und dreier Offertorien im Jahre, aus denen später fünf, dann sieben wurden. Außerdem besaß die Kirche ein Stück Acker von 3 Scheffel Aussaat, das jährlich 2 Taler Pacht brachte, und 12 Kirchenkühe, die für zusammen 4 Taler an Dorfbewohner vermietet waren. Über die Klingelbeutelerträge geben die Kirchenrechnungsbücher interessante Auskunft.  Sie sind am größten am ersten Oster- und Weihnachtsfeiertage.  Da betragen sie oft das drei- bis vierfache, manchmal noch mehr, von den Einkünften der übrigen Sonntage.  Noch freigebiger waren die Schönwälder für zwei Kollekten; die eine galt der Urbanikerze, die vom Urbanstage bis nach Bartholomäus noch heute auf der Evangelienseite des Hochaltars brennt, die andere der Reiterprozession zu Ostern.
    Die geringen Einkünfte der Kirche reichten zu ihrer Erhaltung nicht aus.  Um sie zu erhöhen, bestimmte Abt Andreas Emanuel Pospel, daß jeder mit Waren ausfahrende Fuhrmann 6 Silbergroschen für die Kirche zahlte.  Am 23.  Juni 1659 trat die Bestimmung in Kraft.  Im selben Jahre hatten bereits 29 Bauern für 30 Fuhren ihren Anteil gezahlt.  Kleinere laufende Einnahmen brachte der Kirche die Pacht für die vier Tümpel ("Luschen") an der Dorfstraße, für den ehemaligen Viehtrieb und für Fundationsäcker. Immerhin müssen die vielen, wenn auch meist kleinen Einnahmequellen, vor allem der Klingelbeutel, die Offertorien und Kollekten, ganz erkleckliche Summen zusammengebracht haben.  Das übrige tat und tut noch zur Ausschmückung der Kirche der in den Visitationsberichten mehrfach gelobte fromme Sinn der Schönwälder, der sich auch in zahlreichen Kapellen und Kreuzen im Dorfe und in der Feldmark ausspricht.

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