§ 113 Der Stammvater Joachim v. Blücher auf Levitzow

    Der älteste Sohn des Tönnies IV von Blücher [2688] auf Sukow aus dessen erster Ehe, Joachim, bezog, noch bevor er das 14. Lebensjahr zurückgelegt hatte, im Mai 1629 die Universität Rostock. Ob das Studium dort den erwünschten Fortgang nahm und nehmen konnte, mag zweifelhaft erscheinen, wenn man bedenkt, daß damals Wallenstein Herr der Stadt war, späterhin der kaiserliche General Savelli eine Besatzung hinein warf, um Rostock vor dem Schweden zu schützen, hernach die Ermordung  des kaiserl. Obersten v. Hatzfeld durch den Studiosus Vahrmeyer die ganze Universität in Aufregung brachte, endlich der nach Mecklenburg zurückgekehrte Herzog Johann Albrecht II. und der schwedische General Tot die Stadt einschlossen und den kaiserlichen Kommandanten nötigten, sie am 16. Oktober 1631 zu räumen. Wie lange Joachim den Universitätsstudien oblag, wird nicht gemeldet. Gewiß ist, daß er hernach seine erworbenen Kenntnisse nicht als Beamter zu verwerten suchte, sondern in den schlimmsten Jahren den großen Krieges seinem Vater in der Verwaltung des Gutes Sukow treu zur Seite stand. Er war damals der einzige Sohn des Hauses, hatte also um so mehr Verpflichtung und Veranlassung. Das gute Einvernehmen mit dem Vater ward auch dadurch, daß nach dem Tode der Mutter (1637 oder 1638) der Vater im Jahre 1639 mit Katharina Sophia v. Knuth eine neue Ehe einging, so wenig gestört, daß Joachim vielmehr 1641 dem Vater eine Schwiegertochter ins Haus führte. Er vermählte sich nämlich am 6. Juni 1641 mit der Witwe des im Februar 1638 (nach einer Ehe von nur 17 Wochen) „in exilo“ verstorbenen Joachim Ernst v. Maltzan  auf Venselow, Dorothea, der Tochter des weiland fürstlichen Hauptmanns zu Stavenhagen, Joachim v. Grabow auf Wosten, auf der Sophia v. Restorff aus dem Hause Schönenfeld.
    Nachdem aber aus Tönnies zweiter Ehe noch wie Söhne hervorgegangen waren, mochte es Joachim angemessen erscheinen, zumal nachdem auch ihm bereits mehrere Kinder geboren waren, sich ein eigenes Haus zu schaffen. Und vielleicht entschloß er sich dazu um so eher, da das Gut, aus welchem seine Mutter Margarethe v. Lowtzow stammte, das Sukow benachbarte Gut Levitzow, eben zum Verkauf ausgeboten ward.
    Hans v. Lowtzow hatte das Gut seines Hauses, Levitzow, in seine Hand gebracht; aber bald hernach, 1642, war er gestorben, und das Gut in Konkurs geraten. Das Schulverfahren gedieh endlich so weit, daß 1650 ein Distributionsabschied erfolgte und 1651 das Gut den Gläubigern zugeschlagen ward. Die Schulden betrugen über 50.000 Gulden; Tönnies v. Blücher auf Sukow hatte allein ein Drittel dieser Summe zu fordern. Da entschlossen sich Hans v. Lowtzows Witwer, Margarethe geb. v. Koss, für ihre Söhne, und Joachim v. Blücher je einem Anteil das Gut Levitzow von den Gläubigern anzukaufen. Am 18. Juli 1651 ward Joachim Blücher in seine (kleinere) Hälfte des Gutes eingewiesen, zu deren Ankauf er vom Vater einige Tausend Gulden empfangen, aber auch das Vermögen seiner Frau verwandt hatte. Einige Schwierigkeiten, welche sich noch an diese Erwerbung hingen, wurden bald beseitigt, und Levitzow war Joachim v. Blüchers bleibender Wohnsitz, da, als sein Vater 1669 verstarb, er das Stammgut Sukow wohl zusammen mit seinem Bruder muthete, dieses aber in der Kavelung nach dem erwähnten Erbvertrag vom 30. November 1669 dem Bruder Ernst Ludwig zufiel.
    Mittlerweile war Joachim von Blücher Witwer geworden. Seine sehr fromme, treffliche Gemahlin war ein rechter Segen seines Hauses gewesen. Sie hatte manch schweres Geschick ihres wechselvollen Lebens mit großer Geduld getragen, die große Zahl ihrer Kinder fromm erzogen, in Demut und Treue alle ihre Pflichten zu erfüllen gesucht. Nach eine längeren Krankheit entschließ sie gottergeben am 7. November 1667 und ward am 9. Januar 1668 in der Kirche zu Levitzow beigesetzt. Von 11 Kindern, 8 Töchtern und 3 Söhnen, hatte sie 5 bestattet, er überlebten sie ein Sohn und fünf Töchter, „deren etliche noch klein und unmündig“.
    Nach einigen Jahren entschloß sich Joachim v. Blücher zu einer zweiten Ehe, und zwar mit der Witwe Melchior Wignand v. Kardorffs auf Remlin (bei Gnoien), Elisabeth Hedwig, der Tochter des Obristen Joachim von Moltke auf Schorssow und Samow aus seiner Ehe mit Adelheid Margarete von der Lühe (aus dem Hause Fahrenhaupt). Als der Obrist v. Moltke diese Tochter zu Schorssow am 20. April 1662 mit Melchior Wignand v. Kardorff (der in erster Ehe mit einer v. Behr {+1660} vermählt gewesen war) verlobte, sagte er seinem Schwiegersohn einen Brautschatz von 6000 fl. Zu; und diese Summe ward dazu benutzt, verpfändetet Stücke von Remlin einzulösen. Wegen der Illaten blieb Elisabeth Hedwig, als sie nach wenigen Jahren ihren ersten Gemahl verloren hatte, im besitz des Gutes Remlin, hatte aber freilich wenig Genuß von demselben, da es 1670 durch einen Brand sehr geschädigt ward. Diesen Pfandbesitz brachte sie nunmehr ihrem zweiten Gemahl Joachim v. Blücher zu.
    Übrigens währte ihre zweite Ehe nur 3-4 Jahre; Joachim v. Blücher starb „im Herbst“ 1676 (am 26. September ward er zu Levitzow beigesetzt).
    Von den Kindern aus der ersten Ehe Joachims v. Blücher werden die beiden Söhne und die drei Töchter, welche vor ihrer Mutter verstarben, uns nie mit Namen genannt. Bekannter sind die, welche ihre Mutter überlebten; doch sind ihre Geburtstage und Jahre nicht überliefert; es ist daher auch nicht gewiß, welche Stelle der einige Sohn : Joachim Ernst, unter ihnen einnimmt.
Die fünf Töchter waren :
    1) Margarethe Dorothea, welche sich vor dem 6. März 1680 mit Joachim Dietrich von Maltzan (+ 1708), einem Sohne Jürgens v. Maltzan auf Rothemoor und Rothspalk, vermählte.
    2) Elisabeth Hedwig, seit etwa 1675 Frau des Rittmeisters Jürgen von Holstein (aus Kenzlin in Pommern ?), der als Pächter zu Kittendorf 1679-1682 erscheint.
    3) Sophia Maria, vermählt sich 1677 mit Bernhard Christoph v. Blücher auf Markow, und nachdem sie am 26. Dezember 1697 Witwe geworden war, zum zweiten Male am 18. Januar 1681 mit Joachim Christian v. Möller auf Karnitz und Teschow verheiratete.
    4) Anna Sophie war am 6. März 1680 noch unvermählt; später ward sie die Frau Johann Dietrichs von Maltzan, auf Rothenmoor. Sie überlebte ihren Gemahl (+ 1712) um 11 Jahre.
    5) Katharine Elisabeth war am 6. März 1680 gleichfalls  noch unvermählt. Ihre späteren Schicksale sind uns nicht bekannt.
    Aus der zweiten Ehe Joachims v. Blücher ging nur eine Tochter hervor :
    6) Maria Dorothea, geb. 1675 im März (getauft am 10.) Auf diese ging von der Mutter deren Retentionsrecht am Remlin über, und sie brachte dasselbe wiederum ihrem Gemahl Henning Christoph von Hobe auf Klein Methling zu.

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