Nachdem Tönnies
IV v. Blücher [2688] am 14. August 1669 gestorben war, mutheten
seine beiden hinterbliebenen Söhne Joachim
auf Levitzow [2696] (aus der ersten Ehe) und Ernst Ludwig (aus der
zweiten Ehe) am 26. November gemeinsam das Lehngut Sukow; aber noch bevor
sie am 6. Dezember den Muthschein von der Güstrowschen Kanzlei empfingen,
schlossen sie am 30. November unter sich und mit der Mutter und der "noch
unausgesteuerten Jungfer Sophia Hedwig" eine Erbvergleich. Nach des Vaters
Wunsch war das Gut Sukow (mit Einschluß des Besitzes in Gehmkendorf)
zum Werte von 200.000 Gulden angenommen; aber von „Vieh und Fahrniss“ empfing
die Witwe die Hälfte nebst Pferden und Trauerwagen. Das Los entschied
zwischen den beiden Brüdern für den jüngeren, Ernst Ludwig
(geb. am 17. März 1642), welcher schon 1657 den Hofe zu Güstrow,
wo er als Page gedient, verlassen hatte, um den Vater auch bevor dieser
gelähmt war, bei der Verwaltung des Gutes zu unterstützen und
zu vertreten. Er fand nun auch ferner in der wirtschaft auf seinem Gute
seine Arbeit und Genüge; in anderweitige Privatangelegenheiten und
in öffentliche mischte er sich nicht ein. Er wird uns als fromm, milde,
„wehmüthige“ und demütige Natur, als ein Mann von unverbrüchlicher
Treue und großer Friedfertigkeit, als ein Feind aller Üppigkeit
geschildert. Schwere Schicksale befestigten ihn in seiner Weise. Am 29.
April 1689 wurden währen seiner und seiner Gattin Abwesenheit sein
Wohnhaus mit fast aller beweglichen Habe und sämtliche Hofgebäude
in Asche gelegt; doch ward „der Verlust gar reichlich durch Gottes Güte
redressiret“. Seit seinem 40. Lebensjahre litt Ernst Ludwig – 26 Jahre
lang, wiewohl mit Unterbrechungen – wie sein Vater, an einer schmerzlichen,
sich immer steigernden Gliederkrankheit, welche ihn oft nötigte, dem
ihm eng befreundeten Pastor Kaspar Mantzel zu Jördenstorf seine auswärtige
Geschäfte zu übertragen. Endlich erkrankte Blücher schwer
an seinem Geburtstage 1708 und starb am 14. April desselben Jahres.
Ihn überlebte seine Gemahlin, Marie, geb. v. Bredow,
die Tochter des brandenburgischen Kommissarius des havelländischen
Kreises Hans Christoph v. Bredow auf Friesack,
Wagenitz, usw. und seiner Gattin Barbara Dorothea, geb. v. Görne.
Die Ehepakten , welche zu Wagenitz am 25. Juni 1671 von Ernst Ludwig unterzeichnet
waren, haben sich noch erhalten. Der Schwiegervater galt für einen
sehr reichen Mann; doch beschränkte er Mariens Ehegelder auf 4000
Gulden, zu welchen ihre Mutter nach Jahr und Tag noch 2000 Gulden hinzuzufügen
verhieß. Dagegen waren, wie man aus der von Blücher und seiner
„Liebsten“ nach der Hochzeit am 30. Juni zu Wagenitz ausgestellten Quittung
ersieht, Aussteuer und Geschmack sehr reich. Blücher gewährte
seinerseits eine Gegenversicherung von 2000 und eine Morgengabe von 1000
Gulden, gestand auch der Braut, im Falle, daß sie Witwe würde,
eine Wohnung in einer Stadt, oder dafür eine Entschädigung, zu
und verhieß eine Hypothek auf sein Gut. Nachdem am 1. Juni 1691 der
Kommissarius Hans Christoph v. Bredow gestorben war, fiel der Frau v. Blücher,
wiewohl sie das Erbe mit vier Brüdern und ebenso vielen Schwestern
teilte, noch ein ansehnliches Vermögen zu, so daß sie, als ihr
jüngster Sohn 1711 Sukow übernahm, etwa ein Drittel dessen, was
das Gut wert gehalten ward, zu fordern hatte. Wiewohl sie mit dem Sohne
in herzlichem Einvernehmen stand, blieb sie doch nicht in Sukow, sondern
wohnte als Witwe zuerst in Güstrow und nahm zu Ende Mai 1711 ihren
Wohnsitz zu Rostock. Dort wird sie vor 1718 gestorben sein; am 6. März
1715 lebte sie noch.
Ihre Ehe war mit 10 Kindern gesegnet :
1) Sophie Katharine, geb. 1672 (getauft am 4. April). Diese Tochter
vermählte Ernst Ludwig v. Blücher am 27. Januar 1701 mit Philipp
Christoph v. Ditten auf Werle. Nachdem sie schon am 19. Dezember 1702 Witwer
geworden, muthete sie freilich für ihr Söhnlein Ernst Christoph
am 3. Dezember 1703 das Gut Werle, kehrte aber, wie es scheint, mit dem
Knaben nach Sukow zurück. Späterhin verheiratete sie sich zum
anderen Mal mit dem Erbhauptmann zu Treptow Ulrich Adolf v. Krassow. Wahrscheinlich
ist sie 1744 (kinderlos) verstorben; denn das Sukower Haus beerbte sie.
2) Hans Christoph, geb. 1673 (getauft am 4. September), Soldat, keine
Kinder
3) Anton, geb. 1674 (get. am 2. Dezember), beschloß sein Leben
schon im ersten Jahre; er ward 21. November 1675 bestattet.
4) Barbara Dorothea, geb. 1675 (getauft am 28. Dezember), vermählte
sich nach des Vaters Tode (etwa 1710) mit dem holsteinischen Kapitänleutnant
Hans Christoph v. Sperling.
5) Maria Hedwig und ihre Zwillingsschwester
6) Eva Louise wurden am 6. März 1677 getauft. Die erstere starb
noch in demselben Monat (am 29. ward sie bestattet). Louise aber feierte
am 9. Dezember 1709 zu Sukow ihre Hochzeit mit Franz Dietrich v. Winterfeld
auf Varchow, dem sie ein ansehnlichen Vermögen zubrachte. Als dieser
1730 („in der Gerstenernte“) gestorben war, geriet die Witwe in mancherlei
Irrungen mit seinem Bruder, dem Vormunde ihrer Kindern, Hans v. Winterfeld
auf Rosenow. Sie lebte noch am 6. Januar 1744.
7) Anton, getauft am 28. April 1679, Soldat, gefallen vor Lille/Rijsel
7. September 1708.
8) Elisabeth Hedwig, geb. 1681 (getauft am 16. März), begleitete
ihre verwitwete Mutter, als diese das Gut Sukow verließ, nach Güstrow
und Rostock. Wahrscheinlich ist sie unvermählt gestorben, Zeit und
Ort ihres Todes sind uns unbekannt geblieben.
9) Marie Agnes, geb. 1684 (getauft am 30. Oktober), verheiratete sich
am 7. März 1710 mit Henning Christoph von Oertzen auf Neuensund in
der Mark Brandenburg, welcher 1715 diese Gut veräußerte und
dagegen das seit 1694 verpfändete Oertzensche Gut Helpte wieder einlöste.
10) Friedrich Ludwig, geb. 1686 (getauft
am 21. Juli)