§ 104 Ernst Ludwig I [1344]

    Nachdem Tönnies IV v. Blücher [2688] am 14. August 1669 gestorben war, mutheten seine beiden hinterbliebenen Söhne Joachim auf Levitzow [2696] (aus der ersten Ehe) und Ernst Ludwig (aus der zweiten Ehe) am 26. November gemeinsam das Lehngut Sukow; aber noch bevor sie am 6. Dezember den Muthschein von der Güstrowschen Kanzlei empfingen, schlossen sie am 30. November unter sich und mit der Mutter und der "noch unausgesteuerten Jungfer Sophia Hedwig" eine Erbvergleich. Nach des Vaters Wunsch war das Gut Sukow (mit Einschluß des Besitzes in Gehmkendorf) zum Werte von 200.000 Gulden angenommen; aber von „Vieh und Fahrniss“ empfing die Witwe die Hälfte nebst Pferden und Trauerwagen. Das Los entschied zwischen den beiden Brüdern für den jüngeren, Ernst Ludwig (geb. am 17. März 1642), welcher schon 1657 den Hofe zu Güstrow, wo er als Page gedient, verlassen hatte, um den Vater auch bevor dieser gelähmt war, bei der Verwaltung des Gutes zu unterstützen und zu vertreten. Er fand nun auch ferner in der wirtschaft auf seinem Gute seine Arbeit und Genüge; in anderweitige Privatangelegenheiten und in öffentliche mischte er sich nicht ein. Er wird uns als fromm, milde, „wehmüthige“  und demütige Natur, als ein Mann von unverbrüchlicher Treue und großer Friedfertigkeit, als ein Feind aller Üppigkeit geschildert. Schwere Schicksale befestigten ihn in seiner Weise. Am 29. April 1689 wurden währen seiner und seiner Gattin Abwesenheit sein Wohnhaus mit fast aller beweglichen Habe und sämtliche Hofgebäude in Asche gelegt; doch ward „der Verlust gar reichlich durch Gottes Güte redressiret“. Seit seinem 40. Lebensjahre litt Ernst Ludwig – 26 Jahre lang, wiewohl mit Unterbrechungen – wie sein Vater, an einer schmerzlichen, sich immer steigernden Gliederkrankheit, welche ihn oft nötigte, dem ihm eng befreundeten Pastor Kaspar Mantzel zu Jördenstorf seine auswärtige Geschäfte zu übertragen. Endlich erkrankte Blücher schwer an seinem Geburtstage 1708 und starb am 14. April desselben Jahres.
 Ihn überlebte seine Gemahlin, Marie, geb. v. Bredow, die Tochter des brandenburgischen Kommissarius des havelländischen Kreises Hans Christoph v. Bredow auf Friesack, Wagenitz, usw. und seiner Gattin Barbara Dorothea, geb. v. Görne. Die Ehepakten , welche zu Wagenitz am 25. Juni 1671 von Ernst Ludwig unterzeichnet waren, haben sich noch erhalten. Der Schwiegervater galt für einen sehr reichen Mann; doch beschränkte er Mariens Ehegelder auf 4000 Gulden, zu welchen ihre Mutter nach Jahr und Tag noch 2000 Gulden hinzuzufügen verhieß. Dagegen waren, wie man aus der von Blücher und seiner „Liebsten“ nach der Hochzeit am 30. Juni zu Wagenitz ausgestellten Quittung ersieht, Aussteuer und Geschmack sehr reich. Blücher gewährte seinerseits eine Gegenversicherung von 2000 und eine Morgengabe von 1000 Gulden, gestand auch der Braut, im Falle, daß sie Witwe würde, eine Wohnung in einer Stadt, oder dafür eine Entschädigung, zu und verhieß eine Hypothek auf sein Gut. Nachdem am 1. Juni 1691 der Kommissarius Hans Christoph v. Bredow gestorben war, fiel der Frau v. Blücher, wiewohl sie das Erbe mit vier Brüdern und ebenso vielen Schwestern teilte, noch ein ansehnliches Vermögen zu, so daß sie, als ihr jüngster Sohn 1711 Sukow übernahm, etwa ein Drittel dessen, was das Gut wert gehalten ward, zu fordern hatte. Wiewohl sie mit dem Sohne in herzlichem Einvernehmen stand, blieb sie doch nicht in Sukow, sondern wohnte als Witwe zuerst in Güstrow und nahm zu Ende Mai 1711 ihren Wohnsitz zu Rostock. Dort wird sie vor 1718 gestorben sein; am 6. März 1715 lebte sie noch.
 Ihre Ehe war mit 10 Kindern gesegnet :
1) Sophie Katharine, geb. 1672 (getauft am 4. April). Diese Tochter vermählte Ernst Ludwig v. Blücher am 27. Januar 1701 mit Philipp Christoph v. Ditten auf Werle. Nachdem sie schon am 19. Dezember 1702 Witwer geworden, muthete sie freilich für ihr Söhnlein Ernst Christoph am 3. Dezember 1703 das Gut Werle, kehrte aber, wie es scheint, mit dem Knaben nach Sukow zurück. Späterhin verheiratete sie sich zum anderen Mal mit dem Erbhauptmann zu Treptow Ulrich Adolf v. Krassow. Wahrscheinlich ist sie 1744 (kinderlos) verstorben; denn das Sukower Haus beerbte sie.
2) Hans Christoph, geb. 1673 (getauft am 4. September), Soldat, keine Kinder
3) Anton, geb. 1674 (get. am 2. Dezember), beschloß sein Leben schon im ersten Jahre; er ward 21. November 1675 bestattet.
4) Barbara Dorothea, geb. 1675 (getauft am 28. Dezember), vermählte sich nach des Vaters Tode (etwa 1710) mit dem holsteinischen Kapitänleutnant Hans Christoph v. Sperling.
5) Maria Hedwig und ihre Zwillingsschwester
6) Eva Louise wurden am 6. März 1677 getauft. Die erstere starb noch in demselben Monat (am 29. ward sie bestattet). Louise aber feierte am 9. Dezember 1709 zu Sukow ihre Hochzeit mit Franz Dietrich v. Winterfeld auf Varchow, dem sie ein ansehnlichen Vermögen zubrachte. Als dieser 1730 („in der Gerstenernte“) gestorben war, geriet die Witwe in mancherlei Irrungen mit seinem Bruder, dem Vormunde ihrer Kindern, Hans v. Winterfeld auf Rosenow. Sie lebte noch am 6. Januar 1744.
7) Anton, getauft am 28. April 1679, Soldat, gefallen vor Lille/Rijsel 7. September 1708.
8) Elisabeth Hedwig, geb. 1681 (getauft am 16. März), begleitete ihre verwitwete Mutter, als diese das Gut Sukow verließ, nach Güstrow und Rostock. Wahrscheinlich ist sie unvermählt gestorben, Zeit und Ort ihres Todes sind uns unbekannt geblieben.
9) Marie Agnes, geb. 1684 (getauft am 30. Oktober), verheiratete sich am 7. März 1710 mit Henning Christoph von Oertzen auf Neuensund in der Mark Brandenburg, welcher 1715 diese Gut veräußerte und dagegen das seit 1694 verpfändete Oertzensche Gut Helpte wieder einlöste.
10) Friedrich Ludwig, geb. 1686 (getauft am 21. Juli)
 

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